Zugegeben: Manchmal nervt die Frage nach dem halbvollen oder halbleeren Glas. Bei der Frage, wann uns endlich ein Corona-Impfstoff zur Verfügung steht, ist sie allerdings hilfreich. Wenn Deutschland tatsächlich im kommenden Sommer über ausreichende Mengen des Impftstoffes verfügen sollte (in Wahrheit werden es wohl mehrere Impfstoffe sein), dann sollte nicht von erst, sondern besser von schon sprechen. Der Wettlauf, den wir um die Entwicklung von Impfstoffen gegen die tückische Virusinfektion Covid-19 erleben, ist beispiellos und in seiner Geschwindigkeit atemberaubend. Und diese Geschwindigkeit ist ein Segen, nachdem wir erlebt haben, wie die Pandemie nicht nur die nationalen Gesundheitsversorgungen vor neue Herausforderungen stellt, sondern auch die Weltwirtschaft in den Keller fährt mit allen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Verwerfungen, die wir noch gar nicht vollends erfasst haben. Entscheidend ist auch bei dieser Entwicklung die Perspektive. Natürlich wird es dauern, bis sich in Deutschland, bis sich in Europa, ja bis sich auf allen Kontinenten die Menschen gegen Covid-19 wappnen können. Sobald aber der breite Einsatz des Impfstoffs beginnen kann - und das wird voraussichtlich schon kurz nach Jahreswende der Fall sein -, wird sich die Stimmungslage ins Positive drehen, werden viele Auswirkungen der Pandemie schon abgeschwächt werden, bevor der Impfstoff den letzten Zipfel der globalen Gemeinschaft erreicht hat. Voraussetzung sind allerdings zwei Dinge: Dass die Finanzierungen stehen, wie auch die weniger entwickelte Welt so schnell wie möglich an ausreichend Impfstoff kommt. Und dass im zuweilen etwas dekadenten Westen auch genügend Menschen bereit sein werden, sich gegen das Virus impfen zu lassen. An der Freiwilligkeit der Impfung geht in freien Gesellschaften kein Weg vorbei. Das bedeutet aber, dass jetzt schon mit großer Intensität an Aufklärungskampagnen gearbeitet werden muss, die - ganz wichtig - unterschiedliche Zielgruppen auch ganz unterschiedlich ansprechen.
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