Im letzten Kita-Jahr werden die Kinder
spielerisch immer stärker an die für die Schule benötigten
Fähigkeiten herangeführt. Doch gelingt das nicht bei allen
gleichermaßen gut. "Ergotherapeuten sehen in ihren Praxen Kita-Kinder
mit grob- und feinmotorischen oder anderen Entwicklungsverzögerungen.
Und immer mehr Kinder, die - auch im weitesten Sinne - mit dem Thema
Aufmerksamkeit zu kämpfen haben", berichtet Kristina Eggert im Kampe,
Ergotherapeutin im DVE (Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.).
Manche Kinder sind mit den vielfältigen Anforderungen, die sie in
der Schule zu erfüllen haben, einfach überfordert. Sie scheitern.
Aber nicht etwa daran, dass sie nicht lesen, schreiben, rechnen
lernen können; oft sind organisatorische Dinge der wahre Grund.
Anderen fehlt das Selbstbewusstsein, die Selbstwirksamkeit oder die
Fähigkeit, aufmerksam und konzentriert zu bleiben. Und manche sind
auch am Ende der Kita-Zeit motorisch noch nicht so weit, um in der
Schule ohne Weiteres mitzukommen. Kommt daher aus der Kita der
Hinweis an die Eltern, dass bestimmte Defizite bestehen, sollten
Eltern dem in Hinblick auf den Start in die Schule und ein leichteres
Lernen nachgehen.
Für Alltag in der Schule üben
Oft kommen diese Kinder dann in die Ergotherapie. Die
Ergotherapeutin Eggert im Kampe erklärt, dass Kita-Kinder meist recht
schnell in der Einzeltherapie klarkommen "Für die Schule sind jedoch
auch soziale Aspekte von großer Bedeutung", sagt sie und führt weiter
aus: "Dies war der Anlass, ein Konzept für eine Gruppe von
Kita-Kindern zu kreieren.". Ergotherapeuten richten sich
üblicherweise am Alltag ihrer Klienten aus; in diesem Fall also am
Alltag der Kinder in der Schule. Heißt: Mit den anderen Kindern und
Lehrern ebenso wie mit allen anderen Gegebenheiten klarzukommen. Und
ebenso: Ranzen packen, tragen, bedienen. Oder Schulhefte
unterscheiden und im Ranzen finden, Stifte richtig halten,
Schwungübungen machen und die Orientierung auf dem Arbeitsblatt. In
bester ergotherapeutischer Manier hat Eggert im Kampe daher ein
manualisiertes Förderprogramm für eine Gruppe von Kindern erarbeitet,
das sich an diesen Anforderungen orientiert und die teilnehmenden
Kita-Kinder im Laufe von 12 Wochen altersgerecht, also in kindlichen
Denk- und Verhaltensmustern, auf die Schule vorbereitet.
Kindgerechtes ergotherapeutisches Programm
Verhalten sich manche Kita-Kinder zunächst noch schüchtern in
ihrer Gruppe, verlieren sie die Scheu oft ganz rasch. Denn alle
anderen Kinder sind wie sie: Kita-Kinder, die sich auf die Schule
vorbereiten. Und jedes hat seine Besonderheit, hat beispielsweise
negative Erfahrungen gemacht, weil es etwas nicht kann. Doch darum
geht es hier nicht: Ergotherapeuten schauen auf das, was funktioniert
und bestärken und motivieren ihre großen und kleinen Klienten.
Kristina Eggert im Kampe hat sich für ihre Arbeit kindgerechte
Verstärkung geholt. "iPunkt". Und so heißt auch ihr Förderprogramm.
Sehr stark vergrößert sehen die Kita-Kinder, dass dieser i-Punkt ein
Gesicht hat und zwei Beine. So wie seine Freunde, die zum Beispiel
Brilli oder Zotteli heißen. Brilli, weil er eine Brille trägt,
Zotteli wegen seiner zotteligen Haare. Sie gehen ebenfalls in die
Kita und kommen bald in die Schule. Sie bringen den Kindern
Geschichten mit und Aufgabenblätter, die von Stunde zu Stunde
aufeinander aufbauend schwerer werden.
Motivierende Elemente begeistern Kita-Kinder
Bei allem, was die Kita-Kinder bei iPunkt tun, benutzen sie ihre
eigenen Sachen, die sie schon für die Schule bekommen haben.
Erwünschte Nebenwirkung: sie lernen sie dabei auch wertschätzen, etwa
den Ranzen beim Ranzen-Tanzen. Dieser Tanz ist wie weitere Elemente
dieses ergotherapeutischen Förderprogramms ein Motivationsfaktor: Den
Ranzen-Tanz führen die Kinder in der letzten Fördereinheit bei der
von allen heiß ersehnten Party vor den Eltern auf. Auch die
Partydeko, die die Kinder basteln und die ganz nebenbei die
motorischen Fähigkeiten verbessert, gehört dazu. Zur
Erfolgskontrolle, aber ebenso, um den Kindern zu visualisieren, wie
weit sie schon gekommen sind, hat die Ergotherapeutin Eggert im Kampe
Checklisten ausgearbeitet. So kann sie nach jeder Einheit zusammen
mit dem jeweiligen Kind dort Häkchen machen, wo etwas geklappt, sich
etwas verbessert hat. Jeder kann sich vorstellen, wie stolz und
dadurch zunehmend motiviert ein Kind ist, das immer mehr kann und das
von seiner Ergotherapeutin gezeigt und gesagt bekommt. Diese wird
nicht müde zu vermitteln, wie ausgezeichnet die Kita-Kinder
gearbeitet haben, vorbereitet sind und sich auf die Schule freuen
können.
Ergotherapeuten beziehen Eltern ein
Eines der grundsätzlichen Ziele der Ergotherapie ist eine
nachhaltige Wirkung. In der pädagogischen Arbeit funktioniert das
unter anderem dadurch, dass die Kinder Übungen wiederholen. In diesem
Fall bekommen sie das Arbeitsblatt, das sie in der jeweiligen Einheit
bearbeitet haben, ein zweites Mal zum Vertiefen als Hausaufgabe mit
nachhause. Dies ist zudem eine der Brücken ins Elternhaus, denn auch
das Einbeziehen der Eltern bewirkt mehr Nachhaltigkeit. Ebenso wie
Elternbriefe, die diese regelmäßig darüber informieren, worauf gerade
zu achten ist. Und die persönlichen Gespräche beim Abholen der
Kinder. Da erfahren die Eltern, was ihr Kind gut gemacht hat und ob
es im Moment Besonderheiten gibt, auf die sie zuhause ihr Augenmerk
richten können. Denn die Eltern sind maßgeblich an der Entwicklung
beteiligt. Sie haben vielleicht selbst schlechte Erfahrungen in der
Schule gemacht und sollen jetzt ihrem Kita-Kind vermitteln, dass
Schule doch ganz leicht geht. Ergotherapeuten binden wo immer möglich
und sinnvoll das Umfeld ein, was gerade hier einen wichtigen Effekt
hat. Verändert sich ein Kind, verändert sich auch die Situation in
der Familie. Die Eltern sehen voller Stolz, dass ihrem Kind plötzlich
Sachen gelingen, die es zuvor einfach nicht geschafft hat und das
stärkt auch die Beziehung zueinander. Ein weiterer Grund für die
Party, die am Ende des Förderprogramms iPunkt stattfindet. Denn dann
sind die Eltern dabei, sehen ihr Kind in einem ganz anderen Licht.
Und sind gerührt, wenn ihr Kind seine wohlverdiente Urkunde erhält,
ebenso wie ein Geschenk und vor allem die anerkennenden Worte der
Ergotherapeutin.
Informationsmaterial zu vielen Themen der Ergotherapie gibt es bei
den Ergotherapeuten des DVE (Deutscher Verband der Ergotherapeuten
e.V.); Ergotherapeuten in Wohnortnähe auf der Homepage des Verbandes
im Navigationspunkt Service und Ergotherapeutische Praxen, Suche.
Pressekontakt:
Angelika Reinecke,
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit des DVE e.V.
Telefon: 033335 - 303033,
E-Mail: a.reinecke@dve.info
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