Mit dem eigenen Körpergefühl ist das so eine Sache. Es finden sich nicht gerade viele Menschen, die ihr Spiegelbild anlächeln und zufrieden sind mit dem, was sie sehen. Die meisten würden sofort hier und da etwas ändern, verbessern oder retuschieren. Bei den Männern sind die Schultern zu schmal, der Bauch zu groß, die Muskeln zu klein, sowie Kopf- und Brustbehaarung zu mickrig. Die Frauen dagegen blicken mit Skepsis auf den zu großen Po, die zu kleine Oberweite, die Ansätze von Orangenhaut oder sie verfluchen ihre Reiterhosen, wo sie mit Pferden doch gar nichts zu tun haben. Dabei wird die objektive eigene Wahrnehmung oft durch äußere Faktoren sehr stark beeinflusst.
Zeigt uns doch die Werbung mittlerweile über alle Medien hinweg, wie wir am besten auszusehen haben: schlank, jung, vital, sportlich, stets lächelnd und in allen Belangen erfolgreich. Niemand, aber wirklich gar niemand kann diesem vorgegaukelten Perfektionismus gerecht werden und so gleicht die Jagd nach diesem Ideal einer schier ausweglosen Mission, auf der die meisten irgendwann frustriert aufgeben und einige von ihnen danach auf physische oder psychologische Hilfe angewiesen sind.
Die Marketingabteilungen der Diätindustrie schaffen es Jahr für Jahr neue Diätformen und Produkte zu erfinden und sie mit einem astronomischen Budget unter die Leute zu bringen. Hiermit suggerieren sie den Menschen mit voller Absicht ein schlechtes Gewissen und bauen darauf ihr zweifelhaftes Geschäftsmodell auf. Ein Gewissen scheint diese Industrie nicht zu haben und leider scheint hier auch keine Änderung in Sicht, denn wie immer, wenn es um große Gewinne geht, bleiben oft Anstand und Verantwortungsgefühl auf der Strecke. Der Umsatz der Diätindustrie wird für Europa im Jahr 2019 auf unglaubliche neunzig Milliarden Euro geschätzt.
Mittlerweile dürfte wirklich jeder wissen, wie er oder sie abnehmen kann. Bewegung und gesundes Essen - sonst nichts! Es braucht kein Pulver oder Pillen dazu, um langfristig abzunehmen und gesund zu leben. Gut, vielleicht nutzt eine einfache kleine Übung auch noch: bewege einmal deinen Kopf schnell nach links und wieder zurück. Jetzt das gleiche nach rechts und wieder zurück. Die Übung gut merken und wenn du das nächste Mal gefragt wirst, ob du ein Stück Torte oder einen Nachschlag haben willst, machst du sie: einfach den Kopf schütteln - das hilft.
Bevor du eine Diät in Angriff nimmst, du also abnehmen willst, solltest du dir als erstes eine wichtige Frage stellen: die Frage nach dem warum. Du solltest dabei ganz ehrlich zu dir sein und tief in dich hinein horchen. Warum willst du abnehmen? Warum bist du nicht zufrieden mit dir? Etwa weil dich die Werbung voll erwischt hat und du dem Schönheitsideal nachrennen willst, oder jemand aus deiner Umgebung auch abgenommen hat und nun den ganzen Tag nur Komplimente einheimst? Glaubst du etwa, besser, wichtiger, begehrenswerter oder von deinem Umfeld positiver angenommen zu werden, wenn du ein paar Kilos verloren hast? Warum bist du unzufrieden, wirklich nur wegen der ein oder anderen kleinen Rolle zu viel hier und da? Oder hat es andere Gründe?
Zufriedenheit statt Diät könnte die Lösung sein. Vielleicht hilft es dir, dich in einem ganz anderen Licht neu zu entdecken. Konzentration nicht auf die Gebrauchsspuren hier und da, sondern auf die wirklich schönen und wertvollen Eigenschaften, die du hast. Ein Model mit Traummaßen, dass aber nicht mit sich zufrieden ist - weil Optik nun mal wirklich nicht alles ist - wirkt lange nicht so anziehend, wie ein etwas molliger Mensch, der mit sich im Reinen ist und Zufriedenheit ausstrahlt.
Wie du dir eine mühsame Diätkur vielleicht ersparst, kann dir die Dialyse für die Seele aufzeigen, indem du deine natürlichen Ressourcen nutzt und sie konzentriert und gezielt für dein Lebensglück einsetzt.
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