Kälte, Nässe, Nebel, Schnee. Morgens in der Dämmerung aus dem
Haus, abends bei Dunkelheit zurück. Das wirkt sich auf die Psyche aus, bei
manchen Menschen stärker, bei anderen weniger stark. Mediziner nennen diese
saisonalen Depressionen SAD (seasonal affective disorder), wenn sie das Ausmaß
einer Krankheit annehmen. Eine abgeschwächte Form mit ausgeprägten saisonalen
Stimmungstiefs ist die subsyndromale SAD (s-SAD). Zudem zeigen viele Menschen
wetter-, licht- und saisonal abhängige vorübergehende Stimmungsschwankungen, die
nicht behandlungsbedürftig sind. Dazu zählt der "Winterblues".
Erschöpfung und Energiemangel
Symptome sind Stimmungstief, Antriebs- und Lustlosigkeit, Erschöpfung,
Energiemangel, Mattigkeit, Mutlosigkeit. Wann aber ist es Winterblues, wann wird
es zur Winterdepression? Prof. Dr. Dr. Matthias J. Müller, Ärztlicher Direktor
und Medizinischer Geschäftsführer der Oberberg Gruppe, erklärt: "Beim
Winterblues schwankt die Stimmung tageweise, es gibt auch Zeiten ohne
Stimmungstief. Wenn die verschiedenen Symptome aber über zwei Wochen am Stück
anhalten, kann es sich um eine saisonal bedingte Depression, eine SAD, handeln."
Das Schlafhormon senkt die Stimmung
Verantwortlich für rein saisonale Stimmungstiefs ist meist der Mangel an
Lichteinstrahlung während der dunklen Jahreszeit: "Bei andauernder geringer
Lichtintensität wird nicht nur nachts, sondern auch tagsüber das Schlafhormon
Melatonin vermehrt ausgeschüttet. Fehlt die Unterdrückung der Ausschüttung durch
intensives Licht, ist Melatonin am Tag in zu hoher Konzentration vorhanden. Dann
reagiert der Mensch mit Antriebslosigkeit und Niedergeschlagenheit", erläutert
der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Gleichzeitig passiert noch mehr
im Körper: "Um Melatonin herzustellen, wird die Aminosäure Tryptophan stärker
verbraucht und steht dadurch in geringerem Umfang für die Bildung des
Neurotransmitters Serotonin zur Verfügung", so Matthias J. Müller weiter.
"Serotonin, das für psychische Ausgeglichenheit und positive Stimmung sorgen
kann, fehlt dann dem Gehirn - was zu Mutlosigkeit und Reizbarkeit führen kann."
Mit Tageslicht und Bewegung gegen das Tief
Menschen mit Winterblues neigen dazu, zuhause zu bleiben. Genau das ist aus
Sicht des Psychiaters kontraproduktiv: "Wer sich zurückzieht, kommt nur schwer
aus seinem winterlichen Tief heraus." Der Experte der Oberberg Gruppe empfiehlt
stattdessen, mit Freunden und Familienmitgliedern etwas zu planen, auf
regelmäßigen, ungestörten Schlaf zu achten und viel Sport zu treiben.
Regelmäßige körperliche Betätigung vor allem im Freien wirkt sich positiv auf
den Serotonin-Spiegel aus und hebt nachweislich die Stimmung. "Schon ein
Spaziergang an der frischen Luft versorgt uns selbst an grauen Tagen mit
Tageslicht und trägt dazu bei, die Melatonin-Produktion zu begrenzen", führt
Prof. Dr. Dr. Müller aus.
Wenn sich die Stimmung nicht aufhellt
Doch was tun, wenn die Stimmung sich nicht bessert oder die Symptome stärker
werden? "Wer nicht nur antriebslos und niedergeschlagen ist, sondern auch unter
anhaltender Lust- und Interesselosigkeit sowie Schlaf- und Appetitstörungen
leidet, hat möglicherweise mehr als einen Winterblues", sagt Privatdozent Dr.
med. Andreas Jähne, Chefarzt der Oberberg Fachklinik Rhein-Jura, eine der
bundesweit dreizehn Kliniken der Oberberg Gruppe. Bei schwereren Depressionen
reichen Licht und Sport nicht aus. "Dann ist die professionelle Hilfe eines
psychologischen oder ärztlichen Therapeuten gefragt", so Dr. Jähne weiter.
Die Behandlung einer schweren SAD erfolgt in der Regel durch eine Kombination
aus Licht-, Psycho- und Pharmakotherapie, fester Bestandteil bei allen
Schweregraden von Winterdepression ist die Lichttherapie. Tageslicht ist mit
seiner Intensität und der Art des Lichts, also seiner Spektralverteilung, zwar
prinzipiell am wirksamsten. Gleichwohl werden bei SAD nach ärztlicher Verordnung
medizinische Lichttherapiegeräte eingesetzt, in den meisten Fällen mit einer
Intensität von 10.000 Lux für eine halbe Stunde oder 2.500 Lux für zwei Stunden
morgens. Etwa 60 bis 90 Prozent der Patienten mit SAD sprechen nach rund zwei
Wochen auf diese Therapie an, die Lichttherapie sollte aber zumindest während
der dunklen Jahreszeiten fortgeführt werden.
In leichten Fällen rät Prof. Dr. Dr. Müller, sich neben Licht, Bewegung im
Freien und ausreichend Schlaf bei winterlichen Stimmungsschwankungen nicht zu
sehr unter Druck zu setzen: "Ein wenig Melancholie kann in den dunklen
Jahreszeiten ganz normal sein."
Auch Kinder haben Winterverstimmungen
Wer morgens im Dunkeln nur schwer aufstehen kann, ist laut Forschung noch dazu
im Nachteil. Dr. Ewa Cionek-Szpak, Chefärztin der Oberberg Fachklinik
Wasserschlösschen, sagt: "Haben Erwachsene noch die Möglichkeit zu Gleitzeit bei
der Arbeit, müssen Kinder in der Winterzeit im Halbschlaf in die Schule
wandern." Den flexiblen Start in den Tag gibt es bislang nur in experimentellen
Schulen. Dort schafft die Anpassung des Rhythmus an die innere Uhr einen um eine
ganze Note besseren Durchschnitt, ein beachtlicher Effekt für eine einfache
Maßnahme. Die gute Nachricht, so Kinder- und Jugendpsychiaterin Cionek-Szpak:
"Wer für gebremsten Antrieb und schlechtere Stimmung in der Winterzeit
empfänglicher ist, ist ebenso empfindlicher in der Sommerzeit, dann aber
energievoller, motivierter und kreativer."
Weitere Informationen unter:
www.oberbergkliniken.de/krankheitsbilder/depression
Pressekontakt:
Pressekontakt:
HOSCHKE & CONSORTEN
Public Relations GmbH
Telefon: 0049 (40) 36 90 50 57
Mail: oberberg@hoschke.de
www.oberbergkliniken.de
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/134684/4450281
OTS: Oberberg Gruppe
Original-Content von: Oberberg Gruppe, übermittelt durch news aktuell