Nach der Definition handelt es sich beim Begriff "Pflegenotstand" um ein berufspolitisches Schlagwort in Deutschland sowie in Österreich und der Schweiz, mit dem der akute Personalmangel in Pflegeinstitutionen bezeichnet wird. Beim Pflegenotstand handelt es sich gleichzeitig auch um die größte Baustelle, die sich Gesundheitsminister Spahn für das Jahr 2020 auf die Agenda geschrieben hat.
Im Rahmen der Konzertierten Aktion Pflege hat Minister Jens Spahn gemeinsam mit dem Arbeits- und Familienministerium 20 Gesetze innerhalb von 20 Monaten auf den Weg gebracht. Und eigentlich sollte das Jahr 2020 das Jahr der Pflegekräfte und Hebammen werden. Doch die Corona Pandemie hat vielen Planungen einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. Allerdings hat genau dieser weltweite Ausnahmezustand verdeutlicht, wie wichtig der Kampf gegen den Pflegenotstand eigentlich ist.
Durch das im März in Kraft getretene Fachkräfteeinwanderungsgesetz sollte Pflegefachkräften aus dem Ausland eine Einreise erleichtert werden. Gesundheitsminister Spahn ging sogar noch einen Schritt weiter und will Arbeitskräfte aus dem Balkan und von den Philippinen rekrutieren. Gemeinsam mit den bereits etablierten und weiterhin zu fördernden Pflegekräften aus Osteuropa soll so den Personalengpässen in Pflege und Betreuung entgegengewirkt werden.
Pflege- und Betreuungskräfte weiter händeringend gesucht
Spätestens seit den 2000er Jahren wird die Migration von Betreuungs- und Pflegekräften aus Osteuropa positiv betrachtet. Denn schon in diesen Jahren stand fest, dass aufgrund des demografischen Wandels nicht genug inländische Pflege- und Betreuungskräfte zur Verfügung stehen werden, um den stetig steigenden Pflegebedarf decken zu können.
Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes und des Bundesinstituts für Berufsbildung kann der Pflegefachkräftemangel auch dann nicht vermieden werden, wenn fachfremdes Personal in der Pflege eingesetzt wird. Das statistische Worst-Case-Szenario beschreibt, dass im Jahr 2025 rund 152000 Beschäftigte in der Pflege fehlen werden. Abgemildert werden kann dieser Zustand nur dann, wenn auf politischer und gesellschaftlicher Ebene mehr für die Attraktivität von Pflegeberufen getan und weiterhin Personal aus dem Ausland angeworben wird.
Bei in Deutschland eingesetzten Pflegekräften aus Osteuropa liegt das Nachbarland Polen ganz weit vorne. Schon 2013 stammten nach Mikrozensus-Berichten des Statistischen Bundesamtes 20 % der zugewanderten Pflegekräfte aus Polen. Um dem Pflegenotstand Paroli bieten zu können, sollten die Bemühungen auch auf Ungarn, Rumänien, Tschechien, Litauen und der Slowakei ausgeweitet werden. Dies, da auch in diesen Ländern Arbeitsmarkt und Organisation eine Entsendung nach Deutschland ermöglichen bzw. begünstigen.
Osteuropäische Pflegekräfte für stationäre und häusliche Pflege
Der Fachkräftemangel grassiert insbesondere in Kliniken, Krankenhäusern und Pflegeheimen. Nicht nur wegen dem Coronavirus sind die Wartezeiten für eine stationäre Unterbringung lang geworden, sondern insbesondere wegen fehlendem Personal. Zimmer und Betten bleiben leer, weil sich kein Personal um Senioren, Kranke und Pflegebedürftige kümmern kann.
Die Nachfrage an qualifizierten Fachkräften und Personal für die niedrigschwellige Betreuung, beispielsweise im Rahmen einer 24 Stunden Betreuung, steigt kontinuierlich. Die Anzahl der Haushalte, in denen Pflegekräfte aus Osteuropa arbeiten, wächst gerade aufgrund des Fachkräftemangels im stationären Bereich. Denn derartige Alternativkonzepte können einen dauerhaften Heimaufenthalt oft verhindern und dem Wunsch nach häuslicher Betreuung nachkommen.
Durch die lange Anwesenheitsspanne der Pflegekräfte aus Osteuropa in der 24 Stunden Betreuung sind während der Corona-Pandemie auch sogenannte Risikogruppen nicht länger von der Außenwelt abgeschnitten.
Mehr Informationen unter: www.24stundenbetreut.com