"Die Digitalisierung im Gesundheitswesen hat das
Potenzial, sowohl die Prozesse als auch grundsätzliche Prinzipien der
gesundheitlichen Versorgung zu verändern. Diese Veränderungen werden
aber nur dann zu Verbesserungen führen, wenn Ärzte und Patienten
Vertrauen in die neuen Strukturen und Abläufe entwickeln können." Das
sagte Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt zur Eröffnung
der Tagung "BÄK im Dialog, die Vertrauensfrage in der digitalen
Medizin" in Berlin. Reinhardt forderte eine Gesamtstrategie für den
Ausbau der Digitalisierung sowie einen Ordnungsrahmen, der
politische, rechtliche und ethische Aspekte umfasst. Im Beisein von
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagte Reinhardt: "Es ist Aufgabe
der Politik, einen solchen Rahmen zu setzen. Unser Anliegen ist es,
die Politik mit unserem besonderen Blick auf die Bedürfnisse der
Patientinnen und Patienten dabei zu unterstützen."
Inhaltliche Grundlage der Bundesärztekammer-Tagung waren Thesen
zur Digitalisierung, die die BÄK in den vergangenen Monaten in
Werkstattgesprächen diskutiert hat. BÄK-Vorstandsmitglied Dr. Peter
Bobbert formulierte daraus abgeleitete Kernfragen: "Wo hört die
Unterstützung für den Arzt durch Künstliche Intelligenz (KI) auf und
wo fängt Substitution an? Müssen wir ethische Leitgedanken für die
digitalisierte Medizin formulieren? Sollten wir digitale Anwendungen
erst dann in unser Behandlungsangebot übernehmen, wenn ihr Nutzen
bewiesen ist?" Bobbert plädierte dafür, sich intensiv mit diesen und
weiteren Fragen zur Digitalisierung zu befassen. "Am Ende müssen
Kernanforderungen für eine Digitalisierung stehen, die sich an den
tatsächlichen Bedürfnissen der Patienten ausrichten", sagte er.
Erik Bodendieck, Präsident der Sächsischen Landesärztekammer, der
gemeinsam mit Peter Bobbert dem Ausschuss "Digitalisierung der
Gesundheitsversorgung" der Bundesärztekammer vorsitzt, sprach sich in
der abschließenden Podiumsdiskussion für einen offenen Umgang mit den
neuen digitalen Möglichkeiten aus: "Digitale Angebote werden
Ärztinnen und Ärzte nicht ersetzen. Oft brauchen wir für unsere
Arbeit alle fünf Sinne. Das kann keine Maschine leisten." Richtig
angewendet könnten digitale Anwendungen aber sinnvolle Hilfsmittel
sein, die die Patientenversorgung weiter verbessern.
Auf deutliche Kritik von Ärztinnen und Ärzten stieß auf der Tagung
das Vorhaben der Bundesregierung, dass Krankenkassen ihren
Versicherten künftig digitale Versorgungsangebote machen können, ohne
die behandelnden Ärzte einzubeziehen. Bodendieck erklärte, dass auch
digitale Anwendungen in ein therapeutisches Gesamtkonzept integriert
werden müssten. "Es braucht immer einen Verantwortlichen, der Risiken
im Behandlungsverlauf erkennen kann. Und das kann nur der Arzt sein."
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