fit und munter - Auf dem Tretkart zur WM

fit und munter

Auf dem Tretkart zur WM

Brasilianer nimmt für guten Zweck extreme Strapazen auf sich
Namibia, April 2010. Schon 22 Monate tritt der Brasilianer Zedo Pedal alias Jose Geraldo de Souza Castro in die Pedale seines Tretkarts - und doch trennen ihn noch ganze 3.000 Kilometer von seinem Ziel Johannesburg, das er pünktlich zur Weltmeisterschaft im Juni 2010 erreichen möchte. Mit seiner insgesamt 17.500 Kilometer langen Abenteuer-Tour, die ihn durch so manches äußerst gefährliche, afrikanische Land führt, möchte der 52-jährige Spenden für die Kampagne "Sight First 2" des Internationalen Lions Clubs sammeln und auf das Schicksal von Kindern mit vermeidbaren Augenkrankheiten aufmerksam machen.

Quer durch Europa und Afrika

Gestartet ist der mutige Mann im Mai 2008 am Eiffelturm in Paris. Von dort aus ging es über Frankreich und Spanien per Schiff nach Marokko und dann entlang der Westküste nach und nach weiter durch 13 von insgesamt 16 afrikanischen Staaten. Auf der noch bevorstehenden, letzten Etappe gilt es, die Berge Angolas sowie die Kalahari-Wüste in Namibia und Botswana zu überwinden, bevor der Abenteurer auf einem Campingplatz in der Nähe des Quartiers "seiner" Nationalmannschaft das Zelt aufschlägt, um die Landsleute beim Training anzufeuern. Für ein Ticket zum Besuch eines Spiels reicht die Reisekasse momentan noch nicht.

Unerschrocken und unbeirrbar

Weder extreme Temperaturen in der Wüste noch die widrigsten Wegstrecken über Wüstensand, Schotter oder Kies konnten dem Brasilianer bisher etwas anhaben. So habe er laut Reisebericht in seinem Web-Logbuch auf Senegals Sandstraßen "Staub gegessen" und in Mali bei 45 Grad Celsius sechs Kilo abgenommen. Trotz allem genießt Zedo Pedal die unvergesslichen Momente in der Natur, die Langsamkeit seines Fortbewegungsmittels und die Aufmerksamkeit, die er mit dem außergewöhnlichen Flitzer erregt, wenn ihm auf seiner Reise Menschen über den Weg laufen. "Man kann sich in Ruhe unterhalten und hat immer gleich ein Gesprächsthema", beschreibt er die Vorteile.

Zu verrückt, um wahr zu sein?

Seine Anfrage beim niederländischen Hersteller BERG Toys hielten die Verantwortlichen beim Marktführer im Segment Pedal-Gokart zunächst für verrückt. Die Gefahren und Herausforderungen einer solchen Tour erschienen einfach zu extrem, auch wenn die Aktion einem guten Zweck dienlich sein sollte. Dennoch unterstützten die Outdoor-Spezialisten das Vorhaben und stellten unentgeltlich ein speziell ausgestattetes Fahrzeug mit sieben Gängen, Fernscheinwerfern, anatomischem Sitz und Anhänger zur Verfügung, in dem der Abenteurer wichtigste Utensilien wie Zelt, Wasser, ein bisschen Werkzeug und ein paar persönliche Gegenstände transportiert.

Doch obwohl die Niederländer davon überzeugt sind, dass ihr Offroad-Kart allen Widrigkeiten standhält, freuen sie sich während der inzwischen mehr als 680 Tage dauernden Abenteuerfahrt immer über eine Nachricht des Brasilianers. "Ich habe mir nie Sorgen gemacht, ob unser Gokart ihn sicher ans Ziel bringt, sondern vielmehr wegen aller anderen Risiken, die auf diesem Trip drohen", betont Leopold van Os, Geschäftsführer von BERG Toys. Bislang haben Mann und Material aber noch keine größeren Schäden davon getragen. Allenfalls eine abgesprungene Kette und zwei Malaria-Erkrankungen zwangen kurzzeitig zu einer ungeplanten Pause.

Ein äußerst gewagtes Unterfangen

Dabei ist die Lage in vielen Landstrichen Afrikas mehr als brisant. Mauretanien ist, wie Algerien und Marokko, seit Längerem einer jener islamischen Staaten, in denen die Al-Qaida-Aufrufe zum "Heiligen Krieg" in der verarmten und frustrierten Bevölkerung einen nicht zu unterschätzenden Anklang finden. Die prestigeträchtige Rallye Paris-Dakar wurde aufgrund diverser Überfälle auf Teams und Fahrer sowie konkreter Terrordrohungen im Jahre 2008 sogar kurzfristig abgesagt und 2009 nach Südamerika verlagert. In seinem Logbuch berichtet Zedo außerdem von seiner Angst auf der Fahrt durch Minenfelder und die aufständischen Gebiete in Nigeria und im Kongo. Mit der Bevölkerung hat er jedoch ausschließlich positive Erfahrungen gemacht. "Mir sind auf meiner Reise nur freundliche Menschen begegnet oder solche, die mich einfach ignoriert haben. Und mal ehrlich: Wer greift schon einen alten Mann auf so einem harmlosen Gefährt an?" fügt der 52-jährige schmunzelnd hinzu.

Via Weblog in die ganze Welt

Wer das Abenteuer von Zedo Pedal bis zu seiner Ankunft bei der Weltmeisterschaft im Juni 2010 in Johannesburg mitverfolgen möchte, findet alle Informationen im Weblog des Brasilianers, über den er die Außenwelt mit Bildern und kleinen Geschichten seiner Erlebnisse regelmäßig auf dem Laufenden hält.

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