Mit der Kampagne "100.000 Substituierte bis 2022" wollen die Deutsche Aidshilfe, der akzept Bundesverband und das Selbsthilfenetzwerk JES dazu beitragen, die Substitution zu stärken und 2022 mindestens 60 Prozent der Opioidabhängigen zu behandeln.
Kaum die Hälfte der mindestens 160.000 Opioidabhängigen in Deutschland erhält derzeit eine Substitutionsbehandlung. Die Behandlung trägt zur gesundheitlichen Stabilisierung bei, ermöglicht Teilhabe am sozialen Leben und verhindert drogenbedingte Todesfälle.
In vielen anderen europäischen Ländern ist die Behandlungsquote höher als in Deutschland - in Frankreich (https://www.emcdda.europa.eu/countries/drug-reports/2019/france_en) , Spanien (https://www.emcdda.europa.eu/countries/drug-reports/2019/spain_en) und Norwegen (https://www.emcdda.europa.eu/countries/drug-reports/2019/norway_en) z. B. liegt sie bei etwa 85 Prozent.
Substitution stärken - gemeinsam mit allen Akteur_innen
Erreicht werden soll das Etappenziel gemeinsam mit Drogenhilfeeinrichtungen, Multiplikator_innen der Selbsthilfe und der Ärzteschaft, aber auch mit Unterstützung der Politik.
Start der Kampagne ist der 31. August, der International Overdose Awareness Day . An diesem Tag stehen weltweit Opioid-Überdosierungen und die damit verbundenen vermeidbaren Todesfälle sowie Gegenmaßnahmen wie die Substitution, Drogenkonsumräume (https://www.drogenkonsumraum.net/drogenkonsumr%C3%A4ume-deutschland) , die Prüfung von Drogen auf Inhaltsstoffe und -mengen (https://magazin.hiv/2019/08/29/drug-checking-interview-harrach/) und die Gabe des Gegenmittels Naloxon (https://magazin.hiv/2019/08/30/overdose-awareness-day-2019-naloxon/) im Zentrum.
100.000 Substituierte bis 2022: Die Chancen stehen gut
Die Chancen, das Kampagnenziel tatsächlich zu erreichen, stehen nach Ansicht der Initiator_innen gut:
"Durch die Corona-Pandemie hat sich die Bereitschaft für eine Substitutionstherapie bei Heroinkonsument_innen erhöht. Zugleich haben sich die ärztlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen für die Behandlung verbessert", erläutert Dirk Schäffer, Drogenreferent der Deutschen Aidshilfe. So sei etwa die eigenverantwortliche Einnahme des Substitutionsmittels zu Hause ("Take home") erleichtert worden.
"Wichtig ist auch, dass der sogenannte Beikonsum nicht mehr sanktioniert wird", so Professor Heino Stöver, Vorsitzender des akzept Bundesverbandes. "Da das Hauptziel nicht die völlige Abstinenz von allen Substanzen ist, sondern die Senkung des Heroinkonsums, kann und muss Beigebrauch in die Behandlung einbezogen werden."
Erleichterungen aufgrund der Corona-Pandemie beibehalten
Aidshilfe, akzept und JES schlagen vor, durch eine verstärkte wohnortnahe Versorgung, etwa durch Apotheken und Suchthilfeeinrichtungen, sowie durch lang wirksame Depotpräparate das Arbeitsaufkommen der behandelnden Praxen zu reduzieren und die freiwerdenden Ressourcen für neue Patient_innen zu nutzen.
"Wichtig ist deshalb, die aufgrund von Corona geltenden Erleichterungen zu verlängern und möglichst zu entfristen", so Mathias Häde vom JES Bundesverband.
Die bis Ende 2021 laufende Kampagne will das Wissen rund um die Substitutionstherapie unter Opioidabhängigen wie auch bei Mitarbeiter_innen in Aids- und Drogenhilfen erhöhen und die Unterstützung von Ärzt_innen, Politik und Akteur_innen aus der Drogenhilfe und der Zivilgesellschaft mobilisieren.
Pressekontakt:
Deutsche Aidshilfe
Dirk Schäffer, Drogenreferent
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