fit und munter - Päpstliche Akademie für das Leben wirbt für bessere Sterbebegleitung; Bischof Bode: "Als Christen geben wir den Patienten nicht auf"

fit und munter

Päpstliche Akademie für das Leben wirbt für bessere Sterbebegleitung; Bischof Bode: "Als Christen geben wir den Patienten nicht auf"


Die Päpstliche Akademie für das Leben (Vatikan) hat
heute (23. Mai 2019) in Berlin das "PAL-LIFE - Weißbuch zur
weltweiten Förderung der Palliativversorgung" vorgestellt. Es wurde
von Experten der Palliativversorgung aus der ganzen Welt erarbeitet.
In dem Weißbuch werden die wichtigsten Empfehlungen für alle
gesellschaftlichen Gruppen vorgestellt, damit Palliativversorgung
weiter entwickelt werden kann.

Der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, Erzbischof
Vincenzo Paglia, ist überzeugt, dass sich in der Palliativpflege ein
zutiefst religiöses und auch positives Menschenbild ausdrücke: "Diese
Sichtweise ist die eigentliche Seele und Stärke der
Palliativversorgung. Daher ist es mir eine Freude, an dieser Stelle
ein Weißbuch zu präsentieren, das an die katholischen Universitäten
und Krankenhäuser der Welt geschickt werden wird, um die Kenntnis und
Praxis der Palliativversorgung zu unterstützen." Erzbischof Paglia
forderte die Förderung einer "palliativen Kultur". Dabei gehe es zum
einen darum, auf die Versuchungen der Euthanasie und der Tötung auf
Verlangen angemessen zu reagieren. Zum anderen müsse man eine "Kultur
der Sorge" heranreifen lassen, "die es möglich macht, eine liebevolle
Begleitung bis an die Schwelle des Todes anzubieten". Erzbischof
Paglia fügte hinzu: "Auch dort, wo keine Heilung möglich ist, können
wir immer noch den Schmerz und das Leid lindern und uns dieses
Menschen annehmen, der womöglich gerade die schwierigste Zeit seines
Daseins durchlebt." Die Palliativversorgung habe maßgeblich zu einer
Wiederentdeckung der ganzheitlichen Begleitung eines Kranken im
Kontext der modernen Medizin beigetragen.

Bei der Vorstellung des Weißbuchs erklärte der Vorsitzende der
Deutschen PalliativStiftung, Dr. Thomas Sitte: "Dieses Weißbuch
repräsentiert den Konsens führender Experten aus der ganzen Welt. Das
Weißbuch soll und kann eine praxisnahe Grundlage für alle
Institutionen bilden, die in irgendeiner Form an der
Gesundheitsversorgung beteiligt sind. Es ist ein Baustein, hierzu das
notwendige, gut fundierte Wissen zu verbreiten, um ruhig und sachlich
erklären zu können, dass wir geschäftsmäßige Beihilfe zur
Selbsttötung in Deutschland nicht zur Leidenslinderung brauchen."

Bischof Dr. Franz-Josef Bode (Osnabrück), Vorsitzender der
Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz, würdigte das
Weißbuch als entscheidenden Schritt in der Palliativarbeit. Als
Kirche sei es ein vorrangiges Anliegen, dass Menschen in Würde
sterben könnten. "Derzeit müssen wir ein Wiederaufflammen der Debatte
um § 217 StGB erleben, in der die Selbsttötung als ein Grundrecht und
die Beihilfe dazu als eine allgemein verfügbare Dienstleistung
angesehen werden. Wenn so die Unantastbarkeit der Menschenwürde
aufgegeben wird, betonen wir mit Nachdruck, was für uns ein Sterben
in Würde bedeutet und wie wir es ermöglichen wollen", so Bischof
Bode. "Als Christen sind wir den Patienten nahe und geben sie nicht
auf, auch wenn keine Aussicht auf medizinischen Erfolg mehr besteht;
wir wollen ihnen bestmögliche Pflege zuteilwerden lassen und ihre
Schmerzen lindern, ohne den Tod durch eine Behandlung im Übermaß
hinauszuzögern und ohne ihn vorzeitig herbeizuführen." Es sei
wichtig, dass schwer kranke und sterbende Menschen in all ihren
Bedürfnissen - auch in ihren existenziellen Nöten - wahrgenommen
würden. "Die palliative Fürsorge leistet all dies und ist damit die
beste Antwort auf die Suizidwünsche kranker und hilfebedürftiger
Menschen, die doch vor allem auf solidarischen Beistand und Zuwendung
angewiesen sind. Sie nimmt vielen Patienten die Angst vor einem
qualvollen Tod", so Bischof Bode. Gleichzeitig unterstrich er die
Notwendigkeit eines flächendeckenden Ausbaus der Hospiz- und
Palliativversorgung in Deutschland. Bischof Bode würdigte auch die
solidarische Sorge, die sich in vielen Einrichtungen des
Gesundheitswesens ausgebildet habe. Bei der Vorstellung des Weißbuchs
sprach er sich für eine Weiterentwicklung der kirchlichen
Sterbebegleitung aus. Dazu gehöre eine multiprofessionelle
Zusammenarbeit der Seelsorge mit den Gesundheitsberufen, die
gegenseitige Ergänzung von Haupt- und Ehrenamtlichen, ein fruchtbarer
Diskurs mit Spiritual Care und besonders auch das Wiederentdecken der
Sakramente der Kirche am Lebensende. Es sei ein großes Anliegen, "die
Sakramente, die uns in der Kirche geschenkt wurden, den vielen
Menschen, die zu ihnen keinen Zugang mehr haben, in neuer und
sensibler Weise angeboten werden."

Hintergrund zum Weißbuch und zur Päpstlichen Akademie für das
Leben

Das Wissen um die Möglichkeiten der Palliativversorgung ist nicht
überall umgesetzt und bekannt. Der Vatikan gibt mit dem Weißbuch
wichtige Empfehlungen, wie sich jede gesellschaftliche Gruppe dafür
einbringen kann. Die Päpstliche Akademie engagiert sich damit für die
verletzlichsten Menschen in der Gesellschaft. Ihnen kann durch die
palliative Fürsorge die Angst vor einem qualvollen Sterben genommen
werden. Die Basis der Versorgung ist ein Zusammenwirken der
medizinischen, pflegerischen und spirituellen Begleitung.

Das Weißbuch betont, dass alle Beteiligten des Gesundheitssystems
mitverantwortlich sind, den Zugang zur Leidenslinderung und damit
Palliativversorgung als Grundrecht der Patienten und ihrer Familien
sicherzustellen. Jährlich leiden und sterben über 25 Millionen
Menschen unter lebensbedrohlichen und lebensverkürzenden Krankheiten.
Die große Mehrheit dieser Menschen lebt in Ländern mit niedrigem oder
mittlerem Einkommen und hat keinerlei Zugang zu angemessener
Leidenslinderung.

Regierungen und Gesundheitsversorger, gleich, ob sie religiös oder
weltlich orientiert sind, können dieses Weißbuch als eine Checkliste
einsetzen, die ihnen hilft, grundlegende Strategien zu entwickeln und
umzusetzen, damit die Sorge für die leidenden Patienten und deren
Familien auch bei lebensbegrenzender Krankheit verbessert wird.

Das PAL-LIFE-Projekt geht auf eine Initiative des früheren
Bundesgesundheitsministers Hermann Gröhe und der Deutschen
PalliativStiftung anlässlich eines Besuches in Rom im Herbst 2016
zurück.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine international
anerkannte Definition für Palliative Care vorgenommen. Sie ist im
Internet verfügbar unter
http://www.who.int/cancer/palliative/definition/en/. Im Weißbuch
findet sich auch eine ausführliche deutsche Übersetzung.

Hinweise:

"PAL-LIFE - Weißbuch für die weltweite Förderung der
Palliativversorgung" wurde zunächst auf Englisch veröffentlicht, die
deutsche Übersetzung kann ab sofort von der Website www.pal-life.org
heruntergeladen werden und ist für Multiplikatoren auch kostenlos
erhältlich (E-Mail: pressestelle@dbk.de oder
info@palliativstiftung.de).



Pressekontakt:
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Herausgeber
P. Dr. Hans Langendörfer SJ
Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz

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