Deutschlands Krankenhäusern fehlen 2019 bereits rund 20.000
Fachkräfte in der Pflege
- Wirtschaftliche Situation der Kliniken verschärft sich deutlich -
2018 erzielten 32 Prozent ein Defizit, 2019 erwartet fast die
Hälfte Verluste
- Investitionen in Digitalisierung schlagen sich bisher nicht positiv
in den Bilanzen der Krankenhäuser nieder
Die Krankenhäuser in Deutschland stehen unter großem
wirtschaftlichem Druck: Knapp ein Drittel schrieb 2018 Verluste, für
2019 rechnet fast jede zweite Klinik mit einem Defizit (47 Prozent)
und nur noch knapp zwei Drittel (65 Prozent) erwarten steigende
Umsätze. Im vergangenen Jahr waren es noch 82 Prozent.
Trotz dieser Situation steht der sich verschärfende
Fachkräftemangel und nicht Kosten- oder Ergebniszwänge ganz oben auf
der Prioritätenliste verantwortlicher Krankenhausmanager.
Deutschlandweit wollen sie allein in der Pflege rund 30.000 Stellen
bis Ende des Jahres aufbauen. Doch 2018 suchten nur rund 11.000
Fachkräfte eine Arbeitsstelle; Deutschland fehlen also aktuell
bereits rund 20.000 qualifizierte Arbeitnehmer für die Pflege im
Klinikbereich. Dies geht aus der "Krankenhausstudie 2019" von Roland
Berger hervor. Im Rahmen der Analyse haben die Experten der
Unternehmensberatung Vorstände und Geschäftsführer der 400 größten
deutschen Krankenhäuser befragt.
"Diese Zahlen verdeutlichen den akuten Personalmangel in deutschen
Krankenhäusern", sagt Peter Magunia, Partner bei Roland Berger. "Das
ist aber bei weitem nicht die einzige Herausforderung für die
Kliniken: Demografischer Wandel und der medizinisch-technische
Fortschritt haben die Umsätze steigen lassen. Doch diese Ära des
Wachstums neigt sich dem Ende entgegen. Stagnierende Fallzahlen
werden den Wettbewerb deutlich intensivieren und vermehrt zu
Kooperationen oder Fusionen führen."
Attraktivere Ausbildung, gezieltes Marketing und ausländisches
Personal für mehr Fachkräfte in der Pflege
Der Fachkräftemangel betrifft sowohl kleinere Häuser in ländlichen
Gebieten als auch größere mit Wachstumsambitionen. Den geplanten
Stellenaufbau in der Pflege wollen sie mit vielseitigen Maßnahmen
vorantreiben: "Verstärktes Marketing, attraktivere Konditionen, mehr
Ausbildungsplätze sowie die Suche nach Personal aus dem Ausland
stehen im Vordergrund", erklärt Oliver Rong, Partner bei Roland
Berger.
Darüber hinaus könnte die "Generalistik"-Reform der
Bundesregierung einen positiven Effekt nach sich ziehen. In ihrem
Zuge werden ab 2020 drei verschiedene Ausbildungen zusammengelegt.
Die Kliniken erhoffen sich so, mehr junge Menschen für die Pflege zu
begeistern.
Investitionen in Digitalisierung verfehlen die erhofften Effekte
Allerdings suchen die Kliniken noch nach den geeigneten Mitteln,
um sich finanziellen Spielraum für die Ausgaben für Personal und
Infrastruktur zu verschaffen. In diesem Kontext blicken die Befragten
skeptischer als im Vorjahr auf Digitalisierungsmaßnahmen. Nur 72
Prozent der Verantwortlichen versprechen sich einen positiven
Niederschlag in der Bilanz. Im vergangenen Jahr waren es noch ganze
93 Prozent.
"Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass Investitionen in die
Digitalisierung in den vergangenen Jahren noch nicht den erhofften
Erfolg erzielt haben", so Rong. Die digitale Transformation stellt
nach Ansicht der Studienteilnehmer eine erhebliche Zusatzbelastung
für die Organisation dar. Weiterhin bemängeln die Kliniken fehlende
Standardisierung und politische Vorgaben in diesem Kontext.
"Interessant ist, dass die von uns befragten Krankenhäuser das
größte Verbesserungspotenzial in ihrer strategischen Ausrichtung
sehen, was sich auch mit unseren Erfahrungen deckt", erklärt Magunia.
"Gerade Themen wie Standortwahl oder Medizinportfolio stehen hierbei
im Fokus. Wollen die Kliniken diese Hebel zur Verbesserung ihrer
Ergebnisse ausschöpfen, müssen sie allen voran ihre Ziele klar
kommunizieren, um die eigenen Mitarbeiter als Unterstützer zu
gewinnen."
Die vollständige Studie können Sie hier herunterladen:
www.rolandberger.de/pressemitteilungen
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