fit und munter - Millionen Patienten mit chronischen Wunden leiden unnötig

fit und munter

Millionen Patienten mit chronischen Wunden leiden unnötig

2. Nationale Expertendebatte Moderne Wundversorgung in Hamburg:
Millionen Patienten mit chronischen Wunden leiden oft unnötig unter Schmerzen und schweren Krankheitsverläufen

Schmerzen, Traumata und Amputationen sind laut Experten oft Folgen unzureichender Wundversorgung/Wundversorger erhalten keine adäquate Vergütung für Anwendung neuer Therapien/Wundnetze erfahren hohen Zulauf
Hamburg, 16. April 2010 – Etwa drei bis vier Millionen Menschen in Deutschland leiden an chronischen Wunden. Aber trotz großer Fortschritte in der Forschung entspricht die Versorgungslage in Deutschland noch nicht flächendeckend den jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Folgen sind erhöhte Komplikationsraten, Mehrkosten und hohe Einbußen an Lebensqualität der betroffenen Patienten. Diese Situation nachhaltig zu verbessern, ist das erklärte Ziel der „2. Nationalen Expertendebatte zur Versorgung chronischer Wunden“, die heute und morgen (16./17. April 2010) in Hamburg stattfindet. Die Nationale Expertendebatte ist ein bundesweites interdisziplinäres Forum von Wundexperten, das den aktuellen Stand der modernen Wundversorgung beleuchtet und Alternativen und Handlungsoptionen aufzeigt. Dazu gehören unter anderem die konsequente Anwendung der modernen Therapien und die Etablierung interdisziplinärer Foren und Netzwerke.

Das Fachgremium der 2. Nationalen Expertendebatte versteht sich als Impulsgeber für eine flächendeckende Verbreitung der modernen Wundversorgung und damit für die Erleichterung des Lebens von Millionen Patienten. Prof. Dr. Matthias Augustin, wissenschaftlicher Leiter der Expertendebatte und Leiter des Competenzzentrum zur Versorgungsforschung in der Dermatologie (CVDerm), Hamburg: „Viele Patienten mit chronischen Wunden erfahren erhebliche Einschränkungen oder müssen durch ungeeignete Behandlung der Wunden frühzeitig amputiert werden. Das ist eine alarmierende Situation, der die Nationale Expertendebatte entschieden entgegen tritt.“

Die Nationale Expertendebatte tagt in zweijährigen Abständen und verfolgt kontinuierlich Ansatzpunkte für Verbesserungen in der Versorgung chronischer Wunden. Anlässlich der 1. bundesweiten Expertendebatte zur Versorgung chronischer Wunden im April 2008 in Hamburg wurde unter anderem die Veröffentlichung des deutschlandweit ersten Buches zur Versorgung chronischer Wunden „Moderne Wundversorgung im Spannungsfeld zwischen Qualitätsanspruch, Zuständigkeiten und Sparzwang“ realisiert. Das Buch gibt einen umfassenden allgemeinen Überblick über den aktuellen Stand der Wundversorgungssituation in Deutschland sowie über moderne Wundtherapien und spricht Handlungsempfehlungen für Forschung und Versorgung aus. Auf der Basis der auf der 1. Nationalen Expertendebatte identifizierten Themen wurde ein Aktionsprogramm zur Verbesserung der Versorgung chronischer Wunden in Deutschland verfasst, welches in den nächsten Jahren schrittweise umgesetzt werden soll. Ein Sonderheft in den „Gesellschaftspolitischen Kommentaren“, welches die Hauptinhalte des Buches für ein breites Publikum aus Politik, Verbänden und Gesellschaft zusammenfasst, wird nach der 2. Nationalen Expertendebatte erscheinen.

Deutliche Erfolge auf dem Weg zu einer besseren Wundversorgung
Maßgebliche Erfolge sind laut Augustin nach zweijähriger intensiver Arbeit zu verzeichnen: „Wir haben mit einer Reihe konkreter Maßnahmen einen Veränderungsprozess hin zu menschenwürdigeren Lebensumständen für Wundpatienten angestoßen. Dazu gehört, dass sich immer mehr Wundversorger in sogenannten Wundnetzen organisieren.“ Zu den Aktivitäten der Wundnetze gehört unter anderem die interprofessionelle und interdisziplinäre Zusammenarbeit bei der Diagnostik, Therapie und Pflege von Patienten mit chronischen Wunden. Eine aktuelle Studie des CVDerm präsentiert im Rahmen der 2. Nationalen Expertendebatte erstmalig das Zwischenergebnis einer Bestandsaufnahme der Wundnetze in Deutschland: „Die interprofessionelle Vernetzung von Fachleuten und der strukturierte Dialog über neue Therapieformen ist für Wundpatienten eine echte Chance, ihre Lebensqualität maßgeblich zu verbessern. Von einer flächendeckenden Standardisierung sind wir allerdings noch weit entfernt,“ so Prof. Dr. med. Sebastian Debus, der neben Augustin wissenschaftlicher Leiter der Expertendebatte ist.

Auch die Ergebnisse der transnationalen Forschung werden fortschreitend in die Praxis integriert: Im Januar 2010 wurde in Hamburg mit dem Comprehensive Wound Center (CWC) das erste umfassende Forschungs- und Versorgungszentrum für chronische Wunden eröffnet. Im CWC forschen international renommierte Experten an Grundlagen, klinischen Anwendungen, Versorgungsaspekten und gesundheitsökonomischen Fragen.

Effektives Wundmanagement und Verringerung der Traumatisierung des Patienten
Die aktuellen Entwicklungen der Wundversorgungstherapie setzen vor allem auf einen ganzheitlichen Ansatz, der den Patienten in den Mittelpunkt stellt und nicht etwa nur die Wunde. Innovative Verfahren wie der Einsatz hydroaktiver Wundauflagen, die Elektrostimulation oder die Unterdruckwundtherapie verringern besonders die Traumatisierungsgefahr bei der Behandlung der Wunde und tragen zu einem effektiven Wundmanagement bei. Allerdings stehen der konsequenten Anwendung innovativer Methoden laut Debus oft gesundheitspolitische Regelungen im Wege: „Das aktuelle Vergütungssystem berücksichtigt die angemessene Behandlung von Menschen mit chronischen Wunden nur unzureichend. Im Klartext: Eine bessere Wundversorgung lohnt sich für die verantwortlichen Ärzte und Pflegenden schlichtweg nicht.“ Außerdem sei nicht jeder medizinische Anwender auf dem neusten Stand der Möglichkeiten: Es seien oft erhebliche Wissenslücken hinsichtlich adäquater Versorgung von Wunden auszumachen. Folge sei, dass oft auf veraltete Methoden zurückgegriffen werde, so Debus.
Login
Einstellungen

Druckbare Version

Artikel Bewertung
Ergebnis: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich die Zeit und bewerten diesen Artikel
Excellent
Sehr gut
Gut
Okay
Schlecht

Verwandte Links
Linkempfehlung

Diesen Artikel weiter empfehlen: