fit und munter - Deutsche Umwelthilfe sieht Verbesserungen, aber keine Entwarnung bei der Luftbelastung in Deutschland 2019

fit und munter

Deutsche Umwelthilfe sieht Verbesserungen, aber keine Entwarnung bei der Luftbelastung in Deutschland 2019


Umweltbundesamt stellt Bericht zur Luftqualität 2019 mit
vorläufiger Auswertung der Messstationen vor - Luftbelastung durch Feinstaub und
das Dieselabgasgift Stickstoffdioxid noch immer zu hoch - Deutsche Umwelthilfe
fordert verbindliche Hardware-Nachrüstungen für alle Diesel-Fahrzeuge der
Abgasstufe Euro 5 und 6 sowie Vorbereitung auf die Einhaltung der strengeren
Luftqualitätsvorgaben der WHO

Die Belastung der Luft in deutschen Städten mit Schadstoffen ist nach wie vor
deutlich zu hoch. Zu diesem Schluss kommt die Deutsche Umwelthilfe (DUH)
angesichts des Berichtes des Umweltbundesamts (UBA) "Luftqualität 2019" zu den
Luftschadstoffdaten von Stickstoffdioxid (NO2), Feinstaub und Ammoniak. Demnach
überschritten im Jahr 2019 rund 20 Prozent der verkehrsnahen Messstellen den
EU-Grenzwert für NO2 von 40 Mug/m³ im Jahresmittel. Die im Jahr 2019 ermittelten
NO2-Belastungen durch Passivsammlermessungen sind leider nicht vollständig
veröffentlicht. Die DUH geht davon aus, dass dadurch auch die Zahl der von
Grenzwertüberschreitungen betroffenen 21 Städte wesentlich steigt. Die DUH
fordert die Einhaltung des Grenzwerts so schnell wie möglich, jedoch spätestens
im Jahresmittel 2020.

Dazu Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH: "Wir freuen uns über die
teilweise gesunkenen Werte. Es gibt noch immer Überschreitungen des Grenzwerts
für das gesundheitsschädliche Dieselabgasgift NO2. Leider wurden die Messwerte
aus den häufig besonders stark belasteten engeren Straßenschluchten, die per
Passivsammler ermittelt werden, nicht veröffentlicht. Hier finden sich gerade
die besonders hohen Überschreitungen. Insofern ist die Zahl der 36 Messstellen
mit Überschreitungen nicht korrekt. Ein Grund für die Verringerung der Werte im
Jahr 2019 liegt - so ein Experte der TU Berlin - an der besonderen Wetterlage
dieses Jahres. In weniger windabhängigen Messorten, wie Innenstadtbereichen von
Frankfurt, in denen der Wind nicht gut zirkulieren kann, blieb die Belastung in
2019 gleich oder ist sogar angestiegen. Das Problem der hohen NO2-Belastungen in
vielen unserer Innenstädte löst sich nicht von alleine - es muss konkrete
Maßnahmen für die Saubere Luft und die Verkehrswende geben. Diesel-Fahrzeuge
müssen mit wirksamen Hardwarenachrüstungen auf Kosten der Hersteller eine auch
im Winterhalbjahr funktionierende Abgasreinigung erhalten. Hier sind wir
insbesondere auf die bevorstehende Entscheidung des Europäischen Gerichtshof zur
Frage gespannt. Damit wird höchstrichterlich entschieden, ob die vom
Verkehrsministerium und dem nachgelagerten Kraftfahrtbundesamt akzeptierten
Abschaltungseinrichtungen bei winterlichen Temperaturen im Einklang mit
Europarecht stehen. Diese Entscheidung wird auch Auswirkungen auf die so
genannten Software-Updates haben. Wir halten diese für illegal. Die anhaltenden
NO2-Grenzwertüberschreitungen im nunmehr elften Jahr zeigen überdeutlich, dass
die bisher getroffenen Maßnahmen nicht ausreichen. Politisches Handeln muss sich
an den besonders schutzbedürftigen Kindern und Asthmakranken orientieren."

Zudem atmet die Bevölkerung in weiten Teilen Deutschlands nach wie vor zu viel
Feinstaub ein. Eine besonders relevante Quelle von Feinstaub und vor allem von
ultrafeinen Partikeln sind Holzfeuerungsanlagen wie z.B. Kaminöfen. Laut
Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollte der Tagesmittelwert für Feinstaub nicht
öfter als 3-mal im Jahr eine Belastung von 50 Mug/m³ überschreiten. Trotz des
vergleichsweise milden Wetters in der Heizperiode war laut UBA-Bericht die Luft
jedoch an mehr als einem Drittel der Messstellen höher belastet als die WHO für
tolerabel hält. Zudem wird die Belastung vielerorts gar nicht erfasst: In
Wohngebieten und im ländlichen Raum, wo die Feinstaubbelastung durch das Heizen
mit Holz besonders hoch sein kann, sind in der Regel keine Messstellen
vorhanden.

"Emissionsarme Anlagen mit wirksamer Abgasreinigung müssen Pflicht werden. Wir
fordern Länder und Kommunen auf, die Kriterien des neuen Blauen Engels für
Kaminöfen als Mindeststandard in lokalen Verordnungen für Einzelraumfeuerungen
zu nutzen. Auch das neue Marktanreizprogramm der Bundesregierung zur Förderung
erneuerbarer Wärme muss nachgebessert werden. Effektive Partikelabscheider
sollten bei der Förderung von Holzheizkesseln und Pelletöfen verpflichtend sein
- sowohl im Neubau als auch im Bestand", so Dorothee Saar, Bereichsleiterin
Verkehr und Luftreinhaltung bei der DUH.

Einfluss auf die Luftqualität haben ebenfalls Emissionen aus der Landwirtschaft.
Ammoniak führt zur Bildung von Feinstaub, Methan zur Bildung von bodennahem
Ozon. Beide Schadstoffe beeinflussen die Luftqualität in Städten und dem
ländlichen Raum und damit die Gesundheit der Einwohner. Diese Schadstoffe
stammen vorwiegend aus der Landwirtschaft, werden bislang aber nur unzureichend
adressiert. Im Zeitraum von 2017 bis 2019 überschritten 41 Prozent aller
Ozon-Messstellen den Zielwert zum Schutz der Gesundheit. Das sind im Vergleich
zum letzten Zeitraum 13 Prozent mehr.

Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH, betont: "Die
landwirtschaftlichen Ammoniak-Emissionen in Deutschland steigen seit 2010. Der
dadurch entstehende Feinstaub schadet der Gesundheit. Reduktionsmaßnahmen müssen
insbesondere in der Nutztierhaltung und bei der Düngung auf dem Feld ansetzen.
Das ist seit langem bekannt, wird aber auch von der amtierenden Ministerin
Klöckner nicht angepackt."

Hintergrund:

Die gesundheitliche Relevanz von Luftschadstoffen werden durch mehrere Papiere
und Stellungnahmen verschiedener wissenschaftlicher Vereinigungen, wie
beispielsweise der Internationalen Gesellschaft für Umweltepidemiologie (ISEE)
und der European Respiratory Society (ERS), der 900 Mitglieder zählende
Gesellschaft der Kinder-Pneumologen - Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie
(GPP), des Forum of International Respiratory Societies (FIRS) und des
Bundesverband der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner (BdP)
verdeutlicht. Diese verteidigen die WHO-Grenzwerte und fordern deren Einhaltung.
Demnach sind die gesundheitsschädlichen Wirkungen der diskutierten
Luftschadstoffe wissenschaftlich eindeutig belegt.

Die DUH macht sich auch auf dem Rechtsweg für saubere Luft in Städten stark. Mit
Informationskampagnen setzt sich der Umwelt- und Verbraucherschutzverband dafür
ein, Feinstaub- und Rußemissionen aus Öfen und Heizkesseln zu senken und die
gesetzlichen Rahmenbedingungen zu Silvesterfeuerwerken zu verändern. Darüber
hinaus adressiert die DUH im Projekt "Clean Air Farming" (LIFE17 GIE/DE/610
CLEAN AIR FARMING) die Luftbelastung durch Methan und Ammoniak aus der
Landwirtschaft.

Weitere Informationen:

www.clean-air-farming.eu, www.clean-heat.eu, www.right-to-clean-air.eu

Links:

Zum Bericht "Luftqualität 2019" des Umweltbundesamtes:

https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/luftqualitaet-2019

Pressekontakt:

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
0171 3649170, resch@duh.de

Dorothee Saar, Leiterin Verkehr & Luftreinhaltung
030 240086772, 0151 16225862, saar@duh.de

Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin
0170 7686923, metz@duh.de

DUH-Pressestelle:

Ann-Kathrin Marggraf, Marlen Bachmann, Thomas Grafe
030 2400867-20, presse@duh.de

www.duh.de , www.twitter.com/umwelthilfe , www.facebook.com/umwelthilfe ,
www.instagram.com/umwelthilfe

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/22521/4517650
OTS: Deutsche Umwelthilfe e.V.

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell
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