Studie des ifo-Instituts: E-Mobilität könnte Verlust von mindestens 215.000 Arbeitsplätzen bis 2030 bedeuten - Technologieoffenheit als Job-Motor
MANUSKRIPT MIT O-TÖNEN
Anmoderation:
So langsam fallen sie auf, die Elektroautos auf unseren deutschen Straßen. Immer mehr VW e-up, elektrische BMW oder EQ-Stromer von Mercedes-Benz surren von A nach B. Keine Frage: Die Zukunft der Mobilität ist elektrisch. Die bange Frage aber lautet: Gefährdet der Elektro-Hype traditionelle Arbeitsplätze in der Automobilindustrie? Schließlich ist die Produktion eines Elektroautos durch die geringere Zahl an Bauteilen weniger komplex und damit weniger beschäftigungsintensiv als die eines konventionellen Pkw mit Benzin- oder Dieselmotor. Mit dieser Frage hat sich eine aktuelle Studie des ifo-Instituts im Auftrag des Verbands der Automobilindustrie (VDA) befasst. Das Ergebnis wurde auf einer gemeinsamen Pressekonferenz heute bekannt gegeben. Demnach könnte die Transformation der deutschen Automobilbranche hin zu E-Mobilität mehr Arbeitsplätze kosten, als Beschäftigte in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen. VDA-Präsidentin Hildegard Müller:
O-Ton Hildegard Müller
Bis zum Jahr 2025 sind mindestens 178.000 Beschäftigte betroffen, bis 2030 mindestens 215.000 Arbeitsplätze. Und die altersbedingte Fluktuation kann hier leider nur zu einem gewissen Teil entlasten, es bleibt eine noch immer erhebliche Schere. Wichtig ist: Betroffen heißt nicht zwingend, dass Arbeitsplätze wegfallen, aber sie werden sich verändern müssen. Die Studie zeigt, wie tiefgreifend der laufende Transformationsprozess in den kommenden Jahren sein wird und welche Anstrengungen, etwa durch Weiterbildung und Umschulungsmaßnahmen, notwendig sein werden, um auch diesen Transformationsprozess zu meistern, und gleichzeitig die negativen Auswirkungen abzufedern. Ich glaube, es ist eine große Herausforderung, auch bei diesen Themen neue Wege zu gehen. (0:42)
Genau das tut die deutsche Automobilindustrie. Doch der Weg der Transformation hin zur E-Mobilität ist für die Branche mit immensen Herausforderungen und dem Betreten von reichlich Neuland verbunden, betonte die VDA-Präsidentin:
O-Ton Hildegard Müller
Diese Transformation erfordert von der Industrie Investitionen in noch nie da gewesener Höhe: in Forschung und Entwicklung, in die Umstellung von Produktionsverfahren und den Ausbau von Produktionskapazitäten für eine neue Produktionsstrecke wie Batteriezellen, Wasserstoff oder E-Fuels und in die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter und den Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur zum Laden und Tanken. Aber unsere Unternehmen sind gut unterwegs. Das zeigen die neuen und hohen Zulassungszahlen für Elektrofahrzeuge. (0:27)
Bei allen Anstrengungen der Industrie ist aber auch die Politik gefordert, entsprechende Rahmenbedingungen für die Branche zu schaffen. Auch das ist ein Ergebnis der ifo-Studie. ifo-Präsident Clemens Fuest kritisierte vor diesem Hintergrund den permanenten Überbietungswettbewerb bei Klimazielen seitens der Politik:
O-Ton ifo-Präsident Clemens Fuest
Es ist relativ leicht für die Politik zu sagen: Ach nein, wir machen jetzt schon 2045 Klimaneutralität oder sogar ab 2040 streben wir das an. Nur die schwierige Frage ist ja: Wie setzen wir das eigentlich um? Wir sehen jetzt hier an einer zentralen Industrie im Land, was das Ganze bedeutet. Aber wenn wir jetzt eben um fünf oder zehn Jahre Klimaneutralitätsziele vorziehen, dann muss man sich ja fragen, wie das alles funktionieren soll. Das müsste man eben mitliefern. Was wir derzeit sehen, ist Verunsicherung. Das ist keine Schaffung sicherer Rahmenbedingungen. Wer weiß, ob nicht demnächst jemand kommt, der sagt: Wir machen das schon ab 2035. Das ist nicht gut. (0:41)
Ungeachtet dessen treibt die deutsche Automobilindustrie den Weg hin zur Klimaneutralität mit Hochdruck voran. Die Hersteller setzen neben den hohen Investitionen in den Hochlauf der E-Mobilität auf Technologie-Offenheit. Denn mit der Wasserstofftechnologie und E-Fuels können in Zukunft auch Verbrennungsmotoren klimaneutral betrieben werden. Hier sieht VDA-Präsidentin Müller große Potenziale für Innovationen und Beschäftigung und stellte deshalb klar:
O-Ton Hildegard Müller
Ich möchte auch noch einmal ausdrücklich betonen, dass wir uns zum Ziel der Klimaneutralität bis 2050 bekennen. Wir reden von rund 10,5 Millionen Elektrofahrzeugen auf Deutschlands Straßen im Jahre 2030. Mir ist es, ehrlich gesagt, unverständlich, dass quasi über Nacht die Ziele für den Klimaschutz verändert werden sollen. Es gibt dafür keine Folgenabschätzung und die Wirkung auf das Thema Beschäftigung. Unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit wird leiden und kurz bevor die EU überlegt, wie sie mit dem Projekt "Fit for 55" ebenfalls ihre engagierten Vorstellungen umsetzt, gibt es einen nationalen Alleingang. Gesetzesvorhaben dieser Dimension, ohne echte Beteiligung Betroffener durchzuführen, schädigt Vertrauen. Für diese gemeinsame Aufgabe der Branche, der Unternehmen, der Sozialpartner und der Politik brauchen wir die richtigen Rahmenbedingungen in Deutschland, aber auch eingebettet in der EU. (0:48)
Abmoderation:
Die Transformation der deutschen Automobilbranche hin zu E-Mobilität wird mit einem Arbeitsplatzverlust einhergehen. Das ist das Ergebnis einer vom Verband der Automobilindustrie in Auftrag gegebenen ifo-Studie. Die Branche stellt sich diesen Herausforderungen und setzt auf Technologie-Offenheit als Job-Motor.
Pressekontakt:
Ansprechpartner:
VDA, Dr. Lutz Meyer, 030 897842 121
Eckehart Rotter, 030 897842 128
all4radio, Hannes Brühl, 0711 3277759 0
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