Das massive Amselsterben des Hitzesommers 2018
wiederholt sich. Auch in diesem Jahr nimmt das durch das tropische
Usutu-Virus ausgelöste Vogelsterben im Laufe des Augusts an Fahrt
auf. NABU und Tropenmediziner bitten die Bevölkerung, kranke oder
verendete Tiere zu melden und möglichst zur Untersuchung einzusenden.
Seit Jahresbeginn bis zum 12. August wurden dem NABU deutschlandweit
bereits über 1.300 Verdachtsfälle gemeldet, die fast 9.000 kranke
oder tote Vögel betrafen. Beim bisher stärksten Auftreten der
Usutu-Epidemie im vergangenen Jahr waren es im gleichen Zeitraum
lediglich 800 Meldungen.
Seit dem erstmaligen Auftreten dieses Vogelsterbens im Jahr 2011
breitet sich das von Stechmücken auf Vögel übertragene Usutu-Virus
zunehmend in Deutschland aus. Waren in den ersten Jahren nur
wärmebegünstigte Regionen entlang des Rheintals und am Untermain
betroffen, konnte seit 2016 eine Ausbreitung über Nordrhein-Westfalen
nach Norden und vor allem im Hitzejahr 2018 eine Ausbreitung in die
nördlichen und östlichen Landesteile festgestellt werden. Im Sommer
2018 wurden erstmals Usutu-Infektionen für Bremen, Hamburg,
Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Bayern nachgewiesen.
NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann: "Damit ist kein deutsches
Bundesland mehr Usutu-frei. Nur aus höher gelegenen
Mittelgebirgsregionen werden bisher noch keine toten Vögel gemeldet."
Den Höhepunkt des Vogelsterbens erwarten Vogelkundler und
Virologen in den kommenden Wochen, denn die meisten Usutu-Fälle
treten im August und September auf. Im Jahr 2018 entfielen 93 Prozent
der insgesamt fast 13.500 Meldungen auf diese beiden Monate. "Der
trocken-heiße Sommer 2018 war offensichtlich günstig für die
Ausbreitung des wärmebedürftigen Usutu-Virus, auch wenn die Zahl der
Mücken als potentielle Überträger aufgrund der Trockenheit allgemein
eher gering war", so Dr. Renke Lühken vom Bernhard-Nocht-Instituts
für Tropenmedizin. 2019 ist genauso heiß, dabei aber deutlich
feuchter und mückenreicher als das Vorjahr. Lühken: "Daher könnte die
diesjährige Usutu-Saison noch stärker ausfallen."
Alle im Labor eingesandten toten Vögel werden neben dem Usutu-
auch auf das West-Nil-Virus getestet, das im vergangenen Jahr
erstmals in Deutschland in Vögeln und Pferden nachgewiesen wurde.
"Beide Viren können in seltenen Fällen auch die menschliche
Gesundheit beeinträchtigen", so Lühken.
Die Vogelschützer des NABU interessieren vor allem die
Auswirkungen der neuen Vogelkrankheit auf die Bestände von
Deutschlands häufigstem Vogel, der Amsel. Dazu vergleichen sie die
Informationen über die Verbreitung des Virus mit den Ergebnissen der
großen NABU-Gartenvogelzählung, der "Stunde der Gartenvögel". Eine
erste Auswertung hatte gezeigt, dass die Amselzahlen in von Usutu
betroffenen Gebieten stärker zurückgegangen waren als im übrigen
Deutschland. Bisher ist jedoch noch völlig unklar, ob sich betroffene
Bestände wieder vollständig erholen können, dauerhaft reduziert
bleiben oder gar immer weiter abnehmen werden.
Lachmann: "Leider kann man Usutu-Infektionen weder verhindern noch
behandeln. Der NABU ruft daher alle Vogelfreunde dazu auf, zumindest
dafür zu sorgen, dass Amseln und andere Gartenvögel in naturnahen
Gärten gute Lebensbedingungen vorfinden, um die Verluste durch die
neue Vogelkrankheit durch guten Bruterfolg wieder ausgleichen."
Aufruf zur Meldung und Einsendung toter Amseln:
www.nabu.de/usutu-melden
Mehr Infos zu Usutu: www.nabu.de/usutu
Kostenfreie Pressebilder: www.NABU.de/pressebilder_usutu
Pressekontakt:
Lars Lachmann, Funktion Ressort, Tel. +49 (0)30.28 49 84-11620,
E-Mail: Lars.Lachmann@NABU.de
Dr. Renke Lühken, Usutu-Experte des Bernhard-Nocht-Instituts für
Tropenmedizin, Tel. +49 (0)40-42818 862, E-Mail: luehken@bnitm.de
Kathrin Klinkusch | Iris Barthel | Britta Hennigs | Silvia Teich
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