Wenn der allerbeste Freund gar nicht existiert, muss das kein Hinweis auf eine psychische Störung sein: Knapp ein Drittel aller Kinder zwischen drei und sieben Jahren haben einmal eine Freundschaft, die nur in ihrem Kopf existiert. "Diese Freunde können Tröster, Beschützer, Komplize und auch Sündenbock sein", erklärt Paige Davis im Apothekenmagazin "Baby und Familie". Die Psychologin forscht an der York St. John University (Großbritannien) darüber, welchen Zweck imaginäre Freunde haben und wie sie sich auf die Entwicklung der Persönlichkeit auswirken.
Corona-Pandemie bringt neue Freunde hervor
Als Mutter kennt Davis das Phänomen von ihrem eigenen Sohn, der sich einen Freund zulegte, als er krank war. Fantasiefreunde treten meist in Übergangssituationen auf, zum Beispiel wenn sich Eltern trennen oder ein Geschwisterkind geboren wird. "Oder wenn sie sich einsam fühlen", sagt die Psychologin. "Ich glaube auch, dass gerade jetzt, während der Corona-Pandemie, eine ganze Menge neuer imaginärer Freunde geschaffen werden." Eltern, deren Kinder plötzlich mit einem neuen unsichtbaren Freund um die Ecke kommen, sind allerdings oft verunsichert. "Es gibt aber wirklich keinen Grund zur Sorge", beruhigt Davis.
Kreativ, sprachgewandt und sozial
Während in den 70er-Jahren Fantasiefreunde als Zeichen interpretiert wurden, dass es dem Kind an irgendwas fehle, gelten Kinder mit einem unsichtbaren Spielkameraden heute als kreativ und sprachgewandt. Und sie verfügen über eine stärkere soziale Kompetenz. Das zeigt sich zum Beispiel schon in der Art, wie sie ihre echten Freunde beschreiben: "Sie sagen nicht Peter ist groß und hat braune Haare, wie andere Kinder in dem Alter das machen. Sie würden eher sagen, er ist witzig oder er ist nett, weil er mir einmal hoch geholfen hat, als ich gefallen bin", erklärt Davis.
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