Wie sehr kooperative Versorgungsmodelle in den von der Politik vorgegebenen Rahmen und in aktuelle Entwicklungen beim Gesundheitswesen passen, verdeutlichte der einleitende Vortrag von Professor Dr. Clarissa Kurscheid. Damit legte die Studiendekanin für Gesundheitsökonomie der Hochschule Fresenius auch die Grundlage für das am 24. und 25. März 2010 durchgeführte Symposium, bei dem anschließend fünfzehn Referenten Chancen und Wege für eine erfolgreiche Zusammenarbeit im Gesundheitswesen aufzeigten.
Professor Dr. Clarissa Kurscheid gab einen Überblick über den Wandel im Gesundheitswesen, der geprägt ist durch enormen finanziellen Druck, einen permanenten politischen Reformprozess und dem großen Beharrungsvermögen von Kliniken und Gesundheitsbetrieben. Dabei warnte sie ausdrücklich davor, den durch die Politik in Gang gesetzten Wettbewerb zu unterschätzen oder nicht ernst genug zu nehmen.
Vorteile und Grenzen der Reformen
Bei einer Bilanz der bisherigen Reformen lassen sich auch durchaus positive Aspekte erkennen. So hat sich die Verweildauer bei Krankenhausaufenthalten innerhalb von zehn Jahren von 14,8 auf 8,3 Tage verkürzt. Entgegen den Prognosen ist das massenhafte Kliniksterben ausgeblieben. Doch werden beispielsweise Einnahmeverluste durch den Konjunktureinbruch und der fortschreitende demografische Wandel die öffentliche Daseinsvorsorge weiter unter Druck setzen. Hier können Kooperationsideen oder sektorenübergreifende Zentren weiterhelfen, wie viele praxisbezogene Beispiele auf anschauliche Weise beim Symposium belegten. So stellte der Geschäftsführer des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) Kretzmann & Kollegen aus Dortmund deren Prozessmanagement vor. Doktor Willi Kretzmann erklärte am Behandlungsverlauf beim Rückenschmerz wie Abläufe optimiert, Wartezeiten und Geld eingespart werden. Dennoch stellt sich die Frage, wie viel Wandel können die einzelnen Sektoren im Gesundheitswesen und die dort tätigen Akteure aushalten? Ärztemangel und Pflegenotstand sind Alarmsignale.
Konsens zwischen Akteuren im Gesundheitswesen
Ermutigend ist dagegen die Erkenntnis, dass sich modernes Management auch im Gesundheitssystem immer mehr durchsetzt. Auf dem Symposium traten viele Akteure aus dem Gesundheitssektor auf. Alle sprachen über kooperative oder alternative Versorgungsmodelle und nützliche Hilfen, wie eine geeignete Telematik, Qualitätsmanagement oder Marketing. Sowohl Leistungserbringer als auch Leistungsträger referierten. Sie zeigten ihre Ziele auf und die Strategien, die sie im Strom des Wandels verfolgen. Ergebnisse aus Daten der AOK Rheinland/Hamburg, vertreten durch Ulrike Leschik-Hähn, sprechen für sich. Erfolge der Integrierten Versorgungsmodelle aus der Region weisen eine bis zu 45 Prozent niedrigere Sterblichkeitsrate in der Kardiologie auf. Zudem wurden bis zu 50 Prozent weniger Menschen nach einem Schlaganfall pflegebedürftig. Dafür stellte Leschik-Hähn eine Extrabudgetäre Zusatzvergütung in Aussicht. Auch Doktor Ulrich Schäfer, Geschäftsführender Vorstand des PraxisNetz Süderelbe beschrieb den Weg von der Konfrontation zur Kooperation. Er bot Einsicht in ein inzwischen zehn Jahre altes regionales Versorgungsmodell. Sein Ausblick am Ende des Vortrages unterstrich, wie wichtig es ist, neue Schritte zu wagen. Alle handeln im Sinne einer optimalen Patientenversorgung. Dabei stellte sich heraus, dass sich die Beteiligten näher sind, als sie erwartet hatten. Am Ende waren sich alle einig: Mit guter Kommunikation untereinander lassen sich Reibungsverluste ausräumen, erstklassige Patientenversorgung gewährleisten - sogar Feindbilder auflösen. Ein rundum gelungenes Symposium, bei dem viele Besucher bis zum Schluss mit diskutiert haben.