Die Stiftung Patientenschutz nennt es eine "maximale
Patientenverunsicherung", was Deutschlands oberster Kassenarzt am
Wochenende mit einem Interview losgetreten hat. Und sie hat recht.
Denn was macht Andreas Gassen als Vorstandsvorsitzender der
Kassenärztlichen Vereinigung, wenn er für die angebliche
Flatrate-Nutzung der Gesundheitskarte Sanktionen fordert? Er
beschimpft und beleidigt alle gesetzlich Versicherten und stellt sie
unter Generalverdacht, das Gesundheitssystem aus Lust und Laune
auszunutzen. Weil es offenbar eine der schönsten
Freizeitbeschäftigungen ist, heute den einen und morgen einen anderen
Arzt aufzusuchen. Und auch am Wochenende oder am Abend gibt es
demnach nichts Reizvolleres, als einen Abstecher in die
Rettungsstelle einzuplanen - ganz nach dem Motto "erst zu Ikea, dann
in die Notfallambulanz", wie es Gassen beschreibt. Die wirklichen
Probleme löst er mit solchen plakativen Formulierungen nicht.
Sicherlich gibt es überflüssige Arztbesuche, und sicherlich müssen
auch die Bemühungen vorangetrieben werden, die Notaufnahmen von
Patienten zu entlasten, die mit Bagatellerkrankungen kommen oder auch
einige Tage später zum Facharzt gehen könnten. Hier ist die
unermüdliche Werbung für die zentrale bundesweite Notrufnummer 116117
des Bereitschaftsdienstes ein extrem wichtiger Schritt. Aber mit der
Drohung, dass unerwünschtes Verhalten mit finanziellen Sanktionen
bestraft wird, wird auch Gassen kein System reformieren. Sonst wäre
zum Beispiel die Praxisgebühr nicht mangels Erfolg wieder
eingestampft worden.
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