Die ÖDP NRW zu Maßnahmen in der Corona-Krise:
Alle Gesundheitsgefahren berücksichtigen
ÖDP NRW befürchtet zusätzliche Gesundheitsgefahren durch einseitige Maßnahmen
(Münster/Düsseldorf) – Der Landesvorstand der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) NRW befürchtet, dass durch die derzeitigen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Krise gravierende Gesundheitsgefahren übersehen werden. „Menschen werden nicht nur durch das Corona-Virus bedroht. Andere Gefährdungslagen müssen bei den Maßnahmen mitberücksichtigt werden“ so die ÖDP NRW.
Das Corona-Virus ist – so der derzeitige Forschungsstand – neu. Gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse liegen hier nur spärlich vor. Es scheint aber so zu sein, dass „soziale Distanzierung“ virologisch ein richtiger Weg ist. Diese „soziale Distanzierung“ hat jedoch an anderen Stellen gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen.
Bei vielen Krankheiten kommt es darauf an, dass das soziale Umfeld diese erkennt und die medizinische Hilfe einleitet. Herzinfarkte, Schlaganfälle und auch häusliche Unfälle werden häufig nur durch das soziale Umfeld erkannt und Hilfe organisiert. Rettung erfordert hier meist eine rasche Reaktion. Zeitliche Verzögerungen können tödlich sein. Da jetzt dieses soziale Umfeld ausfällt, ist zu befürchten, dass gravierenden Gesundheitsfolgen bis hin zu Todesfällen in diesen Segmenten durch die soziale Isolierung dramatisch zunehmen. Auch ist zu befürchten, dass direkte Folgen der Isolation wie häusliche Gewalt, psychische Störungen und Erkrankungen als direkte Folge der Isolation verstärkt auftreten.
Die ÖDP NRW empfiehlt, dass auch diese gesundheitlichen Risiken bei der Strategie zur Bekämpfung der Corona-Krise mitberücksichtigt werden. „Es ist eben nicht gleichgültig, ob man nur noch alleine oder zu zweit außer Haus darf. Zwar ist unbestritten, dass der direkte Kontakt zu einsamen Nachbarn die Ansteckungsgefahr erhöht. Er erhöht aber auch die Chancen, dass gravierende Störungen rechtzeitig erkannt werden und Hilfe geleistet werden kann. Hier ist sowohl eine Abwägung der unterschiedlichen Risiken vorzunehmen, als auch insbesondere geeignete Maßnahmen unter Einhaltung der direkten Distanzierung zur Risikominimierung zu treffen.“
Es ist auch wichtig, dass der Kontakt innerhalb der Familien zu älteren Familienmitgliedern nicht abreißt. Es ist richtig, Risikogruppen vor einer Ansteckung zu schützen. Es ist aber nach Meinung der ÖDP NRW falsch, diesen Schutz alleine auf „soziale Isolation“ zu beschränken. Hier werden die Folgen dieses Schutzes zu einer dramatischen gesundheitlichen Bedrohung für diese Gruppen werden. Es sind zügig entsprechende, der Gesamtsituation angemessene, insbesondere technische Kontaktmöglichkeiten zu schaffen.
Es bestehen ausreichend erprobte Instrumente, sozialen Kontakt und Überwachung für den Notfall ohne direkten Kontakt von Person zu Person zu organisieren. Zu denken ist hierbei an die Verteilung von häuslichen Notruf-Anlagen an die Betroffenen in der Risikogruppe, Kontakt zu in Kranken- und Pflegeheimen Isolierten über Video-Übertragungen und vieles anderes mehr. Es ist ein Skandal, dass sich bei Sterbenden die Angehörigen nicht einmal verabschieden können, obwohl die technischen Möglichkeiten hierfür zur Verfügung stehen.
Es ist aber auch wichtig, dass von Seiten des Krisenmanagements entsprechende Interventionskräfte für die Bekämpfung beispielsweise häuslicher Gewalt zur Verfügung stehen. Auch bei vereinsamten Menschen in Risikogruppen ist durch das Krisenmanagement eine regelmäßige Kontaktierung, z. B. durch regelmäßige Anrufe oder technische Einrichtungen, die eine regelmäßige „Rückmeldung“ von Seiten des isolierten Menschen erfordern, sicherzustellen. Bei Menschen, die in familiäre Strukturen eingebunden sind, kann dies durch die Familie geleistet werden. Es gibt aber sehr viele ältere und kranke Menschen, bei denen diese Einbindung fehlt. Und hier hat das „Krisenmanagement“, ordnet es eine soziale Isolation an, auch für eine Minimierung der dadurch entstehenden Risiken zu sorgen.
Das alles bedeutet Aufwand und kostet Geld. In Relation zu anderen Maßnahmen im Gesundheitswesen und in der Wirtschaft in der Corona-Krise ist diese Gefahrenabwehr mit relativ geringem Aufwand zu leisten. Neben den zur direkten Behandlung von Erkrankten nötigen Maßnahmen und die Überlegungen zur Stabilisierung der Wirtschaft gehört zu einem professionellen Krisenmanagement auch die Berücksichtigung sozialer und humaner Gefahren.
Wird weiterhin die Bedeutung von sozialen Kontakten in der Corona-Krise sträflich übersehen, besteht die Gefahr, dass die durch die Krisenbekämpfung ausgelösten gesundheitlichen „Kollateralschäden“ die Folgen der Corona-Krise übersteigen