Dieser wird nun durch Etablierung eines auf diese Aufgabe fokussierten Teams mit Hochdruck weiterentwickelt. Grundlage der neuen Therapiemöglichkeit sind rekombinant hergestellte Enzyme spezieller Viren (Phagen), die Bakterien auflösen und vernichten können. Der medizinische Einsatz dieser Enzyme bietet eine effektive Alternative zu Antibiotika, deren Wirksamkeit zunehmend unter den Resistenzen von Bakterien leidet. Mit der Erweiterung ihres Portfolios entwickelt PhagoMed nun Therapien, die sowohl auf dem Einsatz kompletter Phagen als auch rekombinant hergestellter Enzyme von Phagen beruhen.
Antibiotika haben ihre beste Zeit hinter sich. Die zunehmende Häufigkeit von resistenten Bakterien verringert ihren therapeutischen Nutzen mehr und mehr. Eine Alternative stellen Viren dar, die Bakterien bekämpfen – sogenannte Phagen. Das Wiener Biotech-Unternehmen PhagoMed Biopharma GmbH hat sich daher auf die Entwicklung von Phagen-basierten Anwendungen für die Humantherapie spezialisiert. Nun gab das Unternehmen die Erweiterung seiner Entwicklungspipeline durch ein rekombinant hergestelltes Phagen-Enzym (Endolysin) bekannt, das speziell zur Behandlung der Bakteriellen Vaginose eingesetzt werden kann.
„Im Rahmen unseres R&D-Programms stießen wir vor einiger Zeit auf Endolysine aus Phagen, die hohe Wirksamkeit gegen Gardnerella-Bakterien zeigten“, erläutert PhagoMed Mitgründer und Co-Geschäftsführer Dr. Lorenzo Corsini. „Diese Bakterien gelten als einer der Hauptverursacher der Bakteriellen Vaginose (BV). BV betrifft weltweit zwischen 10% und 30% aller Frauen, ist damit die häufigste vaginale Infektion und einer der häufigsten Gründe für das Verschreiben von Antibiotika“. Zwei Eigenschaften machen Endolysine attraktiv – und zwar nicht nur für die Behandlung der BV, sondern für viele andere bakterielle Infektionen: erstens wirken Endolysine gezielt und hocheffektiv nur gegen die krankheitsverursachenden Bakterien, ohne das gesunde Mikrobiom zu zerstören – und zweitens wirken sie auch auf antibiotikaresistente Bakterien.
PhagoMed isolierte Gardnerella-spezifische Endolysine, optimierte diese mit gentechnischen Methoden und meldete ein Patent auf besonders wirksame Varianten an. Zur weiteren Entwicklung wird ab sofort ein eigenes Team am Standort Vienna Biocenter aufgebaut. Die österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG unterstützt dies mit einer Förderung in Höhe von 1 Mio. Euro im Rahmen eines Early Stage Programmes. Als Leiterin des Lysin-Programms konnte Dr. Christine Landlinger-Schubert gewonnen werden, die zuvor bei der Affiris AG die präklinischen Programme leitete. In weiteren Programmen von PhagoMed werden Therapien auf Basis von vollständigen Phagenpartikeln gegen Harnwegsinfektionen sowie gegen Implantat-assoziierte Infektionen wie z.B. Infektionen von Hüftprothesen entwickelt.
Insgesamt fasst Corsini die Vorteile Phagen-basierter Therapien wie folgt zusammen: „Phagen und Endolysine bieten effektive Alternativen zu den von Resistenzen abgestumpften Antibiotika und wirken darüber hinaus sehr präzise ohne gutartige Bakterien zu zerstören. Zusätzlich können sie Bakterien sogar in unzugänglichen Biofilmen bekämpfen, gegen die Antibiotika typischerweise unabhängig von Resistenzen ineffektiv sind“. Vorteile, die Phagen-basierte Therapien zu echten Alternativen zu Antibiotika machen.