Das Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität
München kooperiert mit der Deutschen Gesellschaft für
Gewebetransplantation (DGFG) in der Gewebespende und
Augenhornhautpräparation.
Am 10. Oktober ist World Sight Day - ein Tag ganz im Zeichen der
globalen Bedrohung von Blindheit und Sehstörungen. Betroffen sind
hierbei auch Menschen mit schweren Augenhornhauterkrankungen. Allein
in Deutschland werden jedes Jahr mehr als 6.000 Menschen mit einem
Transplantat versorgt. Der Bedarf liegt Schätzungen zufolge bei über
8.000 Transplantaten. Um die Wartezeit auf eine Spenderhornhaut zu
verkürzen, engagiert sich das LMU Klinikum München gemeinsam mit der
Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) in der
Gewebespende. Patienten der Augenklinik des LMU Klinikums, die auf
eine Hornhautspende angewiesen sind, können hoffentlich so schneller
mit einem passenden Gewebetransplantat versorgt werden. Ab sofort
unterstützt die DGFG zusätzlich zum Institut für Rechtsmedizin der
LMU die Augenhornhautspende am Universitätsklinikum. Die schon
bestehende Hornhautbank des LMU Klinikums (Bayerische Gewebebank KUM)
wird in das bundesweite DGFG-Netzwerk von 13 Gewebebanken
aufgenommen. Ziel der Kooperation ist es, die Anzahl an Gewebespenden
zu erhöhen und die Patientenversorgung zu verbessern. Sechs
Hornhautspenden konnte die DGFG bereits realisieren.
Die DGFG kümmert sich bei der Zusammenarbeit um den gesamten
Ablauf einer Gewebespende: Koordinatoren prüfen die
Verstorbenenmeldungen auf Spendereignung, klären die Angehörigen auf
und entnehmen die Gewebe. "Wir freuen uns, dass uns das LMU Klinikum
in der Gewebespende unterstützt und fördert", sagt Martin Börgel,
Geschäftsführer der DGFG. "Die DGFG wird von vielen
Universitätskliniken getragen. Das Netzwerk hat die Gewebespende
erfolgreich in vielen Kliniken etablieren und so die
Patientenversorgung erheblich verbessern können. Dieses Engagement
wollen wir als LMU Klinikum im Sinne der Patienten, die auf diese
Spende angewiesen sind, unterstützen", so Prof. Dr. Siegfried
Priglinger, Direktor der Augenklinik des LMU Klinikums.
Hornhautverpflanzungen sind nur möglich, wenn Menschen nach ihrem
Tod ihre Augenhornhaut spenden. Wichtig ist, dass Menschen möglichst
schon zu Lebzeiten eine Entscheidung für oder gegen eine Gewebespende
treffen. Ist diese Entscheidung nicht bekannt, sprechen Mitarbeiter
der DGFG mit den Angehörigen. Darum kümmert sich seit August am
Campus Großhadern des LMU Klinikums die DGFG-Koordinatorin Stefanie
Eberhard. "Ich informiere die Angehörigen sensibel über die
Möglichkeit einer Gewebespende. Vier Augenhornhautspenden konnte ich
bereits realisieren. Die Spende ist hier sehr gut angelaufen und
trifft auch in der Bevölkerung auf große Zustimmung", sagt die
Präparatorin. Im Falle einer Einwilligung nimmt der ärztliche
Regionalleiter der DGFG in einem zweiten Gespräch Kontakt mit den
Angehörigen auf.
Augenhornhautspenden werden in der Gewebebank des LMU Klinikums
aufbereitet
Der Bedarf an Hornhauttransplantaten liegt Schätzungen zu Folge
pro Jahr bei mehr als 8.000 Transplantationen und nimmt nach wie vor
weiter zu. "Als Universitätsklinikum versorgen wir sehr viele
Patienten, wollen in Zukunft aber noch mehr Menschen helfen. Dafür
arbeiten wir mit der DGFG zusammen", erklärt Prof. Priglinger. Bis
dato wurden die Gewebespenden hauptsächlich in Kooperation mit dem
Institut für Rechtsmedizin der LMU organisiert. Die zusätzliche
Kooperation mit der DGFG schafft weitere Kapazitäten, damit zukünftig
mehr Augenhornhautspenden in der Hornhautbank des LMU Klinikums
bearbeitet und aufbereitet werden können. Am Ende profitieren nicht
nur Münchner Patienten von der Kooperation: Kann Stefanie Eberhard
mehr Hornhautspenden realisieren, als die Gewebebank aufbereiten
kann, vermittelt die DGFG das entnommene Gewebe an einen Partner des
Netzwerks mit freien Kapazitäten. Um die Verteilung dieser
Transplantate kümmert sich die Vermittlungsstelle der DGFG in
Hannover. Sie führt eine bundesweite, einheitliche Warteliste anhand
der Kriterien Dringlichkeit und Erfolgsaussicht. 2018 konnte die DGFG
3.672 Patienten mit einem Hornhauttransplantat versorgen. Die
Versorgung der Patienten der Augenklinik des LMU Klinikums wird wie
bisher über die Hornhautbank des LMU Klinikums (Bayerische Gewebebank
KUM) organisiert.
Hornhauttransplantate schenken klare Sicht
Die Hornhauttransplantation ist oft die letzte und einzige
Möglichkeit, Patienten vor der Erblindung zu bewahren, sofern ihre
Augenhornhaut erkrankt oder verletzt ist. Narben, Verätzungen,
Entzündungen oder Verbrennungen sorgen dafür, dass die Sicht durch
das sonst klare Fenster zur Welt erheblich erschwert oder sogar
unmöglich wird. Auch bei Hornhauterkrankungen wie der
Endotheldystrophie kommt die Hornhauttransplantation zum Einsatz. Die
Endothelzellen sorgen im gesunden Zustand dafür, dass die Flüssigkeit
aus dem Auge gepumpt wird. Stellen diese Zellen ihre Funktion ein,
quillt die Hornhaut auf. Die Sicht wird trüb. Eine weitere
Erkrankung, bei der eine Hornhauttransplantation die Ultima Ratio
darstellt, ist der Keratokonus, eine starke Verformung der Hornhaut.
Fast jeder Verstorbene kann Gewebe spenden
Im Gegensatz zur Organspende ist die Gewebespende nicht an den
unumkehrbaren Hirnfunktionsausfall ("Hirntod") gebunden und kann auch
nach Herz-Kreislauf-Versterben durchgeführt werden - im Falle der
Augenhornhautspende bis zu 72 Stunden nach dem Tod. Das Alter spielt
bei der Hornhautspende keine Rolle. Auch Brillen- oder
Kontaktlinsenträger, Menschen mit einer Augenerkrankung wie dem
Grauen oder Grünen Star oder sogar einer Augenoperation kommen als
Spender in Frage. Auch viele Krebserkrankungen sind kein
Ausschlussgrund für eine Spende. Bei der Hornhautspende handelt es
sich um einen kleinen chirurgischen Eingriff, bei dem in der Regel
die Hornhaut mit dem Augapfel entnommen wird. Nach der Entnahme
erfolgt eine prothetische Versorgung mit Glasaugen. Die Lider werden
verschlossen. Eine Aufbahrung und eine Abschiednahme am offenen Sarg
sind jederzeit möglich. Weitere Gewebe, die nach dem Tod gespendet
werden können, sind Herzklappen, Blutgefäße, Knochen, Sehnen, Bänder
und Haut.
Die DGFG
Die DGFG ist eine unabhängige, gemeinnützige Gesellschaft, die
seit 1997 die Gewebespende und -transplantation in Deutschland
fördert. Auf der Basis des Gewebegesetzes von 2007 sind alle
Tätigkeiten und Ablaufprozesse der Gewebespende gesetzlich geregelt.
Für alle Gewebezubereitungen gilt das Handelsverbot. Im Netzwerk der
DGFG kooperieren zahlreiche Universitätskliniken, kommunale und
konfessionelle Krankenhäuser, aber auch große Klinikverbünde. Sie
alle unterstützen die Gewebespende durch die Meldung möglicher
Gewebespender und nehmen so ihre gesellschaftliche Verantwortung für
die Versorgung der betroffenen Patienten wahr. Gesellschafter sind
das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, das
Universitätsklinikum Leipzig, die Medizinische Hochschule Hannover,
die Universitätsmedizin Rostock sowie das
Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg.
Klinikum der Universität München
Im Klinikum der Universität München (LMU) werden jährlich an den
Standorten Campus Großhadern und Campus Innenstadt rund 500.000
Patienten ambulant, teilstationär und stationär behandelt. Den 29
Fachkliniken, 13 Instituten und sieben Abteilungen sowie den 50
interdisziplinären Zentren stehen etwas mehr als 2.000 Betten zur
Verfügung. Von insgesamt 9.700 Beschäftigten sind rund 1.700
Mediziner und 3.200 Pflegekräfte. Das Klinikum der Universität
München ist seit 2006 Anstalt des öffentlichen Rechts.
Medizinische Fakultät und Klinikum der
Ludwig-Maximilians-Universität München sind an zehn
Sonderforschungsbereichen der DFG (SFB 824, 870, 914, 1054, 1064,
1123, 1243, 1321, 1335, 1371), an fünf Transregios (TRR 127, 128,
152, 205, 237) sowie an zwei Graduiertenkollegs der DFG (GK 2274,
2338) sowie an den Forschungsgruppen 2858 und 2879 beteiligt.
Fakultät und Klinikum sind, als einzige in Deutschland, Standort
aller sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung (Krebs,
Diabetes, Stoffwechsel-, Herz-Kreislauf-, Infektions-, Lungen- und
neurodegenerative Erkrankungen). Hinzu kommen die
Exzellenzeinrichtungen "Munich Cluster for Systems Neurology"
(SyNergy), "Center for Integrated Protein Sciences" (CIPSM) und
"Munich Center of Advanced Photonics" (MAP) sowie die
Graduiertenschulen "Graduate School of Systemic Neurosciences"
(GSN-LMU) und "Graduate School of Quantitative Biosciences Munich
(QBM)".
Die DFG fördert das Clinician Scientist PRogram In Vascular
MEdicine (PRIME), die Else-Kröner-Fresenius Stiftung drei
Forschungskollegs (Immuntherapie zur Behandlung von
Krebserkrankungen, Translationale Psychiatrie, Seltene Erkrankungen
des Immunsystems).
Weitere Informationen finden Sie im Internet unter
www.klinikum.uni-muenchen.de
Hintergrundinformationen und Pressefotos finden Sie hier:
https://gewebenetzwerk.de/augenhornhautspende-im-lmu-klinikum/
Statements aus den Interviews können gerne für Ihre Berichterstattung
entnommen werden.
Pressekontakt:
Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation - gemeinnützige
Gesellschaft mbH (DGFG)
Feodor-Lynen-Str. 21 | 30625 Hannover
Kristin Becke
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 0511 / 563 559 355
Kristin.becke@gewebenetzwerk.de
www.gewebenetzwerk.de
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