Im vergangenen Jahr sind in Deutschland mindestens
417 Menschen ertrunken. In Binnengewässern verloren 362 Männer und Frauen, das
sind rund 87 Prozent der Opfer, ihr Leben. Diese Statistik gab die Deutsche
Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) am Donnerstag (5.3.) in München bekannt.
"Flüsse, Seen oder Kanäle sind nach wie vor die größten Gefahrenquellen. Nur
vergleichsweise wenige Gewässerstellen werden von Rettungsschwimmern bewacht.
Das Risiko, dort zu ertrinken, ist deshalb um ein Vielfaches höher als an Küsten
oder in Schwimmbädern", beschreibt Achim Haag, Präsident der Wasserretter, die
Gefahrenlage. Er kritisiert Kommunen und Landkreise, die nicht genug für die
Sicherheit der Menschen im und am Wasser täten. "Die DLRG könnte mit
Gefahrenexpertisen und Rettungsschwimmern viele Gefahrenstellen entschärfen", so
Haag weiter.
Die Anzahl der Opfer ist 2019 um 17,3% auf 417 zurückgegangen. Zwar brach der
vergangene Sommer zahlreiche Temperaturrekorde, diese wechselten sich jedoch mit
einigen Regentagen, kühlen Temperaturen und starken Unwettern ab. So entschieden
sich viele Menschen oftmals gegen ein Bad im See oder an den Küsten, was die auf
den ersten Blick positive Entwicklung erklärt. "Der Wettergott hat uns in die
Karten gespielt", kommentierte der DLRG-Präsident das Ergebnis. Wie sich schönes
Wetter auf die Ertrinkungsfälle auswirken kann, zeigten die Monate Juni, Juli
und August: 237 Männer, Frauen und Kinder ertranken in diesen immer wieder von
Hitzewellen und Trockenheit geprägten Monaten, mehr als die Hälfte der tödlichen
Wasserunfälle des gesamten Jahres.
Die tödlichen Unfälle an Nord- und Ostsee haben sich im Vergleich zu 2018 um
zwei Fälle reduziert. An den Küsten zwischen Borkum und Usedom starben 23
Menschen (fünf in der Nord- und 18 in der Ostsee), davon viele beim Segeln oder
Angeln. Deutlich gesunken sind die Todesfälle in Schwimmbädern. 2019
verzeichnete die DLRG-Statistik elf Opfer (2018: 29) in Frei-, Hallen- und
Naturbädern. In privaten Swimmingpools ertranken zwei Menschen.
Besonders vom Ertrinken betroffen sind Kinder und junge Menschen. 17 Kinder
(2018: 15) im Vorschul- und acht (elf) im Grundschulalter kamen im Wasser ums
Leben. DLRG-Präsident Haag: "Hier ist sicherlich die zurückgehende
Schwimmfertigkeit bei den Kindern eine Ursache." Hart kritisiert die DLRG in
diesem Zusammenhang die sich weiter verschlechternden Rahmenbedingungen für die
Schwimmausbildung. Die Zahl der geschlossenen und akut vor Schließung stehenden
Bäder in Deutschland erhöhe sich stets, so Haag weiter. "Diese Entwicklung ist
alarmierend. Die Folgen bekommen wir alle zu spüren. 20 bis 25 Prozent aller
Grundschulen bieten keinen Schwimmunterricht mehr an, weil ihnen kein Bad zur
Verfügung steht und ausbildende Verbände wie die DLRG haben lange Wartelisten
von ein bis zwei Jahren für einen Schwimmkurs. Mehr als jeder zweite
Grundschulabsolvent ist kein sicherer Schwimmer mehr." Und: "Die Proteste in den
Kommunen gegen Bäderschließungen werden immer lauter. 85 Prozent der Menschen
wollen ihr Bad behalten. Das ist die große Mehrheit. Darauf sollte die Politik
hören", sagt der Chef der Lebensretter.
Neue Aufklärungskampagne
Die DLRG startet daher ihre Aufklärungskampagne "Sicheres Schwimmen" und fordert
Eltern, Lehrkräfte und Schwimmtrainer auf, ihren gesellschaftlichen Auftrag, den
Kindern das Schwimmen zu lehren, ernst zu nehmen und diesem mit allen Mitteln
nachzukommen. Mit ihrer Petition "Rettet die Bäder!" hat die Schwimmausbilderin
Nummer eins in Deutschland einen ersten wichtigen Teilschritt erreicht. Nachdem
im Dezember 2019 der Petitionsausschuss in öffentlicher Sitzung über den Erhalt
von Schwimmbädern in Deutschland diskutierte, war die DLRG erst Anfang 2020
erneut im Bundestag. Dieses Mal nahm sich der Sportausschuss der Sache an und
verlautbarte anschließend ernsthafte Pläne für ein bundesweites
Investitionsprogramm für die Schwimmbäderinfrastruktur.
Eine besondere Risikogruppe stellen weiterhin Flüchtlinge. Im vergangenen Jahr
ertranken 27 Asylsuchende, die so gut wie alle Nichtschwimmer waren. Die DLRG
hat ihre Baderegeln in über 25 Sprachen übersetzt sowie Piktogramme der
Baderegeln zum kostenlosen Nachdruck entwickelt und den Kommunen wie auch
Gliederungen der DLRG zum Download zur Verfügung gestellt.
https://www.dlrg.de/informieren/regeln/download-uebersetzungen.html
Wie in den Vorjahren ertranken die meisten Menschen in Bayern, dort kamen 95
Personen ums Leben - sieben mehr als im Jahr zuvor. Auf Rang zwei rangiert
Nordrhein-Westfalen mit 65 Todesfällen, dritter ist Niedersachsen, das
flächenmäßig zweitgrößte Bundesland, mit 51 Todesfällen. Es folgen
Baden-Württemberg (37), Brandenburg (34) und Mecklenburg-Vorpommern (27).
Material zur Statistik
Unter folgendem Link finden Sie sämtliche Informationen zur Ertrinkungsstatistik
2019. Neben Präsentationsfolien und Daten finden dort die Kolleginnen und
Kollegen auch Footagematerial unseres Produzenten TVN Hannover inklusive O-Töne
des Präsidenten, Achim Haag:
https://dlrg.de/statistik-ertrinken
Wenn Sie weiteres Material wünschen, melden Sie sich gern einfach per E-Mail an
kommunikation@bgst.dlrg.de.
Über die DLRG
Die DLRG ist mit rund 1,8 Millionen Mitgliedern und Förderern die größte
Wasserrettungsorganisation der Welt. Seit ihrer Gründung im Jahr 1913 hat sie es
sich zur Aufgabe gemacht, Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren. Schirmherr ist
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Die DLRG ist die Nummer Eins in der
Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung in Deutschland. Von 1950 bis 2018 hat sie
über 22,5 Millionen Schwimmprüfungen und fast fünf Millionen
Rettungsschwimmprüfungen abgenommen. In rund 2.000 Gliederungen leisten die
ehrenamtlichen Helfer pro Jahr über zehn Millionen Stunden freiwillige Arbeit
für die Menschen in Deutschland. Die Kernaufgaben der DLRG sind die Schwimm- und
Rettungsschwimmausbildung, die Aufklärung über Wassergefahren sowie der
Wasserrettungsdienst. Über 45.000 Mitglieder wachen jährlich weit mehr als drei
Millionen Stunden über die Sicherheit von Badegästen und Wassersportlern. Mehr
Informationen unter dlrg.de.
Pressekontakt:
Achim Wiese
Pressesprecher der DLRG
Telefon: 05723 955-440
E-Mail: Kommunikation@bgst.dlrg.de
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