Bislang mussten sie nur die Krankenkassenkarte
einmal tauschen - ansonsten haben die Patienten von der Einführung
der Telematik-Infrastruktur nicht viel mitbekommen. Dabei handelt es
sich um eines der größten und anspruchsvollsten IT-Projekte der Welt:
Über die Datenautobahn für das Gesundheitswesen sollen sich bald alle
Beteiligten im Gesundheitswesen wie Ärzte, Psychotherapeuten,
Krankenhäuser, Apotheken und Krankenkassen miteinander vernetzen.
Doch viele Arztpraxen wehren sich gegen den Anschluss: Sie halten das
System für zu unsicher oder überflüssig, zeigt eine aktuelle Umfrage
des Ärztenachrichtendienstes (änd) in Hamburg.
Das neue System soll eine schnelle Online-Kommunikation der
Akteure im Gesundheitswesen ermöglichen - beispielsweise mittels
elektronischer Arztbriefe oder einer elektronischen Patientenakte.
Doch noch ist das Zukunftsmusik: Der erste Schritt besteht darin, die
Arztpraxen mit Hilfe einer Konnektor-Box an das System anzuschließen.
Doch schon das scheint eine große Hürde: Anders als Erfolgsmeldungen
aus Politik und Industrie vermuten lassen, sind offenbar erst rund
die Hälfte der Praxen an das System angeschlossen: 48 Prozent von
rund 2.400 befragten Ärzten gaben im Rahmen der änd-Befragung an,
dass sie den TI-Anschluss bereits hinter sich hätten.
Dass folglich 52 Prozent der Ärzte keinen Anschluss haben, liegt
offenbar nicht in erster Linie an Lieferschwierigkeiten oder
technischen Problemen: Nur zehn Prozent der betreffenden Praxen
betonten, dass sie noch nicht angeschlossen seien, da technische
Komponenten fehlten oder Dienstleister nicht verfügbar wären. Satte
76 Prozent erklärten hingegen, dass sie die Telematik-Infrastruktur
komplett ablehnen, da das System schlichtweg überflüssig sei oder sie
bei dieser Form der Vernetzung um die Sicherheit ihrer Patientendaten
fürchteten.
Ein Umstand, der noch für einiges böses Blut sorgen dürfte: Das
Gesetz sieht Honorarabschläge für die Praxen vor, die sich nicht
vernetzen wollen. 19 Prozent der TI-Verweigerer unter den Ärzten
wollen diesen Verlust einfach akzeptieren. 70 Prozent wollen sich
jedoch gegen die Abzüge wehren - zur Not auch mit juristischen
Schritten. Möglichkeiten in der Richtung gibt es bereits: Der
Ärzteverbund MEDI aus Baden-Württemberg bereitet gerade eine
Musterklage in der Sache vor. Treffen dürfte das zunächst die
Kassenärztlichen Vereinigungen, welche die Honorarabzüge durchführen
müssen.
An der Online-Umfrage beteiligten sich vom 18. bis zum 24. Juni
insgesamt 2.410 änd-Mitglieder - überprüfte niedergelassene Haus- und
Fachärzte aus dem gesamten Bundesgebiet.
Das auf Ärztekommunikation spezialisierte Medienunternehmen ÄND AG
in Hamburg ist Betreiber des Portals www.aend.de - einer Verbindung
aus berufsbezogenem Nachrichtendienst und aktiver
Diskussionsplattform zum innerärztlichen Wissensaustausch. Rund
50.000 Ärzte sind derzeit Mitglied auf www.aend.de.
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