Häusliche Betreuung, oft durch Personal aus osteuropäischen Ländern - ja, aber bitte ohne die Ausbeutung der Betreuungskräfte und abgesichert durch festgelegte Rahmenbedingungen. Mit der Initiierung des ersten DIN-Standards für eine höhere Versorgungsqualität in der sogenannten 24h-Pflege sagte das junge Pflegeunternehmen Mecasa schwarzen Schafen der Branche den Kampf an. Nun können die Stuttgarter den ersten Erfolg vermelden: Das Deutsche Institut für Normung hat am 22. Januar 2021 die DIN SPEC 33454 veröffentlicht, die unter Leitung des Start-ups durch ein interdisziplinäres Gremium entwickelt worden ist.
Die Nachfrage nach häuslicher Betreuung für unterstützungsbedürftige Senioren in Deutschland ist groß. Gleichzeitig herrscht ein Mangel an qualifiziertem Personal, wodurch ausländische Hilfskräfte, vor allem aus osteuropäischen Ländern, zur tragenden Versorgungssäule geworden sind. Aufgrund fehlender öffentlicher Vorgaben profitierten bislang jedoch häufig unseriöse Personalvermittlungen - durch die Ausbeutung von Betreuungskräften und mangelhafte Beratung der Kunden. Nun konnte das Stuttgarter Pflegeunternehmen Mecasa einen großen Erfolg für die sogenannte 24h-Pflege verbuchen: Der von ihnen initiierte und jetzt veröffentlichte Qualitätsstandard DIN SPEC 33454, setzt einen wichtigen Impuls für rechtliche und soziale Ausgewogenheit. Entwickelt wurde der DIN-Standard unter der Leitung von Mecasa durch ein Gremium aus Pflegewissenschaftlern, Verbraucherschützern, Juristen und weiteren qualitätsorientierten Pflegeunternehmen.
Endlich: standardisierter Schutz von Kunden und Betreuungskräften
Die strengen Vorgaben des neuen Qualitätsstandards unterscheiden erstmals pflegefachlich fundierte Betreuung von unqualifizierter Personalvermittlung. Außerdem nimmt sie vermittelnde Unternehmen stärker in die Pflicht: "Mit der DIN SPEC 33454 können Vermittler nicht mehr unbesehen die Personalvorschläge ihrer Rekrutierungspartner in Osteuropa weiterleiten. Eine Eignungsprüfung der Betreuungskräfte, pflegefachliche Kundenberatung und Unterstützung während des Einsatzes sind bei der zertifizierten häuslichen Betreuung Pflicht." Bereits zu Beginn des Projektes war Mecasa-Geschäftsführer Oliver Weiss klar, dass es nicht einfach werden würde, die Anforderungen an eine vorbildliche Seniorenbetreuung umzusetzen. "Von einigen Wettbewerbern gab es große Widerstände", berichtet er. "Das war schon ein bisschen wie David gegen Goliath: wir, als Start-up in der Branche gegen einige große Unternehmen." Doch die Anstrengungen der vergangenen 18 Monate haben sich gelohnt - von den Regeln profitieren Kunden wie auch Betreuungskräfte. "Wir haben zwar einen Pflegenotstand in Deutschland, das darf aber keine Lizenz zur Ausbeutung von Betreuungskräften sein", sagt Weiss. Unter den Anforderungen an ein der DIN SPEC 33454 entsprechendes Betreuungsverhältnis finden sich Auflagen wie die Prüfung der Arbeitsverträge der ausländischen Partnerunternehmen, umfassende Aufklärung der Betreuungskräfte vor Antritt des Einsatzes und die Einbindung etwa der Tagespflege oder des ambulanten Pflegedienstes, um Pausen und freie Tage zu gewährleisten. "Außerdem haben Betreuungskräfte das Recht auf einen Rückzugsort, also mindestens ein möbliertes Zimmer mit Fenster - und natürlich einen WLAN-Anschluss, um mit der eigenen Familie Kontakt zu halten." Auf der anderen Seite sollen auch die Kunden sicher sein können, dass eine ausländische Betreuungskraft in Notfallsituationen handlungsfähig ist. Deshalb müssen Betreuungskräfte ab 2022 über einen Nachweis in erster Hilfe verfügen. Unter http://www.beuth.de/de/technische-regel/din-spec-33454/333098011 kann der vollständige DIN-Standard als PDF-Dokument in den Warenkorb gelegt, kostenlos bestellt und anschließend heruntergeladen werden.
Eine Zertifizierung nach dem brandneuen Standard wird ab Februar 2021 für qualitätsorientierte Vermittlungsunternehmen möglich sein.
Qualitative Verbesserung der häuslichen Pflege - gefördert von EIT Health
Der neue Qualitätsstandard ist nicht das einzige Projekt von Mecasa auf dem Weg zu einer vorbildlichen häuslichen Betreuung. Angetrieben von persönlichen Erfahrungen entwickelte das Team um Oliver Weiss in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Dirk Hagemann von der Universität Heidelberg eine digitale Vermittlungsplattform für hilfsbedürftige Senioren beziehungsweise ihre Angehörigen auf der Suche nach Betreuungskräften aus Osteuropa. Durch den Abgleich angegebener Daten zu Pflegebedarf, Pflegekompetenz und Persönlichkeitsmerkmalen konnte das 2017 gegründete Unternehmen bereits die Abbruchquote von Betreuungsbeziehungen von 31 auf 12 Prozent senken. Das psychologische Matching-Verfahren stieß bereits auf positive Resonanz: Neben zwei Auszeichnungen für die Bemühungen um eine vorbildliche Seniorenbetreuung erhält das eigenfinanzierte Start-up inzwischen auch Unterstützung für die Weiterentwicklung des Systems, u. a. in Form einer Förderung durch das EU-Forschungsnetzwerk EIT Health im Rahmen des Headstart-Programms. "Gesundes Altern war schon immer ein zentraler Teil von EIT Health - und im Rahmen einer wertebasierten Gesundheitsversorgung gehört dazu natürlich auch eine vorbildliche Seniorenbetreuung", fasst Dr. Katharina Ladewig, Geschäftsführerin von EIT Health Germany, die Förderung des Projekts zusammen.
Über EIT Health Germany
Das European Institute of Innovation & Technology (EIT ) ist eine unabhängige Einrichtung der Europäischen Union, die 2008 gegründet wurde, um Innovation und Unternehmertum in ganz Europa zu fördern. Seit 2014 ist die Netzwerk-Initiative auch im Bereich Gesundheit in Europa aktiv. EIT Health arbeitet zurzeit mit rund 150 Partnern aus 14 Ländern in einer "Public-Private-Partnership" an den Lösungen der großen Herausforderung im Gesundheitswesen unserer Zeit. Führende Unternehmen, öffentliche Institutionen sowie renommierte Universitäten und Forschungseinrichtungen entwickeln gemeinsam mit Start-ups und KMUs in innovativen Programmen und Projekten neue Produkte und Dienstleistungen, die eine nachhaltige Gesundheitsökonomie in Europa fördern. Ziel ist es, die starke Polarität der verschiedenen Gesundheitssysteme in Europa zu überwinden, um etablierten und auch jungen digitalen Unternehmen neue Ressourcen zu eröffnen und ihre Ideen in gemeinsamen Produkten und Dienstleistungen für den europäischen Markt zu realisieren.
EIT Health Germany (http://www.eit-health.de) ist eines von insgesamt sechs EIT Health-Zentren in Europa und betreut in Deutschland, Österreich und der Schweiz zurzeit 35 Partner aus Industrie, Forschung und Lehre, u. a. Roche, AbbVie, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die Universität Heidelberg , aber auch Start-ups und KMUs bei der Entwicklung von bahnbrechenden Innovationen im Gesundheitswesen.
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Über Mecasa
Seit 2017 vermittelt das Stuttgarter Pflegeunternehmen Mecasa Betreuungskräfte aus Osteuropa für die im Volksmund 24h-Pflege genannte Betreuung. Der Demenzpartner der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, die Bedingungen rund um die Pflege zu Hause zu verbessern. Dabei spielten vor allem persönliche Erfahrungen der vier Gründer Oliver Weiss, Simon Spangenberg, Dr. Benjamin Krill und Jan Müntinga mit der häuslichen Betreuung der eigenen Eltern und Großeltern eine Rolle. Um die Betreuungsverhältnisse zu verbessern, entwickelten sie in Zusammenarbeit mit der Universität Heidelberg und mit finanzieller Unterstützung des Landes Baden-Württemberg ein psychologisches Zuordnungssystem, dass Betreuungskräfte und Pflegebedürftige auf zwischenmenschlicher Basis aufeinander abstimmt. Dieser Ansatz findet bereits breite Anerkennung - so wurde Mecasa für die innovative Vermittlungsplattform 2018 vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) zum Europasieger der Inclusive Innovation Challenge gekürt und erhielt 2019 den Demografie Exzellenz Award. Mehr Informationen unter: http://www.mecasa.de
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