Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der deutschen Bevölkerung spricht
sich für verpflichtende Fahreignungstests für Autofahrerinnen und
Autofahrer ab 75 Jahren aus. Das ergab eine repräsentative Befragung
von 2.000 Personen im Auftrag des Deutschen Verkehrssicherheitsrates
(DVR), durchgeführt vom Marktforschungsinstitut Ipsos. 39 Prozent
lehnen solche Pflichttests ab. In der Altersgruppe 18 bis 64 Jahre
sprechen sich 60 Prozent dafür aus, bei den Befragten ab 65 Jahren
sind nur 37 Prozent dafür, 56 Prozent dagegen. Verpflichtende
regelmäßige Fahreignungstests unabhängig vom Lebensalter werden
mehrheitlich (49 Prozent) abgelehnt, nur 43 Prozent halten das für
eine geeignete Maßnahme.
Verpflichtende Gesundheitschecks
Ähnlich sieht es bei verpflichten Gesundheitschecks ab 75 Jahren
aus. Hier befürworten 59 Prozent der Befragten solche Untersuchungen,
35 Prozent lehnen sie ab. Auch hier fallen die Unterschiede in den
Altersgruppen auf: Bei den 18- bis 64-Jährigen sind zwei Drittel (66
Prozent) dafür, 30 Prozent lehnen sie ab; ab 65 Jahren sinkt die
Zustimmung auf 44 Prozent, die Ablehnung steigt auf 51 Prozent. 82
Prozent der befragten älteren Autofahrer haben ihre Fahrtauglichkeit
nicht bei einem Arzt untersuchen lassen.
Rückmeldefahrten
Kaum ein älterer Autofahrer (3 Prozent) hat seine
Leistungsfähigkeit im Straßenverkehr mithilfe einer Rückmeldefahrt
überprüfen lassen. So lautet ein Ergebnis einer weiteren vom DVR
beauftragten repräsentativen Forsa-Umfrage unter 2.000 Personen ab 65
Jahren, die einen Führerschein besitzen und regelmäßig Auto fahren.
Bei sogenannten Rückmeldefahrten handelt es sich um eine Fahrprobe
mit dem eigenen Auto, begleitet von einer speziell ausgebildeten
Person, zum Beispiel einem Fahrlehrer. Allerdings wären 83 Prozent
der Befragten bereit, eine Rückmeldefahrt durchzuführen, wenn die
Beurteilung keinen Einfluss auf die Gültigkeit der Fahrerlaubnis
hätte. Bei den über 75-Jährigen steigt die Zustimmung sogar auf 88
Prozent.
Verzicht aus gesundheitlichen Gründen
Die große Mehrheit der Autofahrer ab 65 Jahren würde auf Fahrten
mit dem eigenen Auto verzichten, sofern gesundheitliche Gründe dies
erfordern: 32 Prozent gaben an, dies auf jeden Fall zu tun, 54
Prozent halten das für wahrscheinlich.
Ebenfalls eine große Mehrheit (88 Prozent) der befragten älteren
Autofahrer fühlt sich einer praktischen Führerscheinprüfung
gewachsen.
Aktuelle Unfallzahlen
In der Unfallstatistik fällt auf, dass drei Viertel der Unfälle in
dieser Altersgruppe von den Fahrerinnen und Fahrern ab 75 Jahren
verursacht werden. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes
verunglückten im Jahr 2018 insgesamt 53.268 ältere Menschen im Alter
von 65 oder mehr Jahren im Straßenverkehr, das waren 7,4 Prozent mehr
als im Vorjahr. Um 5,1 Prozent gestiegen ist auch die Zahl der
getöteten Älteren auf 1.045. Insgesamt betrug ihr Anteil an allen
Verunglückten 13,4 Prozent, bei den Todesopfern war dieser mit 32
Prozent wesentlich höher. 38,9 Prozent kamen als Pkw-Insassen ums
Leben.
Angesichts dieser Zahlen appelliert der DVR an die
Selbstverantwortung der älteren Verkehrsteilnehmer: "Autos müssen
regelmäßig auf den Prüfstand, wir Autofahrer aber nicht. Doch bei uns
ist es wie bei Fahrzeugen: Viele Beeinträchtigungen stellen sich mit
zunehmendem Alter schleichend ein. Typisch sind ein Nachlassen der
Seh- und Hörkraft sowie eine verminderte Reaktionsfähigkeit. Wir
empfehlen daher, die Fahrfitness regelmäßig checken zu lassen",
erläutert DVR-Hauptgeschäftsführer Christian Kellner. Auch
Rückmeldefahrten mit einem Profi an der Seite seien ein geeignetes
Mittel, die Fahrtauglichkeit zu überprüfen.
Pressekontakt:
Julia Fohmann
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