Seit mehr als 50 Jahren zählen Benzodiazepine wie Diazepam (Valium) bei vielen Indikationen zu den besten Medikamenten, die der Medizin zur Verfügung stehen. Fast genauso lang ist bekannt, dass sie bei dauerhafter Anwendung oder bei Missbrauch körperlich und seelisch abhängig machen. In Deutschland werden jedes Jahr mehr als 230 Mio. Tagesdosen über die gesetzlichen Krankenkassen verordnet. Hinzu kommt eine ebenso hohe Menge über Privatrezepte, ganz zu schweigen von der unbekannten Zahl jener, die bereits von den Medikamenten abhängig sind und sie auf dem Schwarzmarkt kaufen.
2015 haben Forscher, die im Bereich der Prävention tätig sind, eine Recherche zur Verbreitung der Abhängigkeit von Benzodiazepinen und deren Missbrauch sowie zu den in diesen Fällen angewandten Therapien durchgeführt. Sie stellten fest, dass die Zahl der Abhängigen in Deutschland bei 0, 23 bis 1, 6 Millionen liegt. Diese grobe Schätzung bezieht sich allerdings nur auf Versicherte der öffentlichen Krankenkassen. Privatrezepte sind darin nicht enthalten; ganz zu schweigen von jenen, die ihre Pillen auf dem Schwarzmarkt kaufen.
Es wird empfohlen, dass der Entzug langsam und in kleinen Schritten erfolgen sollte. In einem ersten Schritt erfolgt die Umstellung des Patienten auf Diazepam (entfällt bei Personen, die “nur” von Diazepam abhängig sind). Diese Substanz ist die Referenz, auf die sich die gängigen Umrechnungstabellen beziehen. In der Folge wird die Dosis in der Regel wöchentlich oder alle zwei Wochen reduziert.
Ab einer Äqivalenzdosis von 20 mg empfiehlt sich eine stationäre Behandlung sowie eine zusätzliche Medikation zur Linderung der Symptome, die beim Entzug auftreten. Wirkstoffe, die hier in Frage kommen, sind zum Beispiel Valporinsäure oder Flumazenil. Antidepressiva werden nur verordnet, wenn es die Symptome notwendig machen.
Vorsicht ist geboten bei Z-Substanzen. Schlechter Schlaf zählt zu den häufigsten Symptomen des Entzugs. Schlafmittel wie Zopiclon, Zaleplon oder Zolpidem können hier aber mitunter mehr Schaden als Nutzen bringen. In ihrer Struktur und im Hinblick auf die Wirkung weisen sie große Ähnlichkeiten zu Benzodiazepinen auf. Sie machen ebenfalls abhäng.
Benzodiazepine sind in vieler Hinsicht von großem Nutzen. Angesichts der langfristigen Probleme darf jedoch ihre Anwendung nur in vorab genau festgelegten, knapp bemessenen Zeiträumen erfolgen. Wenn schon eine Abhängigkeit vorliegt, ist so schnell wie möglich ein Entzug mit professioneller Hilfe einzuleiten. Im Besonderen bei hohen Tagesdosen ist ein Absetzen ohne Hilfe sehr riskant. Der Entzug ist oft schmerzhaft und braucht viel Zeit. Das lässt den Erfolg solcher Versuche als fraglich erscheinen und kann zu Problemen für Körper und Geist führen, die für lange Zeit andauern.