// Lärm kann Haarsinneszellen im Innenohr zerstören und zu dauerhaften Hörschäden führen
// rund 10 Millionen Menschen in Deutschland von Hörminderung betroffen
Am 28. April findet der seit 1998 jährlich stattfindende „Tag gegen Lärm“ („International Noise Awareness Day“) statt. Unter dem diesjährigen Motto „Immer noch zu laut!?“ soll das Bewusstsein für zunehmenden Lärm im beruflichen und privaten Alltag geschärft werden. Neben Symptomen wie Stress oder Konzentrationsmangel ist es vor allem das Gehör, welches unter Lärm leidet und dauerhaft beeinträchtigt werden kann.
Lärmbelästigung nimmt zu
Fast jede zweite Erwachsene bzw. jeder zweite Erwachsene in Deutschland fühlt sich Zuhause durch Lärm belästigt, stellte das RKI im Jahr 2014 fest. Die Stärke des Lärms wird in Form des Schalldrucks, angegeben in Dezibel (db), gemessen. Die Hörschwelle eines gut hörenden Menschen beginnt bei 0 dB. Ein konzentriertes Arbeiten ist bei rund 55 dB möglich, wobei eine normale Sprachlautstärke bei 50 dB eingeordnet wird. An einer Hauptstraße werden tagsüber rund 70 dB erreicht. Ein Presslufthammer in wenigen Metern Entfernung sorgt für 100 dB. 110 dB können über Kopfhörer beim Musikhören entstehen - dies ist mit der Lautstärke eines Düsenjägerüberflugs vergleichbar.
Irreversible Hörschädigung durch Lärm
Die Haarsinneszellen im Innenohr können durch Lärm, dem sie über einen längeren Zeitraum ausgesetzt sind, beschädigt und sogar vollkommen zerstört werden. Zu welchem Zeitpunkt eine dauerhafte Hörschädigung eintritt, ist schwer zu sagen und hängt von verschiedenen Faktoren ab – insbesondere vom subjektiven Empfinden und dem Gesundheitszustand jeder und jedes Einzelnen. Bei der definierten Schmerzschwelle von 120 dB kann es sogar bereits bei einem Einzelereignis zu bleibenden Hörschäden kommen. Andauernder Lärm stellt zudem ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen dar. Daher ist es umso wichtiger, sich und sein Hörvermögen frühzeitig vor zu viel Lärm zu schützen.
Prof. Dr. Patrick G. Zorowka, Spezialist für Hals-, Nasen-, Ohrenkunde erläutert: „Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Menschen, die permanentem Verkehrslärm zu Hause und nachts ausgesetzt sind, ein signifikant erhöhtes Risiko für Herzkreislauferkrankungen einschließlich Herzinfarkt haben. Somit ist die Botschaft, dem Ohr Ruhepausen zu geben und es aktiv mit persönlichem Gehörschutz zu schützen. Schließlich ist unser Ohr ein wichtiges Sinnesorgan, das uns eine lautsprachliche Kommunikation ermöglicht und als Schutzorgan vor Gefahren im Alltag schützen kann.“
Schutz gegen Lärm
Es gibt viele Möglichkeiten, sich vor Lärm zu schützen. Ein Gehörschutz, z. B. in Form von Ohrstöpseln, ist ein sicheres Hilfsmittel im Kampf gegen zu viel Belastung des Gehörs. Auch die selbstbestimmte Lautstärke, wie zum Beispiel das Hören von Musik mit den eigenen Kopfhörern, sollte an die EU-Richtlinie von nicht mehr als 85 dB angepasst werden. Ebenso wichtig sind Lärmpausen, um dem Gehör die notwendige Entspannung zu geben. Eine Faustregel lautet, die doppelte Zeit der Belastungsphase für eine Ruhepause nutzen (baua 2014). Wichtig ist auch eine großzügige Wasserzufuhr. Wer viel trinkt, erhöht seine Durchblutung – dies kommt auch dem Gehör zugute. Kaffee und Tee wiederum erzielen leider ein gegenteiliges Ergebnis.
„Immer noch zu laut!?“
André Mügge, Mitglied des Managements von Amplifon, über den Aktionstag: „Im Rahmen des Internationalen Tages gegen Lärm wird zurecht darauf hingewiesen, dass Vorbeugung enorm wichtig ist. In Deutschland sind inzwischen rund 10 Millionen Menschen von einer Hörminderung betroffen. Dies bedeutet enorme Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen.“
Wer sich nicht sicher ist, ob er gut Hören kann bzw. bereits einen Hörverlust bemerken sollte, dem ist ein Besuch bei einer Hörakustikerin bzw. einem Hörakustiker vor Ort zu empfehlen. Die Expertinnen und Experten können einen Hörtest durchführen. Sollte eine Hörminderung festgestellt werden, können sie zudem geeignete Hörsysteme empfehlen. Auch dies wirkt präventiv und kann einer weiteren Verschlechterung des Gehörs vorbeugen.