Spätestens seitdem James Bond in Casino Royale Bösewichte durch
Montenegro jagte, ist das kleine Land an der südlichen Adriaküste bei
Filmfans in aller Munde. Ein kleines Detail wird dabei oft übersehen:
Der Film wurde gar nicht in Montenegro gedreht. Meistens ist es
allerdings umgekehrt. Szenen, die im "Land der schwarzen Berge"
gedreht wurden, sollen in ganz anderen Ländern der Welt spielen. So
auch in bei der Neuverfilmung des Klassikers Papillon, der
vergangenen Sommer in den deutschen Kinos lief. Aktuell hält sich
Johnny Depp für Dreharbeiten am Film "Minamata" in Montenegro auf, wo
er die Rolle des legendären US-Fotografen W. Eugene Smith spielt. Bei
einer Rundreise durch das Land lassen sich Spuren aus zahlreichen
Filmen der letzten sechs Jahrzehnte entdecken.
In den sechziger Jahren sorgten die Karl-May-Filme für volle
Kinos. Gedreht wurde im damaligen Jugoslawien. Für vier Filme der
Reihe fanden die Produzenten im heutigen Montenegro die passende
Kulisse. Schauspieler Lex Barker ritt in der Anfangsszene als Old
Shatterhand, im gleichnamigen Film, an der Seite von Winnetou-Legende
Pierre Brice. Diese und weitere Szenen wurden in der Gemeinde Ulcinj
im Süden des Landes aufgenommen. Statt in der Prärie standen die
Planwagen im Nachtlager auf einer Ebene hinter Ulcinj und bei den
Dörfern in der Nähe des Sees Sasko jezero wurde der Treck der Armee
von Indianern angegriffen.
Wer sich heute im Restaurant an den sogenannten Niagara-Fällen bei
Podgorica einen Kaffee gönnt, muss sich keine Sorgen machen in eine
Schießerei mit mexikanischen Rebellen zu geraten. Diese Szene aus
"Die Pyramide des Sonnengottes" wurde, wie viele weitere, im Gebiet
Cemovsko Polje zwischen der Hauptstadt des Landes und Tuzi gedreht.
Auch in "Der Schatz der Azteken" wurde das Gebiet für Aufnahmen
genutzt. Die weitläufige Ebene hat sich seit den Dreharbeiten
allerdings erheblich weiterentwickelt. In den sechziger Jahren noch
karg und steinig, ist es heute der größte zusammenhängende Weingarten
Europas und erweckt eher den Eindruck einer grünen Oase. Besonders
erfolgreich war auch "Der Schut" aus dem Jahr 1964. Die ersten
Minuten zeigen die malerische Küste bei Petrovac. Aber auch der
Skadarsee, die Ebenen rund um die Hauptstadt Podgorica und vor allem
die Moraca-Schlucht sind in dem Streifen zu sehen. Für Karl-May-Fans
lohnt sich eine Reise nach Montenegro also allemal.
Durch die Moraca-Schlucht führt der Weg weiter in den Norden des
Landes. Dort durchschneidet die Tara-Schlucht, die tiefste Schlucht
Europas, die Landschaft und bildet eine von der Natur geschaffene
Kulisse, die ihresgleichen sucht. In dieser Szenerie stand Harrison
Ford 1978 in "Der wilde Haufen von Navarone" als Lieutenant Colonel
Mike Barnsby vor der Kamera. Der Film spielt während des Zweiten
Weltkriegs und handelt von einer britischen Spezialeinheit, die eine
strategisch wichtige Brücke sprengen soll. Die Brücke, die am Ende
der Geschichte zerstört wird ist die Djurdjevica-Tara-Brücke im
Nationalpark Durmitor. Aber natürlich geschieht dies nur im Film.
Tatsächlich hat die inzwischen etwas betagte Brücke die Dreharbeiten
schadlos überstanden und ist heute ein beliebter Fotostopp für
Touristen.
Zurück an die Küste Montenegros. Adrien Brody und Rachel Weisz
machten auf ihrer Reise um die Welt in "Brothers Bloom" aus dem Jahr
2008 in Montenegro Station. Tatsächlich darf das montenegrinische
Bühnenbild hier sich selbst darstellen. Doch dann wird aus dem großen
Strand im Süden des Landes im Nu ein Ort in Mexiko. Der Film entstand
insbesondere in Ulcinj und Petrovac, aber auch in Budva. Mit seinen
Stränden und seinem Nachtleben ist es das touristische Zentrum des
Landes. Kaum jemand erinnert sich heute noch, dass die lieblichen
Altstadtgassen 1969 als Drehort für den Kinderfilm "Pippi in
Taka-Tuka-Land" dienten.
Im Jahr 2008 wurde mit der Neuverfilmung von "Die rote Zora" ein
weiterer Kinderfilm in Montenegro gedreht. Die Produzenten freuten
sich über die Ursprünglichkeit der Region und wählten das kleine
Städtchen Perast für die Produktion aus. Wer den Film genau anschaut,
wird neben der Bucht von Kotor auch noch einige andere Stellen der
montenegrinischen Küste wiedererkennen. Ebenso beim Traumschiff, das
bei einer "Kreuzfahrt ins Glück" den Anker in der Bucht auswarf.
Die Bucht von Kotor ist Unesco-Weltkulturerbe und hat es den
Filmemachern besonders angetan. So wurde zum Beispiel die
Shakespeare-Verfilmung "Coriolanus" mit Ralph Fiennes in den engen
Gassen der Altstadt von Kotor gedreht. Aber auch andere Superstars
standen dort schon auf dem Set. Kein geringerer als Brad Pitt spielte
in "The Dark Side of the Sun" eine seiner ersten Rollen überhaupt.
Angeblich bekam er damals eine Gage von 1.500 Dollar. Die
Dreharbeiten dafür fanden 1988 in Kotor statt. Der Film selbst war
übrigens ein Flop und wurde erst neun Jahre nach der Fertigstellung,
als Pitt längst ein Star war, veröffentlicht. Am Drehort hat es
sicher nicht gelegen.
Und um noch einmal den Bogen zurück zu James Bond zu spannen: Auch
wenn bisher kein Bond-Film im Land gedreht wurde, so hat zumindest
ein Bond-Darsteller wieder den Weg nach Montenegro gefunden. Pierce
Brosnan durfte 2013 bei den Dreharbeiten zu "The November Man" die
montenegrinische Küste genießen. Von ihrer schönsten Seite zeigen
sich im Hintergrund die Straßen und Cafés von Herceg Novi, Petrovac
und Perast. Und der traumhafte Anblick von Sveti Stefan von der Adria
aus weckt sicher das Fernweh für die nächste Reise nach Montenegro.
Ein paar Anregungen, wie man die Zeit bis dahin auf dem Sofa
überbücken kann gibt es jetzt ja.
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