Der Befund ist einfach: In den vergangenen 20 Jahren
haben sich die Krankheitstage wegen psychischer Erkrankungen
verdreifacht. Die Diagnose ist dagegen komplex und voreilige Schlüsse
sind eher interessengeleitet als erkenntnisfördernd. Das gilt
zumindest für den Hinweis der Linken, die Zunahme der
Krankschreibungen sei im Arbeitsleben selbst zu suchen. Wer beklagt,
dass der Job immer stressiger wird, hat ironisch gesprochen immer
Recht. Die Daten der DAK-Studie belegen das allerdings nicht. So
haben sich die Krankschreibungen im vergangenen Jahr erstmals wieder
leicht verringert. Außerdem spielt die Diagnose Burnout, mit der sich
trefflich die Titelseiten von Magazinen aufmachen lassen, im
Vergleich zu anderen Krankheiten eine untergeordnete Rolle. Die
beherrschenden Diagnosen Depression, Angststörungen und neurotische
Störungen dürften wohl eher mit der Geschichte der Menschen und ihrer
Lebenssituation zu tun haben als mit ihren Jobs. Ein Faktor könnte
die zunehmende Vereinzelung sein - die Menschen ohne
Arbeitsverhältnis übrigens wesentlich stärker trifft als Menschen mit
einem Kollegenkreis. Der erste Schluss aus der DAK-Studie, dass die
Arbeitnehmer in den vergangenen 20 Jahren offener mit ihren
Krankheiten umgegangen seien, ist eine positive Ableitung. Und sie
entspricht ja auch der wahrgenommenen Lebensrealität. Im besten Fall
sind psychische Krankheiten nicht nur im Arzt-Patienten-Verhältnis
enttabuisiert worden, sondern auch im Verhältnis Arbeitnehmer und
Arbeitgeber. Dass es hier ganz sicher noch Luft nach oben gibt, ist
eine zweite Realität, für die es nicht zwingend wissenschaftliche
Untermauerung braucht.
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