Wer als Senior auf der Treppe aus der Puste kommt oder sich nach dem Wohnungsputz erstmal hinlegen muss, bringt das eher mit seinen Jahren in Verbindung als mit dem Herzen. Fakt ist jedoch: Herzschwäche ist in Deutschland der häufigste Grund für Notaufnahmen im Krankenhaus. Die Zahl hat sich zwischen 2000 und 2017 fast verdoppelt - auf knapp eine halbe Million Fälle pro Jahr. Oft zieht Herzinsuffizienz eine Reihe von Begleiterkrankungen nach sich, beispielsweise werden die Nieren in Mitleidenschaft gezogen und Herzkranke neigen zu Blutarmut. Dabei sind viele Fälle vermeidbar. "Der Patient muss aus seiner passiven Rolle raus", sagt Ingrid Meyer-Knieps im Apothekenmagazin "Senioren Ratgeber". Die Krankenschwester im Klinikum St. Marien in Amberg ist "Herz-Insuffizienz-Schwester", ein neuer Berufszweig, den es bislang an 117 Kliniken und Praxen im Land gibt.
Zwei Fäuste Obst, drei Fäuste Gemüse
Es gibt nur wenige Krankheiten, bei denen es so sehr auf den Patienten ankommt wie bei Herzschwäche: Prof. Dr. Axel Schlitt, Chefarzt der Harz-Klinik Bad Suderode, legt Patienten deshalb einen herzgesunden Lebensstil nahe. "Pro Tag zwei Fäuste Obst und drei Fäuste Gemüse", lautet seine einfache Formel. Auch körperliche Aktivität ist wichtig - und blieb während der Corona-Krise in den vergangenen Monaten häufig aus. Eine große Rolle dabei spielen Herzgruppen: Ohne die Gruppe können sich die meisten Patienten nicht zu körperlicher Aktivität aufraffen, weiß Renate Koßbiehl, Übungsleiterin beim SC Vöhringen nahe Ulm. In Herzgruppen sei "das Menschliche genauso wichtig wie das Sportliche", oft hätten sich Freundschaften gebildet.
Herzpatienten brauchen einen "Kümmerer"
Das belegt auch eine Studie, an der 69 Apotheken teilnahmen. Regelmäßig betreute Patienten blieben in der Arzneitherapie besser bei der Stange und hatten eine h öhere Lebensqualität als Kunden, die nur ab und an in die Apotheke kamen. Manfred Saar, Apotheker aus dem saarländischen Hausweiler, hat sich an der Studie beteiligt - und auch dies über Herzschwäche gelernt: Der Patient braucht das Gefühl, "jemand kümmert sich um mich".
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