Eine simple Suchanfrage bei Google bringt ca. 300.000 Ergebnisse. Fünf der ersten zehn Treffer führen zu Plattformen, die eindeutige Kaufangebote enthalten, oder zu einschlägigen Satellitenseiten. Die Shops sind gut sortiert. Dort gibt es Tabletten, die dem Zusatz SR (sustained release) und LA (long acting) tragen sowie die Standardzubereitung, die den Wirkstoff unmittelbar freisetzt. Dem Anschein nach ist das Pharmakon heute genauso unkompliziert verkäuflich wie gewöhnliche Kopfschmerztabletten.
Rundfragen an deutschen Universitäten haben gezeigt, dass 25 Prozent der Studenten bisweilen zu einem Medikament greifen, um das Leistungsvermögen in der Examensphase zu verbessern. Das meistgenutzte Arzneimittel ist Methylphenidat, das in den Vereinigten Staaten den Spitznamen »Kinderkoks« trägt. Es ist erwiesen, dass der im Jahre 1944 erstmalig synthetisierte Amphetamin-Abkömmling die Aufmerksamkeit und das Denkvermögen steigert. Der Wermutstropfen: Die Wirkung schlägt bei Gewohnheitskonsumenten bzw. überhöhter Dosierung ins Gegenteil um. Die Folge sind Konzentrationsstörungen, Ablenkbarkeit, Erregtheit, Zerstreutheit und Depressionen.
Angesichts der leichten Erhältlichkeit fallen manche Interessenten dem Trugschluss anheim, dass Ritalintabletten die wirksamere Alternative zu den harmlosen Aufputschmitteln Ginseng, Koffein, Taurin und Guaraná sind. Sie ignorieren die Tatsache, dass der Wirkstoff nach deutschem Recht ein Betäubungsmittel ist. Wer über Online-Quellen den Eigenbedarf deckt, darf die Tabletten unter keinen Umständen an Kommilitonen weitergeben. Das Inverkehrbringen betäubungsmittelrechtlich geregelter Arzneien – egal ob entgeltlich oder unentgeltlich – ist eine Straftat.
Analog zu anderen Amphetaminderivaten birgt Methylphenidat das Risiko einer Suchtentwicklung. Ein Verbot der Substanz ist mangels eines geeigneten Ersatzes in der ADHS-Therapie unrealistisch. Aus fachlicher Sicht bringt der Ritalingebrauch abseits der therapeutisch indizierten Einsatzfelder zahlreiche Nachteile. Personen, die das Medikament missbrauchen, bewerten hingegen den kurzfristigen Vorteil höher. Letzteren sei geraten, von einer Langzeitanwendung Abstand zu nehmen und eine niedrige Dosis zu wählen. Bei bedachtsamem Gebrauch sind die physischen und psychischen Langzeitfolgen geringer.