Zur Eröffnung des 15. Jahreskongresses der Deutschen
Stiftung Organtransplantation (DSO) appelliert der Medizinische Vorstand, Dr.
med. Axel Rahmel, an die über 400 Transplantationsbeauftragten, Ärzte und
Pflegekräfte, gemeinsam die Gesetzesvorgaben zügig in den Klinikalltag zu
integrieren. "Seit zwei Jahrzehnten basteln wir an den Symptomen des anhaltenden
Organmangels, ohne dass sich für die Patienten auf den Wartelisten etwas
verbessert hat. Jetzt hat die Politik die Notwendigkeit erkannt, dass an den
Rahmenbedingungen etwas grundlegend verändert werden muss. Sie hat in Rekordzeit
zum 1. April 2019 ein Gesetz verabschiedet, das mit seinen Maßnahmen genau an
den strukturellen Mängeln im System ansetzt. Der Weg ist geebnet, jetzt müssen
wir ihn zügig und konsequent gemeinsam gehen. Den Patienten auf den Wartelisten
läuft die Zeit davon", betont Rahmel. Die Chancen und Herausforderungen, die das
Gesetz zur Verbesserung der Zusammenarbeit und der Strukturen bei der
Organspende (GZSO) beinhalten, beherrschen den diesjährigen Kongress neben
aktuellen medizinischen Themen zur Empfängersicherheit und Spenderbeurteilung.
Die hohe Zahl der Kongressteilnehmer dokumentiert das große Interesse an diesem
wissenschaftlich-medizinischen Austausch.
DSO unterstützt GZSO und Initiativplan
In der Unterstützung zur Umsetzung der Strukturreformen sieht die DSO eine ihrer
wichtigen Aufgaben. Dazu gehört eine Stärkung der Transplantationsbeauftragten
und eine verbindliche Ausgestaltung ihrer Tätigkeiten sowie eine
aufwandsgerechtere Vergütung der Entnahmekrankenhäuser. "Durch die neuen
gesetzlichen Regelungen ist gewährleistet, dass das Engagement der
Transplantationsbeauftragten und die Tätigkeiten des Entnahmekrankenhauses im
Organspendeprozess adäquat vergütet werden", unterstreicht der Kaufmännische
DSO-Vorstand Thomas Biet. Im Gegenzug bedeutet das neue Gesetz aber auch mehr
Verbindlichkeit für die Kliniken und die Transplantationsbeauftragten. Dazu
gehören umfassende Schulungen, die die DSO durch Beteiligung an der ärztlichen
und pflegerischen Weiterbildung sowie verschiedene E-Learning-Programme
unterstützt. Auch bei der Analyse der Todesfälle in den Kliniken, als Grundlage
für eine Qualitätssicherung beim Erkennen möglicher Spender, bietet die DSO ihre
Hilfe an, z.B. durch das hierfür speziell angepasste Softwareprogramm "DSO
Transplantcheck für Excel". Erstmals wurde auch die Betreuung der Angehörigen in
das Gesetz mit aufgenommen und der DSO übertragen. Ein Austausch von anonymen
Dankesbriefen zwischen Organempfänger und Spenderfamilie ist ebenfalls seit dem
1. April gesetzlich geregelt und den Transplantationszentren und der DSO
zugeordnet. DSO-Vorstand Rahmel sieht dies als ein wichtiges Zeichen der
Wertschätzung: "Für den Organempfänger und die Spenderfamilie sind diese Briefe
von immenser Bedeutung. Die Transplantierten können Danke sagen und die
Angehörigen des Spenders daraus neue Kraft und Zuversicht schöpfen."
Um die gesetzlichen Rahmenbedingungen in die Praxis zu überführen, wurde unter
Federführung der DSO und mit Unterstützung des Bundesgesundheitsministeriums und
weiterer Partner ein Gemeinschaftlicher Initiativplan erarbeitet. Hier sollen
insbesondere die Transplantationsbeauftragten bei der praktischen Umsetzung
ihrer Aufgaben unterstützt werden, z.B. mit Schulungen, beim Umgang mit
Patientenverfügungen und einer besseren Vernetzung untereinander. Eine stärkere
gesellschaftliche Verankerung und Wertschätzung der Organspende in der
Öffentlichkeit soll über Multiplikatoren wie Ärzte und Lehrer sowie eine
differenziertere Aufklärungsarbeit nach Zielgruppen erreicht werden.
Engagement der Kliniken steigt
Erfreulich ist, dass die organspendebezogenen Kontakte der Kliniken mit der DSO
im Vergleichszeitraum von Januar bis Oktober von 2.341 im Jahr 2018 auf derzeit
2.522 weiter angestiegen sind. Das Erkennen und Melden möglicher Organspender an
die DSO ist ein zentraler erster Schritt im Organspendeprozess. Allerdings sind
in den ersten 10 Monaten des laufenden Jahres die Zahlen der Spender und der
gespendeten Organe gegenüber 2018 nicht weiter angestiegen: Die DSO zählte
bundesweit bis Oktober 775 postmortale Organspender, im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum mit 787 Organspendern. Die Anzahl der gespendeten Organe liegt
aktuell bei 2.507 gegenüber 2.566 im Vergleichszeitraum des letzten Jahres.
Insofern ist derzeit schwer absehbar, inwieweit die strukturellen Veränderungen
ausreichen, um eine deutliche und nachhaltige Verbesserung der Organspendezahlen
in Deutschland zu bewirken.
DSO sieht Widerspruchslösung als zusätzliche Chance
Die derzeit viel diskutierte doppelte Widerspruchslösung könnte die
strukturellen Prozesse in den Krankenhäusern zusätzlich stärken, ist
DSO-Vorstand Rahmel überzeugt. Die Prüfung der Möglichkeit einer Organspende
würde von der Ausnahme zur Regel und auf eine positive Basis gesetzt, die den
gesellschaftlichen Willen zur Organspende und Transplantation klar zum Ausdruck
bringt. Professor Dr. jur. Hans Lilie, stellvertretender Vorsitzender des
DSO-Stiftungsrates, erklärt: "Vor dem Hintergrund der bekannten breiten
Befürwortung der Organspende innerhalb der Bevölkerung und des Willens,
Transplantationen für schwerkranke Menschen zugänglicher zu machen, wäre die
Widerspruchslösung letztendlich ein Ausdruck einer gesellschaftlich
konzertierten Zustimmung." Jeder Bürger bleibe frei in seiner Entscheidung und
könne einer Organspende ohne Angabe von Gründen jederzeit widersprechen. Die
DSO-Vorstände Rahmel und Biet sehen in der Widerspruchslösung zusätzliches
Potenzial für eine positive Entwicklung: "Jetzt haben wir die Chance, gemeinsam
eine Kultur der Organspende in Deutschland zu fördern, die das Denken an die
Organspende zur Selbstverständlichkeit macht, Organspender und ihre Angehörigen
stärker wertschätzt und die unser gesellschaftliches Prinzip der Solidarität
auch in der Organspende widerspiegelt."
Sina wartet seit 6 Jahren
Wie es sich anfühlt, täglich auf ein neues Organ zu warten, zu hoffen und auch
mit Ängsten umzugehen, weiß Sina Jürgensen. Ihre Nieren funktionieren aufgrund
einer Erkrankung nicht wie bei gesunden Menschen und so ist die 35-Jährige drei
Mal pro Woche auf die Dialyse angewiesen. "Ich hoffe, dass möglichst viele
Menschen erkennen, wie wichtig es ist, sich darüber klar zu werden, ob man seine
Organe nach dem Tod spenden möchte oder nicht. Mit mir warten rund 9.400
Patienten auf eine Transplantation. Ich wünsche mir, dass jeder Mensch zumindest
einmal darüber nachdenkt, was er tun würde, wenn er selbst oder ein geliebter,
ihm nahestehender Mensch, auf eine Transplantation angewiesen wäre", betont Sina
Jürgensen.
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