Die Wirbelsäule ist die „Säule“ unseres Körpers. Wie kommt es, dass sie uns zu so viele Beschwerden bereitet?
„Durch den aufrechten Gang hat der Mensch nur noch zwei Unterstützungspunkte, was bedeutet, dass der Körper und die Wirbelsäule ausbalanciert werden müssen. Dazu wiederum ist eine ausgewogene Muskelkraft notwendig, die in unserer technisierten Gegenwart nicht häufig gegeben ist. Fehlhaltung und Bewegungsmangel führen oft zu Verspannungen und Rückenschmerzen. Bei fehlenden Bewegungsreizen nimmt die Leistungsfähigkeit des Bewegungsapparates ab. Dies bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass Berufsgruppen mit hohem Bewegungsanteil weniger Beschwerden haben. Beispielsweise kann es bei Bauarbeitern durch ungleiche Muskelbelastungen (zu schweres Heben und Tragen) ebenso zu Rückenproblemen kommen.“
Welcher Teil der Wirbelsäule sorgt für den meisten „Schmerz“ und warum?
„Am häufigsten entstehen Rückenbeschwerden im Bereich der Lendenwirbelsäule. Hier treten. 60% aller Bandscheibenvorfälle auf, gefolgt von dem Bereich der Halswirbelsäule und zuletzt der Brustwirbelsäule. In letztgenannter kommt es eher selten zu Beschwerden. Auf der Lendenwirbelsäule lastet der größte Druck, daher sind hier die Wirbel auch am stärksten ausgebildet. Aber auch der bewegliche Abschnitt der Wirbelsäule, die Halswirbelsäule, ist anfällig für muskuläre Beschwerden wie Verspannungen. Zur Entlastung der Halswirbelsäule sollte die Muskulatur in diesem Bereich gedehnt, gleichzeitig aber auch gekräftigt werden.“
Müssen wir akzeptieren, dass wir mit dem Alter schrumpfen und wie können wir diesen Prozess möglichst lange hinauszögern?
„Ja, das müssen wir akzeptieren. Warum? Zwischen unseren Wirbeln liegen 23 Bandscheiben, die mit Flüssigkeit gefüllt sind. Im Alter nimmt der Flüssigkeitsanteil ab, so dass das Volumen der Bandscheiben sich verringert und zu einer Abnahme der Körpergröße führt. Das gleiche Phänomen können wir aber auch an einem einzigen Tag beobachten. Wir sind morgens größer als abends. Nachts, wenn wir liegen und uns entspannen, entspannen quasi auch unsere Bandscheiben, da kein Druck auf ihnen lastet wie im Sitzen oder Gehen. Sie können sich wie ein Schwamm mit Flüssigkeit füllen, nehmen an Volumen zu und schenken uns morgens ein wenig mehr Körpergröße. Diese nimmt dann logischerweise im Laufe des Tages, wenn die Bandscheiben Belastungen ausgesetzt sind, wieder ab.“
Was passiert bei einem Bandscheibenvorfall?
„Beim Bandscheibenvorfall drückt die Bandscheibe entweder nach hinten gegen das Rückenmark oder sie tritt zur Seite aus und drückt dort auf die Spinalnerven. Meistens wird eine konservative Behandlung bevorzugt: Wärme und spezielle Lagerung. Oftmals zieht sich die Bandscheibe in die normale Position zurück. Es ist auch nicht die Bandscheibe, die schmerzt, sondern die umliegende Struktur, auf die sie drückt.“