Einige HNO-Ärzte empfehlen neuerdings, vor der Testdurchführung Nasenspray zu benutzen. Ist das wirklich sinnvoll?
Zander: Der Einsatz von abschwellendem Nasenspray ist ein Mittel, um die Nase zu erweitern, sodass ein nasopharyngealer, also tiefer Nasenrachenabstrich, bequemer durchgeführt werden kann. Jedoch gibt es seit Kurzem zu diesem tiefen Nasenabstrich eine bequemere Alternative: Bei der neuen Schnelltest-Generation reicht ein Abstrich aus dem vorderen Nasenbereich.. Das bedeutet: Der Einsatz von abschwellendem Nasenspray ist nicht nötig und nicht hilfreich. Besser ist es, die Nase vorher leicht zu schnäuzen, um Nasensekret in den vorderen Nasenbereich zu transportieren. Nasenspray könnte den Abstrich zudem verwässern und das Testergebnis verfälschen.
Abstrichtupfer werden mit Ethylenoxid, das potentiell krebserregend ist, sterilisiert. Sind Abstrichtupfer also gefährlich?
Zander: Nein, sind sie nicht. Die Sterilisation mit Ethylenoxid (EO) ist eine Standardmethode, um Medizinprodukte steril („keimfrei“) zu machen. Diese Methode wird seit Jahrzehnten weltweit angewandt. Es gibt eine Vielzahl von Produkten, die auf diese Weise steril gemacht werden. Schauen Sie beispielsweise mal in Ihren Erste Hilfe Koffer im Auto: Alle steril verpackten Verbandmaterialien wurden wahrscheinlich über EO sterilisiert. Das funktioniert folgendermaßen: Die Produkte werden im verpackten Zustand dem farb- und geruchslosen EO-Gas ausgesetzt. EO dringt durch das Papier, in dem das Produkt eingepackt wurde, hindurch und tötet alle potentiell vorhandenen Keime ab. Danach werden die EO-Gase ausgeleitet und durch Stickstoff ersetzt. Dies geschieht mehrmalig – und zwar so lange, bis alle EO-Gase komplett aus dem Produkt entfernt sind. Der ganze Prozess wird dabei streng von zertifizierten Prüfern überwacht und das Produkt nur freigegeben, wenn alles stimmt. Unsere Abstrichtupfer sind so verpackt, dass zwar keine Keime eindringen können (sie bleiben also steril), das extrem flüchtige EO jedoch verdampfen kann. Zusätzliche Analysen haben gezeigt, dass überhaupt kein EO mehr nachweisbar ist, bis der Tupfer beim Endverbraucher ankommt.
Angenommen, man wendet den Schnelltest falsch an: Kann Ethylenoxid dann Schaden anrichten?
Zander: Nein. Ethylenoxid (EO) ist nur in hoher Konzentration krebserregend und wenn man sich dem Gas oder seinen Rückständen über einen längeren Zeitraum aussetzt. Beides kommt bei der Anwendung eines Corona-Schnelltests gar nicht in Betracht. Medizinprodukte werden– wie eben erläutert – vor dem Einsatz von EO-Rückständen befreit. Der Grenzwert von EO beträgt laut ISO 10993-7 bei kurzzeitigem Kontakt bis 24 Stunden 4 mg/Tag. Unsere Tupfer wurden natürlich nach der Sterilisation gemäß ISO 10933-7 “Biologische Beurteilung von Medizinprodukten - Teil 7: Ethylenoxid-Sterilisationsrückstände“ auf Rückstände überprüft. Dabei wurden Werte von unter 0,010 mg festgestellt. Die Rückstände auf den Tupfern liegen also ein Vielfaches unter dem vorgeschriebenen Grenzwert. Hinzu kommt, dass die Tupfer nicht für 24 Stunden in der Nase verbleiben, sondern nur für wenige Sekunden. Selbst wenn jemand den Abstrichtupfer fälschlicherweise für einige Minuten in der Nase lässt, richtet das keinen Schaden an. Natürlich sollte man sich an die korrekte Anleitung halten: Das Stäbchen braucht am vorderen Nasenrand nur ein paar Mal hin und her gedreht werden. Nur so bekommt man ein korrektes Testergebnis.
Führt eine Impfung gegen SARS-CoV-2 zu einem positiven Testergebnis?
Zander: Nein. Alle bisher in Europa zugelassenen Impfstoffe bewirken, dass Teile eines Oberflächenproteins, dem sogenannten Spike Protein des SARS-CoV-2-Virus, im Körper produziert werden, Dagegen bildet der Körper dann unter anderem schützende Antikörper. Unsere Schnelltests identifizieren aber das aus dem Virusinneren stammende, sogenannte Nucleocapsid-Protein V2 als Marker, um eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Coronavirus anzuzeigen. Im Rahmen einer Impfung werden keine Bestandteile des Nukleokapsid-Proteins produziert. Impfungsbedingte falsch-positive Testergebnisse mit unseren Corona-Schnelltests sind somit auszuschließen.
Zu welchem Zeitpunkt einer Infektion ist der Antigennachweis überhaupt möglich?
Zander: Allgemein gilt: Je höher die Viruslast, desto höher die Wahrscheinlichkeit eines positiven Antigennachweises. Zum derzeitigen Kenntnisstand ist die Viruslast zu folgenden Zeiten am höchsten: Wenige Tage vor Symptombeginn (prodromale Phase) bis vier, fünf Tage nach Beginn der Krankheitssymptome. Die Viruslast nimmt dann im weiteren Verlauf ab. Das heißt: Besonders am Anfang der Erkrankung können mit Schnelltests eventuell Infizierte sehr gut erkannt werden. In dieser Phase ist es besonders wichtig, da eine Ansteckung anderer Menschen rechtzeitig verhindert werden kann.
Wie entsorgt man den Test am Ende?
Zander: Abfälle aus Corona-Schnelltests, wie ausgedrückte Abstrich-Teststäbchen, gefüllte Pufferröhrchen oder benutzte Testkassetten sollten in einem reißfesten, feuchtigkeitsbeständigen und dichten Behältnis (beispielsweise einem kleinen Müllsack oder Gefrierbeutel) gesammelt werden. Sie können dann einfach in den Restmüll gegeben werden. Die Komponenten sind nicht mehr ansteckend. Potentiell vorhandenes Virusmaterial wird durch die Pufferlösung deaktiviert.