Bereits zu einem frühen Zeitpunkt der Corona-Epidemie wurden die deutschen Hilfsmittel-Leistungserbringer von der Bundespolitik als systemrelevant eingestuft. So sollte es ihnen weiterhin möglich sein, die flächendeckende Versorgung von Patienten, die oftmals eindeutig zur Corona-Risikogruppe gehören, in Pflegeheimen und dem eigenen Zuhause sicherzustellen. Jedoch kritisiert die rehaVital Gesundheitsservice GmbH mittlerweile, dass die Leistungserbringer bei den Maßnahmen zur Krisenbewältigung im Gesundheitssektor immer wieder übersehen werden und die Aufrechterhaltung der ambulanten Patientenversorgung damit unnötig erschwert wird.
Über 70.000 Mitarbeiter deutscher Hilfsmittelleistungserbringer, z.B. Sanitätshäuser, Medizin- und Orthopädietechniker sowie Homecare-Unternehmen, führen jährlich mehrere Millionen Versorgungen von meist multimorbiden Patienten durch - die Hochrisikogruppe in Zeiten der Corona-Epidemie. Diese Patienten sind auf eine kontinuierliche ambulante Versorgung angewiesen, ob in Pflegeeinrichtungen oder im eigenen Zuhause. Die Hilfsmittelleistungserbringer sorgen mit ihren Dienstleistungen nicht nur dafür, dass diese Patienten ambulant, statt im Krankenhaus, betreut werden können. Mit den geeigneten Hilfsmitteln können Krankheiten therapeutisch verbessert oder das Neuauftreten von Folgeerkrankungen vermieden werden. Die Leistungserbringer sind also ein sehr wichtiger, nicht zu unterschätzender Baustein für die Stabilität unseres Gesundheitssystems. Sie leisten einen essentiellen Beitrag zur Wahrung und Verbesserung der Gesundheit in der Bevölkerung. Der stationäre Bereich der Krankenhäuser wird entlastet und Patienten sind allgemein besser versorgt.
Die rehaVital Gesundheitsservice GmbH, eine der führenden Verbundgruppen im medizinischen Hilfsmittelbereich, sieht in Zusammenhang mit der Corona-Epidemie nun aber diese flächendeckende Patientenversorgung, und damit auch die Entlastung der Kliniken, bedroht. Sie sieht im Besonderen drei Problemfelder und fordert die Politik hier zum Handeln auf. Die Leistungserbringer des medizinischen Hilfsmittelbereichs sollten als Teil des Gesundheitssystems auch vollständig an dessen gesonderten Hilferegelungen teilhaben, anstatt wie bisher zwischen den Stühlen zu sitzen. "Einerseits sollen unsere Mitgliedshäuser weiter versorgen und alles möglich machen. Andererseits müssen sie mit Engpässen und Einschränkungen umgehen, wie der reguläre Einzelhandel.
Das passt nicht zusammen", moniert Jens Sellhorn, Geschäftsführer der rehaVital.
Weniger Versorgungen durch eingeschränkte OP-Aktivitäten:
Während Krankenhäuser darüber klagen, dass ihnen wichtige Einnahmen durch die Absage von elektiven Operationen, wie z.B. Knie-OPs, verloren gehen, geht es den Leistungserbringern nicht anders. Aus diesen abgesagten medizinischen Eingriffen würden Versorgungen von Patienten, z.B. mit Reha-Hilfsmitteln, resultieren. So kommt es zu eklatanten Mindereinnahmen. Bereits 50% der Leistungserbringer planen Kurzarbeit anzumelden, oder haben dies schon getan, um den Verlusten entgegen zu wirken, so die eigene Markteinschätzung der rehaVital, verlässliche Zahlen gibt es aktuell allerdings noch nicht. Die Folge dessen ist wiederum eine akute Gefährdung der wohnortnahen und kurzfristigen Patientenversorgung, die gerade in Zeiten von Covid-19 so wichtig ist. Die rehaVital fordert, die Hilfsmittelleistungserbringer als wichtigen Leistungssektor im Gesundheitssystem endlich ernst zu nehmen und ihnen einen Ausgleich für Einnahmeausfälle zu gewähren, wie es bei Ärzten und Krankenhäusern der Fall ist.
Versorgungsengpässe durch Lieferschwierigkeiten und hohe Nachfrage:
Die Aufrechterhaltung der Lieferketten ist zurzeit sehr schwierig. Auch wenn bspw. China die Produktion wieder hochfährt, ist wiederum der Lieferverkehr zwischen EU-Ländern stark eingeschränkt. So wird es noch einige Zeit dauern, bis alle Lieferanten von Hilfsmitteln ihre Produkte schnell und zuverlässig liefern können. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach bestimmten Hilfsmitteln, wie Beatmungsgeräten oder Sauerstoffkonzentratoren, aber auch Windeln, Desinfektionsmitteln oder Kathetern, die schwer oder teilweise gar nicht mehr verfügbar sind. Enorme Preissteigerungen verschärfen die Situation noch zusätzlich. Auch unabhängig von schwer erkrankten Corona-Patienten ist die ambulante Versorgung selbst von regulären Patienten mittelfristig gefährdet. Eine zusätzliche Belastung der Krankenhäuser wäre die Folge. Die rehaVital fordert von der Politik, dass die ambulante Hilfsmittelversorgung geschützt und als Bestandteil der gesamten Versorgungskette gesehen werden muss. Es darf hier keine Benachteiligung gegenüber Ärzten oder Krankenhäusern geben. Im Gegenteil: Eine Gleichbehandlung bedeutet ein Erhalten des Gleichgewichts zwischen den einzelnen Gesundheitsbereichen. Eine Benachteiligung der Leistungserbringer würde wiederum die Belastung der anderen bedeuten.
Keine Unterstützung bei Beschaffung von Schutzausrüstung:
Während Krankenhäuser von der Bundespolitik bei der Beschaffung von Schutzausrüstung, wie FFP 2-Masken, Desinfektionsmittel etc. unterstützt werden, müssen sich die Leistungserbringer des medizinischen Hilfsmittelbereichs völlig autark darum kümmern, an entsprechende Produkte zu gelangen. Da sie jeden Tag im persönlichen Kontakt mit Patienten arbeiten und auch Hilfsmittel zur Wiederverwendung mit Desinfektionsmittel aufbereiten müssen, ist eine entsprechende regelmäßige Ausstattung mit Schutzprodukten jedoch unerlässlich, um die Versorgung aufrechterhalten zu können. Entweder sind Produkte gar nicht mehr lieferbar, oder nur zu völlig überhöhten Preisen und in kleinen Mengen, die für den Alltag nicht ausreichen. Die rehaVital fordert deshalb die Beteiligung der Hilfsmittelleistungserbringer an der Distributionskette der Bundespolitik und die Unterstützung durch einen Aufschlag für Schutzkleidung, wie Krankenhäuser sie ebenfalls erhalten. Auch hier sollte das Prinzip der Gleichbehandlung gelten.
Die rehaVital betont, dass diese Forderungen dazu dienen, die flächendeckende, wohnortnahe und ausreichende Versorgung der Patienten mit benötigten Hilfsmitteln aufrecht zu erhalten, die Krankenhäuser durch ambulante Betreuung der regulären Patienten zu entlasten und damit die Stabilität innerhalb des Gesundheitssystems zu unterstützen. "Es ist dringend an der Zeit, dass die Entscheider auf politischer Ebene realisieren, dass die Unternehmen des medizinischen Hilfsmittelbereichs nicht vernachlässigt werden sollten, sondern genau so in alle Entscheidungsprozesse einbezogen werden sollten, wie alle anderen Gesundheitsunternehmen", bekräftigt Jens Sellhorn, Geschäftsführer der rehaVital. "Sie sind ein wichtiges Glied in der medizinischen Versorgungskette, das für deren Aufrechterhaltung unbedingt unterstützt werden muss." Die rehaVital steht derzeit im Austausch mit mehreren Abgeordneten aus der Bundespolitik, um ihre Kritik zu platzieren und über Lösungsansätze zu diskutieren.
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