Die Pharmaindustrie will sich nicht an milliardenschweren Kosten
zur Reduzierung von Arzneimittelrückständen in deutschen Gewässern beteiligen.
Dies sei "eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe", teilte der Bundesverband der
Arzneimittel-Hersteller mit. Es sei kaum möglich, Wirkstoffe für gut
verträgliche Arzneimittel zu entwickeln, die "auch eine optimale
Umweltverträglichkeit aufweisen", heißt es in einem Schreiben an das ZDF. Sowohl
Umweltverbände als auch Wasserwirtschaft fordern, dass die Arzneimittelindustrie
den Ausbau von Kläranlagen mitfinanzieren solle, darüber berichtet das
ZDF-Magazin "Frontal 21" am Dienstag, 26. November 2019, 21.00 Uhr.
Der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft,
Martin Weyand: "Wir müssen endlich dazu übergehen, dass auch diejenigen, die die
Umwelt verschmutzen, auch die Kosten dafür zahlen." Geschehe dies nicht, könnten
die Abwassergebühren drastisch teurer werden. "Wir rechnen damit, dass sie um 15
bis 20 Prozent steigen." Paul Kröfges vom Bund für Umwelt- und Naturschutz
Deutschland: "Wir haben es bisher mit einer strikten Verweigerungshaltung der
Industrie zu tun." Sie sei weder bereit, umweltverträglichere Ersatzwirkstoffe
herzustellen, noch sich an den höheren Kosten zu beteiligen.
Deutschen Umweltbehörden bereiten die Rückstände von Medikamentenresten
besonders große Sorgen. Die Mengen seien konstant, aber es würden immer mehr
Wirkstoffe gefunden, berichtet beispielsweise das Landesumweltamt
Nordrhein-Westfahlen. Es geht um Schmerzmittel, Röntgenkontrastmittel oder auch
Antibiotika. Sie belasten Ökosysteme oder erhöhen das Risiko von
Resistenzbildungen bei für Menschen gefährlichen Keimen.
Die Bundesregierung hat deshalb vor drei Jahren die sogenannte
"Spurenstoffstrategie des Bundes" ins Leben gerufen. Doch im Expertengremium ist
in Fragen nach der Herstellerverantwortung keine Lösung in Sicht.
Wasserwirtschaft und Umweltverbände schlagen vor, Deutschlands große Kläranlagen
nachzurüsten. Das könnte verschiedenen Studien zufolge rund 36 Milliarden Euro
bis zum Jahr 2045 kosten. Sollten sich Chemie- und Pharmaindustrie nicht
freiwillig beteiligen, müsse der Gesetzgeber sie dazu verpflichten, fordern BUND
und Wasserwirtschaftsverband. Ansonsten würden zusätzliche Belastungen für die
Gebührenzahler unvermeidlich.
Der "Frontal 21"-Beitrag über Maßnahmen zur Reduzierung von
Arzneimittelrückständen in deutschen Gewässern gehört zum ZDF-Themenschwerpunkt
über die wachsende Gefahr von Antibiotika-Resistenzen. Am Dienstag, 26. November
2019, ab 20.15 Uhr, zeigt zunächst die "ZDFzeit"-Doku "Killerkeime - Wenn
Antibiotika nicht mehr wirken", was beim Ausbruch eines gegenüber allen gängigen
Antibiotika resistenten Keims in einem Krankenhaus passieren würde. Ab 22.15 Uhr
begleitet "37°" in "Der unsichtbare Feind - Ein Leben mit dem Keim" zwei
Protagonistinnen, die unter multiresistenten Keimen und Infektionen leiden. Im
Anschluss daran fragt "Leschs Kosmos" um 22.45 Uhr: "Wer stoppt die Killerkeime?
Neue Wege der Medizin".
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