Die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Prof. Dr. Claudia Schmidtke, setzt
sich dafür ein, Patientenlotsen gesetzlich zu verankern. Auch Ärztepräsident Dr.
Klaus Reinhardt unterstützt diese Idee.
"Patientenlotsen können dazu beitragen, die Gesundheitsversorgung
patientenzentrierter zu organisieren," sagte Claudia Schmidtke gestern auf der
"Fachtagung Patientenlotsen" des Bundesverbandes Managed Care (BMC) und der
Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe in Berlin. Insbesondere für chronisch
kranke Patienten, deren Versorgung einen größeren Koordinierungsbedarf
mitbringt, sei die Einführung von Lotsen sinnvoll.
Unterstützung erhielt Schmidtke durch Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der
Bundesärztekammer. Reinhard machte deutlich, dass Hausärzte mit der Koordination
von Leistungen und der Beratung ihrer Patienten häufig überfordert seien. "Der
Hausarzt hat primär andere Aufgaben, er ist kein Lotse. Das sollten andere
übernehmen," sagte Reinhardt. "Diese organisatorische Unterstützung ist eine
hochgradige Entlastung für uns Ärzte. Deshalb unterstützen wir das politisch."
Patientenlotsen - auch Case Manager genannt - sollen Patienten
sektorenübergreifend durch die komplexe Versorgungskette leiten, medizinische
und soziale Leistungen koordinieren, bis die Patienten selbst dazu in der Lage
sind. Über die koordinierende Aufgabe hinaus sieht Ärztepräsident Reinhardt auch
einen hohen Beratungsbedarf bei den Patienten. "Aus meiner eigenen Praxis weiß
ich, dass die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung rückgängig ist", sagte
Reinhardt auf der Fachtagung.
Im Mittelpunkt der Tagung stand die Vorstellung des Projekts "STROKE OWL" der
Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, das aus Mitteln des Innovationsfonds des
Bundes gefördert wird. 17 Schlaganfall-Lotsen betreuen darin rund 1.600
Schlaganfall-Patienten in Ostwestfalen-Lippe für ein Jahr lang. Das Projekt wird
wissenschaftlich evaluiert durch die Universität Bielefeld. Darüber hinaus
stellten sich auf der Berliner Tagung verwandte Projekte wie der
Schwangerenlotse (Berlin), der Cardiolotse (AOK Nordost) und der Geriatrielotse
(Stuttgart) vor.
Für Prof. Dr. Volker Amelung, Vorstandsvorsitzender des BMC, ist die Zeit
gekommen, aus den vielen Pilotprojekten jetzt zu einer tragfähigen,
indikationsübergreifenden Lösung zu kommen. Prof. Dr. Peter Löcherbach,
Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Care und Case Management (DGCC),
sieht dabei den Gesetzgeber in der Pflicht. "Eine gesetzliche Verankerung über
alle Sozialgesetzbücher hinweg ist notwendig", forderte der Mainzer auf der
Tagung.
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