Donepezil, in Deutschland vor allem unter dem Namen Aricept bekannt, ist ein häufig genutzter Wirkstoff zur Behandlung der Symptome von Demenz und Alzheimer. In einer Studie finden sich nun Hinweise darauf, dass Aricept Muskelabbau bewirken kann. Eine Erkrankung namens Rhabdomyolyse, die zum Zerfall von Muskelfasern führt, ist bei Anwendern des Medikaments häufiger als bei anderen Menschen. Die Abbauprodukte schaden den Nieren. Trotz des erhöhten Risikos ist dieser Fall aber weiterhin sehr selten.
Es gibt noch kein Medikament, das Alzheimer oder Demenz heilen kann. So genannte Cholinesterasehemmer, darunter auch Donepezil, eignen sich jedoch, um die Symptome zu behandeln. Sie bremsen den Abbau von Acetylcholin (ACh), das für das Gedächtnis und das Lernen eine Rolle spielt. Sie können zwar die Symptome verzögern, wirken aber nicht bei jeder Person gleich gut.
Aricept ist eines der bekanntesten dieser Medikamente. Studien billigen ihm eine relativ gute Wirksamkeit zu. Es wird jedoch mit einigen Nebenwirkungen in Verbindung gebracht, darunter Übelkeit, Durchfall, Appetitlosigkeit, Erbrechen und Krämpfe. Seit 2015 erhärtet sich der Verdacht, dass Aricept das Risiko erhöht, an Rhabdomyolyse oder am malignen Neuroleptika-Syndrom (MNS) zu erkranken. MNS stellt einen in der Psychiatrie gefürchteten Notfall dar, weil es sehr schnell verläuft und zu tödlichen Komplikationen führen kann.
An der aktuellen Studie waren Forscher der Universität Ontario und des Lawson Health Research Institute beteiligt. Sie konzentriert sich auf die drei Wirkstoffe Donepezil (Aricept), Rivastigmin (Exelon) und Galantamin (Razadyne; in Deutschland eher als Reminyl bekannt), die man zur Behandlung von Symptomen der Demenz einsetzt.
Umfangreiches Material für die Studie lieferte das kanadische Institut für klinische Evaluationswissenschaften (ICES), das medizinische Daten über die Bevölkerung der Region Ontario sammelt. Darin waren 220.000 Personen im Alter ab 66 Jahren verzeichnet, die mit Donepezil, Rivastigmin oder Galantamin behandelt wurden.
Im Vergleich zu den anderen Wirkstoffen war bei Donepezil (Aricept) das Risiko, wegen Rhabdomyolyse in ein Krankenhaus eingeliefert zu werden, doppelt so hoch. Bei dieser Erkrankung zerfallen die Fasern der quer gestreiften Muskulatur. Dabei entstehen Abbauprodukte, die den Nieren schaden können.
Muss man sich Sorgen machen, wenn man Aricept einnimmt? Die gute Nachricht: das Risiko ist immer noch sehr gering. Die Forscher stellten fest, dass es nur bei etwa 6 von 10.000 Rezepten zur Einweisung in ein Krankenhaus kam, weil Rhabdomyolyse festgestellt wurde. Das Risiko liegt also bei lediglich 0,06 %.
Man weiß noch nicht, warum sich das Risiko für diese Erkrankung erhöht. In der Studie heißt es, der biologische Mechanismus sei unbekannt. Die Forscher stellten jedoch fest, dass ACh, also die Substanz, auf die das Medikament einwirkt, mit neuromuskulären Verbindungen und Muskelbewegungen assoziiert ist. „Theoretisch könnte die Verhinderung des ACh-Abbaus zu Anomalien bei der Muskelkontraktion und letztendlich zur Rhabdomyolyse führen“, folgern die Autoren.
Weitere Forschungen werden erforderlich sein, um die Ergebnisse zu bestätigen und den biologischen Zusammenhang zu verstehen, der dazu führt, dass in manchen Fällen das Alzheimer-Medikament Aricept Muskelabbau zu begünstigen scheint.