Der 17. September ist in diesem Jahr erstmals der Welttag der
Patientensicherheit. Ziel dieses Aktionstages ist es, positive
Veränderungen in der Versorgung anzustoßen. "Deutschland hat eine
Gesundheitsversorgung auf hohem Niveau, aber auch hier gibt es
Patientengruppen, wie beispielsweise alte Notfallpatienten, die im
Krankenhaus die besondere Aufmerksamkeit der Ärzteschaft und der
Pflegenden brauchen", weiß Christoph Radbruch, Vorsitzender des
Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes (DEKV).
Verschlechterter Allgemeinzustand kann Erkrankungen verbergen
Ältere Notfallpatienten stellen Ärzteschaft und Pflegefachkräfte
vor besondere Herausforderungen, denn sie unterscheiden sich in
vielen Aspekten von jüngeren Patienten: Mit 51, 8 Prozent werden
Patienten zwischen 65 und 70 Jahren bei der Triage, die bestimmt wie
dringend der Behandlungsbedarf ist, deutlich öfter in eine der drei
höchsten Kategorien eingestuft als Patienten zwischen 16 und 64
Jahren (33,8 Prozent). Und das, obwohl sie häufiger unspezifische
Symptome angeben. Ein Grund dafür ist, dass bei älteren Menschen
selbst schwere Erkrankungen oftmals nicht mit typischen Symptomen
einhergehen, sondern zu einem verschlechterten Allgemeinzustand
führen. Der Bedarf an interdisziplinärer Diagnostik steigt
entsprechend. Dazu passt, dass in der Gruppe der Notfallpatienten
zwischen 65 und 70 Jahren die Zahl der Klinikeinweisungen mehr als
doppelt so hoch ist wie in der Altersgruppe zwischen 16 und 64 Jahren
[1].
Herausforderungen bei der bedarfsgerechten Versorgung
Nicht nur Erkrankungen äußern sich bei älteren Menschen oft
atypisch. Hinzu kommt, dass mehr als ein Drittel der älteren
Patienten akustische, visuelle und kognitive Einschränkungen aufweist
[2]. Dadurch werden wichtige Informationen zu Vorerkrankungen,
Medikation oder auch Beschwerden wie Schmerzen oft nur eingeschränkt
weitergegeben. Für Ärzteschaft und Pflegefachkräfte bedeutet dies,
dass alte Patienten bei der ärztlichen und pflegerischen Anamnese,
der Erstuntersuchung und auch der Diagnostik besondere Aufmerksamkeit
und mehr Zeit benötigen. Nur so kann eine bedarfsgerechte und
patientenzentrierte Versorgung sichergestellt werden. "Für ältere
Patienten ist die Einlieferung und Behandlung in der Notaufnahme eine
herausfordernde Situation. Daher ist es wichtig, die Strukturen,
Prozesse und Patientenpfade dort alterssensibel zu gestalten. Denn
alte Notfallpatienten binden in der Notaufnahme Kapazitäten und
Ärzteschaft sowie Pflegende benötigen für ihre Betreuung mehr Zeit.
Darüber hinaus müssen unsere Mitarbeitenden durch regelmäßige
Qualifizierungsmaßnahmen ihre Kompetenzen im geriatrischen und
gerontopsychiatrischen Bereich entwickeln. Nur so ist es ihnen
möglich, auf herausforderndes Verhalten wie Schreien oder
Aggressivität einzugehen und Hürden in der Kommunikation zu meistern.
Dieser erhöhte Aufwand im Behandlungsteam muss finanziell
ausgeglichen werden. Daher fordert der DEKV zusätzlich zum geplanten
Notfallzuschlag einen altersstratifizierten Zuschlag und
Zusatzentgelte. Darüber hinaus muss die Versorgungsforschung mit
Blick auf die besonderen Bedürfnisse älterer Patienten ebenso
finanziell gefördert werden wie die Entwicklung von Instrumenten zur
Risikostratifizierung", betont Radbruch.
Quellen:
[1] Rygiel K. et al. Med Klin Intensivmed Notfmed 2019.
[2] Singler K. et al. Notfall Rettungsmed 2016; 19: 496-499. DOI
10.1007/s10049-016-0216-z
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