Die Corona-Pandemie und ihre notwendigen Maßnahmen
Das Coronavirus hat unseren Alltag drastisch verändert. Um die Pandemie eindämmen und die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, wurden sämtliche Maßnahmen beschlossen, die unsere gewohnte Alltagsroutine aus dem Gleichgewicht bringen und psychische Auswirkungen nach sich ziehen können. Zu Beginn wurden lediglich Veranstaltungen abgesagt und wenige Einschränkungen beschlossen. Nach und nach wurden Kitas, Schulen und Geschäften geschlossen, ein Kontaktverbot ausgerufen und allgemeine Ausgangsbeschränkungen beschlossen. Darüber hinaus sind viele Arbeitnehmer*innen nur noch im Homeoffice tätig. Durch diese Maßnahmen werden die normalen sozialen Kontakte immens eingeschränkt und Alltagsabläufe verändert. Die Einhaltung dieser Maßnahmen ist aber wichtig, um die Infektionsrate zu verlangsamen, die Gesundheitsversorgung aufrechterhalten und allen Erkrankten die bestmögliche Betreuung garantieren zu können.
Die Auswirkungen der Maßnahmen auf die Bevölkerung
Aufgrund der Coronavirus-Maßnahmen fällt die Selbstbestimmung zu großen Teilen weg. Das Leben ist nahezu vorbestimmt und vor allem geografisch limitiert. Gerade Ausweichmöglichkeiten oder Möglichkeiten der Selbstentfaltung fehlen. Vor allem Familien befinden sich aufgrund der begrenzten Kinderbetreuungsmöglichkeiten mit einer ungewohnten und erzwungenen Situation konfrontiert. Zusätzlich zu den Beschränkungen kommt die Sorge um die eigene Gesundheit und um die der Familie und Freunde hinzu. Eine typische Reaktion auf diese Situation ist der Aktionismus, welcher gut im aktuellen Konsumverhalten zu beobachten ist. So werden Vorräte gehortet und Desinfektionsmittel sowie Atemschutzmasken vermehrt gekauft. Dieser Aktionismus ist damit zu begründen, dass wir nicht wissen, wie wir uns auf eine unwägbare bzw. bedrohliche Situation einstellen sollen, da so etwas einfach noch nicht nötig war.
Die aktuelle Lage birgt darüber hinaus ein gewisses Konfliktpotenzial. Die natürliche Reaktion der Menschen auf Angst ist das Wegrennen oder das Kämpfen. In der aktuellen Lage ist allerdings keines der beiden Reaktionen möglich. So müssen anderweitige Wege gefunden werden. Somit ist es umso wichtiger, die psychische Belastung der Bevölkerung zu berücksichtigen und geeignete Angebote bzw. Hilfestellungen anzubieten.
Psychische Auswirkungen der Corona-Pandemie
Das Coronavirus mit seinen Maßnahmen und Einschränkungen kann zu irrationalen Angstreaktionen führen. So können Ängste vor der Krankheit, aber auch vor der Zeit nach dem Virus und Ängste vor dem Verlust der Arbeit vorliegen.
Weitere mögliche psychische Auswirkungen der Pandemie:
Schlafstörungen
Langeweile
Einsamkeit
Depression
Gefühle der Ausweglosigkeit
Posttraumatische Stresssymptome
Wut/Verärgerung
Verwirrung
Ärger
Frustration
Verunsicherung
Die häusliche Isolation schürt aber auch das Potenzial für Aggressionen. So steigt das Risiko der häuslichen Gewalt, auch weil Verletzungen aufgrund der eingeschränkten Öffentlichkeit weniger bemerkt werden können. Darüber hinaus ist das Risiko für einen Suchtmittelmissbrauch, wie etwa die Einnahme von Alkohol, Schlaf-, Schmerz- und Beruhigungsmittel, erhöht.
Gerade für Menschen mit psychischen Problemen ist die momentane Situation noch schwieriger. So sind diese Menschen stressempfindlicher, leiden möglicherweise häufiger an Symptomen und haben mehr Angst sowie Panik und leiden schneller an Depressionen. Erhöhte Achtsamkeit ist vor allem auch bei der Suizidprävention zu beachten.
Des Weiteren gehen auch Arbeitnehmer*innen in systemrelevanten Jobs in diesen Zeiten an ihre Grenzen. So müssen derzeit insbesondere Ärzte und Pfleger Entscheidungen treffen, die sie so kaum kennen dürften.
Psychische Auswirkungen der Coronakrise: Tipps und Hilfsmaßnahmen
Wir möchten Ihnen sämtliche Hilfestellungen und Tipps geben, mit denen Sie die Zeit der Coronavirus-Pandemie einfacher bewältigen können.
Regelmäßig Telefon- und Videosprechstunden mit Arbeitskollegen, Freunden, Familie und Großeltern durchführen
Medienkonsum einschränken: Ob Radio, TV oder Internet – überall und zu jeder Zeit ist das vorherrschende Thema die aktuelle Corona-Pandemie. Gerade für ängstliche bzw. psychisch beeinträchtigte Menschen kann sich ein starker Medienkonsum negativ auswirken. So sollte der Medienkonsum auf ein Minimum eingeschränkt werden und nur auf seriöse Quellen zurückgegriffen werden, um eventuellen Fake-News oder angstschürenden Mitteilungen aus dem Weg zu gehen
Momentane Situation anerkennen und selbst Angst eingestehen, akzeptieren und sich mit anderen Menschen darüber austauschen: Dabei ist es ganz wichtig, sich nicht gegenseitig anzustacheln, sondern realistische Debatten und Diskussionen zu führen. Hierzu noch ein Tipp aus dem lösungsfokussierten Therapieansatz von Steve de Shazer. Er sagte „Problem talk creates problems, solution talk creates solutions. – „Problemgespräche schaffen Probleme, Lösungsgespräche schaffen Lösungen.“ Konzentrieren Sie sich auf Lösungen, machen Sie positive Pläne für die Zeit nach der Krise, z.B. Urlaubsplanung und besinnen Sie sich auf Ihre persönlichen Ressourcen.
Gegenseitige Hilfe und Fürsorge anbieten: Damit lässt sich nicht nur hilfebedürftigen oder ängstlichen Menschen helfen, sondern auch die eigene Unsicherheit kurzzeitig aussetzen
Neue Tagesstruktur bzw. Tagesroutine finden, festlegen und einhalten: Wecker zu den gleichen Zeiten stellen, To-Do-Liste anfertigen, Video-Chat-Termine vereinbaren
Bewegung in den Alltag integrieren: Das tut dem Körper und der Psyche gut und bedeutet handlungsfähig zu bleiben
Krisentelefone und Seelsorgehotlines nutzen, um Ängste und Verunsicherungen ansprechen zu können, z.B.:
bundesweit unter der kostenfreien Rufnummer 0800/11 10 111 oder 0800/11 10 222 rund um die Uhr, telefonische Beratung, Austausch per Mail und Chat
Deutschlandweites Info-Telefon Depression, kostenfreie Rufnummer 0800 33 44 5 33 – https://www.deutsche-depressionshilfe.de/start
Kinder und Jugendtelefon unter 0800/11 10 333 können sich Kinder und Jugendliche aussprechen, Rat und Hilfe holen – http://www.nummergegenkummer.de
http://www.telefonseelsorge.de
Sollten Sie unter einer psychischen Erkrankung leiden und das Haus nicht verlassen können, weil Sie einer Risikogruppe angehören oder sich zurzeit in Quarantäne befinden, fragen Sie Ihren Therapeuten nach Video- oder Telefonsprechstunden.
Für Menschen, die zur Risikogruppe gehören (Menschen mit Vorerkrankungen und ältere Menschen) gilt besonders: Bleiben Sie zu Hause und lassen Sie sich helfen. Viele wollen ihre Autonomie nicht verlieren oder sind schlicht zu stolz, um Hilfe anzunehmen. Der Gang z.B. zum Supermarkt gibt zudem Tagesstruktur und bietet immer noch, wenn auch mit großem Abstand, Sozialkontakte. Dies für eine gewisse Zeit aufzugeben, fällt besonders älteren Menschen verständlicherweise schwer. Es werden umfangreiche Maßnahmen ergriffen, gerade um die Risikogruppen zu schützen. Diese müssen aber auch selbst aktiv mitwirken, damit die Maßnahmen greifen.
Situation in Deutschland
Auch wenn die aktuelle Situation für viele beängstigend und psychisch schwierig zu verkraften ist, sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass wir in Deutschland medizinisch gut versorgt und sozial abgesichert sind. Auch die Versorgungslage mit Lebensmitteln ist sichergestellt. Natürlich ist es weiterhin zu empfehlen, sich an die Schutzmaßnahmen und Empfehlungen, wie häufiges Händewaschen oder Abstand halten, zu halten. Mit Hilfe unserer Hilfestellungen lassen sich die psychischen Auswirkungen weitestgehend eindämmen.
Sicher und gesund durch die Corona-Pandemie: Wir helfen Ihnen weiter
Unser psychologischer Dienst steht Ihnen bei Fragen und Anliegen bezüglich psychischer Auswirkungen beratend und unterstützend zur Seite. Für ein Angebot nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.