Wie entwickeln sich Zecken?
Die in Mitteleuropa vorkommenden Arten von Zecken haben zwar Lieblingswirte, nehmen jedoch ihre Blutmahlzeit auch an anderen Warmblütern. Wenn sie hungrig sind erklimmen sie Gräser und andere niedrige Pflanzen und lassen sich von vorbeikommenden Wirten abstreifen. Einmal auf den Wirt gelangt suchen sie eine geeignete Stelle, an der sie mit ihrem Stechapparat die Haut eröffnen und Blut trinken.
Zecken entwickeln sich im Gegensatz zu Stechmücken langsam, oft über mehrere Jahre, von der winzigen Larve zum erwachsenen Tier. Die aus den Eiern geschlüpfte Larve nimmt eine Blutmahlzeit ein und häutet sich anschließend zur Nymphe, diese nimmt wiederum einmal Blut auf und häutet sich zur erwachsenen Zecke. Die Weibchen saugen noch einmal Blut und legen dann eine große Anzahl von Eiern in der Umgebung ab, aus denen wiederum eine neue Larvengeneration schlüpft.
Diese Entwicklung ist einerseits von der Umgebungstemperatur abhängig (je nach Zeckenart müssen die Bodentemperaturen bei mindestens 10 °C oder höher liegen, damit die Blutsauger aktiv werden und auf Nahrungssuche gehen), andererseits von der Verfügbarkeit von Wirtstieren – und dies ist wiederum auch unterschiedlich je nach Jahreszeit.
Welche Zeckenarten gibt es in Mitteleuropa?
Hunde werden von einer Reihe von Zeckenarten als Wirte genutzt, am häufigsten von Ixodes ricinus, der gemeine Holzbock (Abb. 1 und Abb. 2). Diese Zeckenart ist je nach Temperatur vom März bis Juni und häufig ein zweites Mal im September unterwegs. Im Hochsommer ist es für diese Art meist zu heiß und trocken, sie verbringt dann eine Ruhephase auf dem kühlen, feuchten Boden im Schatten in der Laubstreu. Ixodes canisuga, die Fuchszecke, und Ixodes hexagonus, die Igelzecke, beides Verwandte des Holzbocks, haben ein ähnliches Aktivitätsspektrum, kommen aber viel seltener auf Hunden vor.
Abb. 1: Ixodes ricinus Weibchen © Institut für Parasitologie der Vetmeduni Vienna
Abb. 2: Ixodes ricinus Männchen © Institut für Parasitologie der Vetmeduni Vienna
Ixodes-Zecken sind die Überträger einer Reihe von Krankheitserregern, die bei Hunden, aber auch bei Menschen bedeutend sein können, allen voran Borrelia burgdorferi.
Abb. 3: Dermacentor reticulatus Weiblich © Institut für Parasitologie der Vetmeduni Vienna
Abb. 4: Dermacentor reticulatus Männlich © Institut für Parasitologie der Vetmeduni Vienna
Die Buntzecke Dermacentor reticulatus kommt nicht flächendeckend in ganz Mitteleuropa vor, ist aber ebenfalls weit verbreitet, und vor allem erwachsene Weibchen (Abb. 3) und Männchen (Abb. 4) befallen regelmäßig Hunde. Diese Zeckenart kann bereits an gerade einmal frostfreien Tagen aktiv sein, allerdings ist sie im Hochsommer kaum zu finden, denn sie bevorzugt kühleres, feuchtes Wetter. Wenn im Winter mildes Wetter herrscht, kann die Buntzecke auch in der kalten Jahreszeit Hunde befallen. Dies ist besonders zu beachten, weil diese Zeckenart die Babesien des Hundes überträgt – die Hundebabesiose ist eine gefährliche, nicht selten tödlich verlaufende Erkrankung, die durch den Befall der roten Blutkörperchen mit einzelligen Parasiten verursacht wird. In Gegenden, in denen das Vorkommen der Buntzecke bekannt ist, sollte daher ganzjährig für einen wirksamen Zeckenschutz bei Hunden gesorgt werden.
In einigen Regionen wird auf Hunden im Verlauf eines Jahres eine weitere Zeckenart gefunden, Haemaphysalis concinna, die Reliktzecke. Sie ist nur regional verbreitet und anders als die anderen beiden Arten vorwiegend bei warmem Wetter unterwegs, bevorzugt in den heißen Sommermonaten. Die Reliktzecke ist selten und spielt als Überträger von Krankheitserregern nur eine untergeordnete Rolle.
Wie verbreitet der gemeine Holzbock, die Buntzecke und die Reliktzecke im saisonalen Verlauf sind, ist in Abbildung 5 dargestellt.
Abb. 5: Anzahl der Zecken im Jahresverlauf © Prof. Dr. Anja Joachim
Legende: Blaue Linie = Ixodes ricinus/gemeiner Holzbock, rote Linie = Dermacentor reticulatus/Buntzecke, schwarze Linie = Haemaphysalis concinna/ Reliktzecke, grüne Linie = durchschnittl. Niederschlag, orangene Linie = durchschnittl Tagestemperatur
Wann ist ein Zeckenschutz ratsam?
Da Zecken wie schon erwähnt auch in milden Wintern, aber auch in kühleren Sommermonaten aktiv sein können, ist für Hunde auch in Mitteleuropa ein ganzjähriger Zeckenschutz zu empfehlen. Dabei ist auf die Erneuerung des Zeckenschutzes in regelmäßigen Abständen zu achten, um eine durchgängige Wirkung zu erzielen. Bei einigen Zeckenschutzmitteln ist die Wirkung davon abhängig, dass die Zecke Blut aufnimmt, das heißt man findet trotz Zeckenschutz Zecken auf dem Hund, die aber meist nicht mehr lebensfähig sind – Zecken verlassen einen einmal aufgesuchten Wirt nur ungern und stechen gelegentlich auch bei gut geschützten Hunden, die Blutmahlzeit wird dann aber vorzeitig beendet, weil die Zecke abstirbt und somit auch keine Infektionserreger mehr überträgt.
Frau Professor Dr. Anja Joachim ist Leiterin des Institutes für Parasitologie an der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Zudem ist sie Mitglied der unabhängigen Expertenorganisation ESCCAP (European Scientific Counsel Companion Animal Parasites) und nationale Vertreterin von ESCCAP Österreich.
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Pressemitteilung von ESCCAP Deutschland e.V., 05. August 2020