DAK-Gesundheitsreport 2019
Weniger Seelenleiden in Kaiserslautern und im Donnersbergkreis
Fehltage liegen insgesamt über dem Landesschnitt - Sonderanalyse zeigt: Erwerbstätige mit gravierenden Problemen durch Alkohol, Rauchen und Computerspiele
Kaiserslautern, 03. September 2019. Der Krankenstand in Stadt und Landkreis Kaiserslautern und im Donnersbergkreis ist 2018 gesunken. Die Ausfalltage aufgrund von Erkrankungen nahmen um 0,1 Prozentpunkte ab. Mit 4,8 Prozent gab es in der Region jedoch einen höheren Krankenstand als im Landesdurchschnitt (4,5 Prozent). Laut DAK-Gesundheitsreport waren damit an jedem Tag des Jahres von 1.000 Arbeitnehmern 48 krankgeschrieben. Der höchste Krankenstand in Rheinland-Pfalz wurde mit 5,4 Prozent in den Landkreisen Birkenfeld und Kusel verzeichnet, der niedrigste mit 3,9 Prozent in Neustadt.
Die aktuelle Analyse der DAK-Gesundheit für den Stadt- und Landkreis Kaiserslautern und den Donnersbergkreis zeigt die wichtigsten Veränderungen bei der Zahl und Dauer der Krankschreibungen: Die Fehltage bei den Verletzungen stiegen um 14 Prozent und damit am stärksten von allen Diagnosen in der Region. Um neun Prozent gesunken sind hingegen die Ausfallzeiten aufgrund von psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände. Sie landeten auf dem dritten Platz aller wichtigen Krankheitsverursacher. An zweiter Position rangierten Atemwegserkrankungen wie Bronchitis, bei denen es ein Plus von zwei Prozent gab. Ihr Anteil am gesamten Krankenstand der Region beträgt mittlerweile fast 17 Prozent. Obwohl die Krankschreibungen um sechs Prozent zurückgingen, hatte erneut mehr als jeder fünfte Ausfalltag eine Muskel-Skelett-Erkrankung als Ursache. Rückenschmerzen und Co. lagen demnach auf Platz eins.
"Mit unseren Analysen zum Krankenstand im Stadt- und Landkreis Kaiserslautern und im Donnersbergkreis setzen wir gezielt beim Betrieblichen Gesundheitsmanagement an und bieten Arbeitgebern konkrete Hilfe," sagt Dirk Kaulen, Chef der DAK-Gesundheit in Kaiserslautern.
Hunderttausende Rheinland-Pfälzer haben ein Suchtproblem
Die DAK-Gesundheit untersucht in ihrem aktuellen Gesundheitsreport mit dem Schwerpunkt "Sucht 4.0 - Trinken, Dampfen, Gamen in der Arbeitswelt", wie viele Erwerbstätige im Südwesten mit gravierenden Problemen durch Alkohol und Computerspiele zu kämpfen haben. Die Kasse wirft dabei einen Blick auf Ursachen und Risikofaktoren. Für das Schwerpunkthema wertete das IGES Institut die Fehlzeiten aller erwerbstätigen Mitglieder der DAK-Gesundheit in Rheinland-Pfalz aus - flankiert von Analysen der ambulanten und stationären Versorgung. Eine repräsentative Befragung von 5.600 Beschäftigten sowie eine Expertenbefragung geben Aufschluss über die Verbreitung und den Umgang mit den verschiedenen Suchtmitteln und Verhaltensweisen. Das Fazit: Hunderttausende Beschäftigte in Rheinland-Pfalz haben ein Suchtproblem. Konkret bedeutet das: 184.000 Arbeitnehmer zeigen einen riskanten Alkoholkonsum - das ist jeder zehnte Beschäftigte. Erstmals untersucht der DAK-Report das Thema Computerspielsucht in der Arbeitswelt. Ergebnis: Rund 120.000 Erwerbstätige in Rheinland-Pfalz zeigen ein riskantes Nutzungsverhalten.
Laut DAK-Gesundheitsreport 2019 haben Arbeitnehmer in Rheinland-Pfalz mit Hinweisen auf eine so genannte Substanzstörung deutlich mehr Fehltage im Job als ihre Kollegen ohne auffällige Probleme. Der Krankenstand der Betroffenen ist mit acht Prozent mehr als doppelt so hoch. Sie fehlen aber nicht nur im Job, weil sie wegen ihrer Suchtproblematik krankgeschrieben werden. Vielmehr zeigen sich bei ihnen in allen Diagnosegruppen mehr Fehltage. Besonders deutlich ist der Unterschied bei den psychischen Leiden. Hier sind es 3,6 mal so viele Fehltage. Bei Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen gibt es ein Plus von rund 90 Prozent und damit fast doppelt so viele Ausfalltage, bei Atemwegserkrankungen sind es 49 Prozent. Insgesamt ergibt eine Hochrechnung der Studienergebnisse unter den Erwerbstätigen in Rheinland-Pfalz 356.000 abhängige Raucher, 18.000 erfüllen die Kriterien einer Internet Gaming Disorder (Computerspielsucht), rund 7.000 Erwerbstätige sind alkoholabhängig.
Alkohol: 184.000 Arbeitnehmer trinken riskant
Der Großteil der direkten Krankmeldungen bei Suchtproblemen ist in Rheinland-Pfalz auf Alkohol zurückzuführen (58 Prozent). Laut Studie der DAK-Gesundheit haben zehn Prozent der Arbeitnehmer hierzulande einen riskanten Alkoholkonsum. Bei Männern beginnt das beispielsweise bei täglich mehr als zwei 0,3 Liter-Gläsern Bier, bei Frauen schon bei einem 0,3 Liter-Glas Bier pro Tag. Mit ihrem Trinkverhalten setzen sich rund 184.000 Erwerbstätige in Rheinland-Pfalz Risiken aus, krank oder abhängig zu werden. "Keine Droge verursacht so umfangreiche soziale und gesundheitliche Schäden in der Gesellschaft wie Alkohol. Das riskante Trinken bleibt daher ein zentrales Problem im Land, das auch gravierende Folgen in der Arbeitswelt hat", sagt Dirk Kaulen Chef der DAK-Gesundheit in Kaiserslautern. "Sucht ist eine Krankheit, die jeden treffen kann. Wir wollen eine breite und offene Debatte anstoßen. Wir müssen hinsehen, hinhören und handeln, um Betroffene nicht allein zu lassen. Ist es Genuss, Gewohnheit oder bereits Sucht?" Beim Thema Alkoholprävention fehlen auch in Rheinland-Pfalz flächendeckende und wirksame Angebote. Die DAK-Gesundheit schließt diese Versorgungslücke ab sofort mit einem neuen kostenlosen Online-Selbsthilfeprogramm bei Alkoholproblemen. Eine Anmeldung ist auf www.dak.de/vorvida möglich.
120.000 Beschäftigte in Rheinland-Pfalz spielen riskant am Computer
Erstmals untersucht der Report auch das Thema Gaming und seine Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Demnach spielt die Hälfte der Erwerbstätigen in Rheinland-Pfalz Computerspiele. 6,5 Prozent der Erwerbstätigen gelten als riskante Gamer. Das heißt: 120.000 Beschäftigte zeigen auffälliges Nutzungsverhalten. Vor allem junge Beschäftigte zwischen 18 und 29 Jahren sind laut DAK-Report riskante Computerspieler (11,6 Prozent). Jeder zwölfte Mitarbeiter mit riskantem Spielverhalten gab bei der Analyse an, in den letzten drei Monaten wegen des Spielens abgelenkt oder unkonzentriert bei der Arbeit gewesen zu sein. Von den Erwerbstätigen mit einer Computerspielsucht war es sogar jeder Dritte (34,1 Prozent).
Rauchen ist verbreitetste Sucht
Das Rauchen ist laut DAK-Report in Rheinland-Pfalz die verbreitetste Sucht, die auch die Arbeitswelt betrifft. 19,3 Prozent der Erwerbstätigen sind zigarettenabhängig. Unter den jungen Erwerbstätigen zwischen 18 und 29 Jahren gibt es mit 16,3 Prozent den geringsten Anteil.
Bei den 60- bis 65-jährigen Berufstätigen raucht fast jeder Vierte (23,7 Prozent). Etwa jeder zweite Raucher raucht auch während seiner Arbeitszeit, also außerhalb der Arbeitspausen.
Dampfer finden sich fast ausschließlich unter Rauchern und Ex-Rauchern.
Die DAK-Gesundheit ist eine der größten Krankenkassen Deutschlands. Sie hat 350.000 Versicherte in Rheinland-Pfalz, davon rund 23.000 im Stadt- und Landkreis Kaiserslautern und im Donnersbergkreis.