Immer mehr pflegebedürftige Menschen nutzen einen ambulanten
Dienst. Doch auch dort fehlen Pflegefachpersonen. Entsprechend
überlastet sind die Dienste. Viele müssen Patienten ablehnen,
manche sogar Verträge kündigen. Die Sicherheit in der Pflege
könnte sich weiter verschlechtern.
Die meisten Menschen in Deutschland wollen im Alter zu Hause
gepflegt werden. Auch darum gilt in der Pflegeversicherung das
Prinzip "ambulant vor stationär". Doch gerade um die Zukunft einer
bedarfsgerechten und fachlich angemessenen ambulanten Pflege muss man
sich mancherorts erhebliche Sorgen machen.
Dies offenbart jetzt eine bundesweite Befragung des Zentrums für
Qualität in der Pflege (ZQP) bei 535 ambulanten Pflegediensten. Gut
die Hälfte der Befragten (53 Prozent) gab an, dass in ihrem Dienst
Stellen für Pflegefachpersonen seit mindestens drei Monaten unbesetzt
sind. Hochgerechnet gibt es demnach in Deutschland also in ambulanten
Pflegediensten etwa 16.000 solcher offenen Stellen. 80 Prozent der
Dienste berichten zudem, in den letzten drei Monaten
Versorgungs-Anfragen abgelehnt zu haben, weil sie die Pflege nicht
hätten sicherstellen können. 13 Prozent der Dienste geben sogar an,
in den letzten drei Monaten Klienten gekündigt zu haben, weil sie
deren Versorgung nicht sicherstellen konnten.
Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP, warnt:
"Personalmangel in der gesundheitlichen Versorgung und nicht zuletzt
in der Pflege ist ein Risiko für die Patientensicherheit. Wenn sich
die Zahl pflegebedürftiger Menschen in Deutschland wie prognostiziert
von heute etwa 3,4 auf 4,9 Millionen im Jahr 2054 erhöht, wird es
sehr schwer werden, alle diese Menschen gut zu versorgen." Denn
selbst falls kurzfristig deutlich mehr Pflegefachpersonen gewonnen
werden können, scheiden in den nächsten Jahren zugleich viele derzeit
Pflegende altersbedingt aus dem Erwerbsleben aus. "Die Frage muss
erlaubt sein, wie das Versprechen von einer bedürfnisorientierten,
menschenwürdigen Pflege sowie von besser unterstützten pflegenden
Angehörigen zukünftig eingelöst werden soll", stellt Suhr fest.
In der ambulanten Pflege ist das Thema Patientensicherheit
besonders relevant, vor allem weil dort oft mehrere Akteure wie
pflegende Angehörige, professionell Pflegende und Ärzte nebeneinander
wirken. Ungenügende Kommunikation, fehlendes Wissen, Unachtsamkeit
und Zeitdruck sowie unklare Prozesse erhöhen gesundheitliche Risiken,
etwa für Stürze, Infektionen und Medikationsschäden.
Darum wirkt sich nicht zuletzt der Mangel an Pflegefachpersonen
nachteilig auf die Patientensicherheit aber auch auf die
Selbstbestimmung pflegebedürftiger Menschen aus. Denn Risiken können
auch entstehen, wenn kein geeigneter Dienst die Pflege im
erforderlichen Umfang übernehmen kann. Mangelnde ambulante
Pflegekapazitäten können zudem zu einer Überforderung pflegender
Angehöriger oder zu einem Heimeintritt führen, der bei angemessener
ambulanter Versorgung nicht nötig geworden wäre.
Vor diesem Hintergrund sieht Ralf Suhr es daher als besonders
dringlich an, das Berufsfeld Pflege attraktiver zu machen.
Insbesondere gehe es um die Aufgaben der Pflegenden, deren
Qualifizierung und die Organisationskultur in den Einrichtungen.
Diese müssten so ausgestaltet sein, dass es möglich ist, dort
professionell und gerne zu arbeiten. Für Suhr ist allerdings auch
klar, dass das alleine nicht reichen wird: "Wir müssen zusätzlich die
Chancen gezielter Prävention und der Digitalisierung im
Gesundheitswesen nutzen. Sonst werden wir die Pflegequalität in
Deutschland zukünftig nicht relevant verbessern können."
Pressekontakt:
Torben Lenz
Tel.: 030 275 93 95 - 15
E-Mail: torben.lenz@zqp.de
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