„Ich möchte nicht die Verantwortung für dich übernehmen“, „Du kannst ausziehen, wenn du uns immer nur Ärger machst“, „Verpiss dich! Ich will dich nicht mehr sehen“ oder „Eigentlich wollten wir dich nicht.“ sind zutiefst verletzende Sprüche, die sich Kinder und Jugendliche, öfter als man meinen mag, in ihren Elternhäusern anhören müssen. „Emotionale Gewalt sind Haltungen, Gefühle und Aktionen, die zu einer schweren Beeinträchtigung einer vertrauensvollen Beziehung, meist zwischen Eltern und Jugendlichen, führen“, kommentiert Gina Ionescu, Projektleiterin bei Jugendnotmail, das Ergebnis einer Instagram-Umfrage der Online-Beratung. Diese Form der Gewalt behindere die geistig-seelische Entwicklung eines Jugendlichen zu einem gesunden Selbstvertrauen und einer lebensbejahenden Persönlichkeit.
Emotionale Gewalt kommt überall dort vor, wo sich Menschen begegnen und miteinander leben oder arbeiten: in der Familie, im Sportverein oder in der Schule. Obwohl emotionale Gewalt die am weitesten verbreitete Form von Missbrauch ist, „bleibt diese Form der Gewalt häufig von außen unerkannt, da sie in ihrer Gesamtheit und in ihrem Ausmaß nur schwer zu erfassen ist“, erklärt Ionescu. Sprüche wie „Seid doch mal ruhig“ oder „Du störst“ hat sicher jeder mal gehört und sie gelten als harmlos. Aber manche Sprüche gehen wie die Jugendnotmail-Umfrage gezeigt hat noch viel weiter: „Dann ertränk dich doch, wenn du es nicht mehr aushältst“ oder „Geh sterben. Wir brauchen dich hier nicht“. Von da ist es nur noch ein kleiner Schritt zu emotionaler Erpressung „Wenn du tust, was ich will, gebe ich dir, was du brauchst“ oder emotionaler Manipulation wie „Wenn du endlich mal aufräumen würdest, wären wir glücklich“ sein.
Emotionale Gewalt ist traumatisierend und hinterlässt tiefe Wunden bei Kindern und Jugendlichen, die ein Leben lang bestehen bleiben. Die Opfer verlieren mehr und mehr ihre emotionale und körperliche Ausdruckskraft und werden unscheinbar und sprachlos. Daraus entstehen psychische und körperliche Erkrankungen. „Tritt emotionale Gewalt durch Bezugspersonen auf, ist es für Jugendliche sehr schwierig dem entgegenzuwirken. Wichtig ist, dass die Jugendlichen erst einmal erkennen, dass sie emotionaler Gewalt ausgesetzt sind“, erläutert Ionescu. Da emotionale Gewalt von außen kaum sichtbar sei, sei es besonders wichtig, dass Kinder und Jugendliche sich öffnen und sich jemanden anvertrauen. Dies könne ein Vertrauenslehrer in der Schule oder ein guter Freund sein. Schreiben ist ein bewährtes Mittel, um Erlebnisse zu verarbeiten. „Tagebuch schreiben ist oft sehr hilfreich, um Erfahrungen zu verkraften, oder“, rät Ionescu „Kontakt zu einer Online-Beratung wie Jugendnotmail aufzunehmen, wo man seine Sorgen und seinen Kummer in einer vertraulichen Nachricht aufschreiben kann und professionelle Unterstützung erhält.“