"Substitution und Delegation medizinischer
Leistungen rücken immer mehr in den politischen Fokus. Wenn es um die
Nachsorge bei mit Cochlea Implantaten (CI) versorgten Patienten geht,
ist die Einbeziehung des Hörakustikers zielführend: Kliniken werden
entlastet und die Patienten zeit- und wohnortnah versorgt." Mit
dieser Empfehlung weist Marianne Frickel, Präsidentin der
Bundesinnung der Hörakustiker (biha), auf einen Missstand in der
Versorgung hin.
Am 15. Juni 2019 findet der 14. Deutsche CI-Tag statt. Die
Hörakustiker machen an diesem Tag auf die Belange von
Cochlea-Implantat-Trägern aufmerksam und weisen auf ihre Kompetenz in
der Nachsorge hin - hochqualitativ und wohnortnah.
Träger eines CI haben einen Hörverlust, bei dem Hörsysteme nicht
ausreichen. Das Implantat überbrückt die Funktion des Mittelohrs und
setzt direkt in der Hörschnecke, der Cochlea, elektrische Impulse,
die den Hörnerv stimulieren. Hören wird wieder möglich. Die
Implantation findet in speziell dafür ausgestatteten Kliniken statt.
Dort folgt auf die OP auch die erste Anpassung. Während jedoch
Hörsystemträger bei Fragen rund um ihr Hörsystem zu ihrem
Hörakustiker vor Ort gehen können, nehmen viele CI-Träger für die
Nachsorge oft den langen Weg zur Klinik in Kauf. Dabei sind bereits
über 1.200 Hörakustiker bundesweit auf die besonderen Belange der
CI-Träger spezialisiert und bieten die Nachsorge wohnortnah an. Die
CI-Nachsorge muss nicht einmal an den Hörakustikmeister delegiert
werden. Er kann diese bereits aufgrund seiner Ausbildung durchführen.
Häufig ist der Hörakustiker bereits vertrauter Ansprechpartner des
Versorgten. In vielen Fällen hat er schon die individuelle
Hörsystemanpassung vorgenommen und kennt die akustischen Situationen,
in denen sich der neu mit einem CI versorgte Patient regelmäßig
bewegt. Er ist Experte und kann das CI auf den hörakustischen Alltag
des Patienten bestmöglich einstellen.
Aktuell wird die Nachsorge jedoch fast ausschließlich durch die
operierende Klinik vorgenommen. Die Zahl an CI-Versorgungen wächst,
ihr stehen im Widerspruch dazu zu wenige Akteure, die versorgen
können, gegenüber. Es ist daher kein Grund erkennbar, warum die
Nachsorge nicht beim Hörakustiker erfolgen soll. Die Fachkenntnisse
der Hörakustiker werden durch regelmäßige CI-Schulungen ergänzt. Das
Hinzuziehen wohnortnaher Fachkräfte - deutschlandweit versorgen gut
15.000 Hörakustiker Schwerhörige wohnortnah - würde nicht nur dem
Versicherten entgegenkommen.
"Am jährlichen CI-Tag muss die Frage gestellt werden, ob aus
Gewohnheit weiterhin lange Anfahrtswege zu einer Klinik in Kauf
genommen werden müssen oder nicht doch besser von den Vorteilen einer
Nachsorge beim Hörakustiker in der Nähe profitiert werden sollte",
kommentiert Marianne Frickel die Lage.
Hintergrund zum Hörakustiker-Handwerk
In Deutschland gibt es etwa 5,4 Millionen Menschen mit einer
indizierten Schwerhörigkeit. Tendenz steigend. Schwerhörigkeit zählt
zu den zehn häufigsten gesundheitlichen Problemen. Mit rund 6.600
Hörakustiker-Betrieben und ca. 15.000 Hörakustikern versorgt das
Hörakustiker-Handwerk bereits ca. 3,7 Millionen Menschen in
Deutschland mit qualitativ hochwertigen, volldigitalen Hörsystemen.
Die Bundesinnung der Hörakustiker (biha) KdöR vertritt die Interessen
der Hörakustiker in Deutschland.
Neben der Erstversorgung des Kunden ist der Hörakustiker auch für
die begleitende Feinanpassung mit wiederholten Überprüfungen und
Nachstellungen der Hörsystemfunktionen zuständig. Daneben organisiert
er - wenn der gesetzliche Anspruch besteht - die Kostenübernahme
durch die gesetzlichen Krankenversicherungen und steht für Wartung
und Reparaturen der Hörsysteme bis zu einem gewissen Grad zur
Verfügung.
Darüber hinaus berät er zu Gehörschutz und speziellem technischem
Zubehör. Der Hörakustiker verfügt über theoretisches Wissen aus der
Akustik, Audiologie, Psychologie und Hörsystemtechnik und über
praktische Fertigkeiten zur Audiometrie.
Pressekontakt:
Dr. Juliane Schwoch (biha), schwoch@biha.de
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