Wann kommt der Punkt, an dem wohlmeinende Fürsorge ins Gegenteil umschlägt? Wir blicken seit Wochen bang auf die Gruppe alter Menschen, die oft - aber nicht immer - unter schweren Erkrankungen leiden. Für sie kann Covid-19 lebensbedrohlich sein. Wir bringen sie aus der Corona-Gefahrenzone, isolieren sie in Heimen und Kliniken und rufen sie streng auf, zuhause zu bleiben. Wir haben, gerade in den ersten Wochen, verstanden, dass es notwendig ist, sie besonders zu schützen, auch damit unser Gesundheitssystem nicht kollabiert. Deswegen halten sich auch diszipliniert die meisten jüngeren und gesunden Menschen, bei denen der Corona-Verlauf harmlos sein kann, an die Regeln. Nun bleiben die Ausgangsbeschränkungen mit nur leichten Lockerungen bis Anfang Mai. Für ältere Menschen, die seit Corona pauschal in den Topf "Risikogruppe" gesteckt werden, erst recht für diejenigen, die allein oder in Heimen wohnen, bedeutet dies weitere einsame Wochen ohne den geliebten Kaffeeklatsch, eine Umarmung von Kindern und Enkeln oder den gewohnten Gang in den Supermarkt. Solange es keinen Impfstoff gibt, bleibt die Gefahr auch nach dem 3. Mai - eine enorme psychische Belastung. Wir müssen mit Augenmaß reagieren. Die Sorge darf uns nicht dazu verleiten, Eltern, Großeltern, Freunde pauschal über Monate vom Leben auszuschließen. Das mag gut gemeint sein - virusfrei ein Gefangener des Virus zu sein aber ist das Gegenteil von gut.
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