Atemnot, Husten und Auswurf. Das sind die typischen ''AHA''-Symptome der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD. Wichtigster Risikofaktor für die Entwicklung dieser Volkskrankheit ist das Rauchen. Aber auch Luftschadstoffe und der soziale Status spielen eine Rolle. In Schleswig-Holstein leben rund 111.000 COPD-Patienten im Alter ab 40 Jahren. Zwischen den Regionen gibt es jedoch deutliche Unterschiede beim Anteil der COPD-Patienten in der Bevölkerung. Das geht aus dem neuen Gesundheitsatlas COPD des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervor, der heute im Vorfeld des Weltnichtrauchertages am 31. Mai vorgestellt wurde. "Ein wichtiges Ziel bei der Versorgung von COPD-Erkrankten ist neben dem Rauchverzicht ein optimales Krankheitsmanagement der Betroffenen und eine gute strukturierte medizinische Versorgung", sagt Tom Ackermann, Vorstandsvorsitzender der AOK NORDWEST. Dabei hilft die AOK ihren Versicherten mit dem Disease-Management-Programm (DMP) ''AOK-Curaplan'' und weiteren besonderen Angeboten.
Der Gesundheitsatlas zeigt bei der COPD-Häufigkeit deutliche Unterschiede zwischen den Kreisen und kreisfreien Städten in Schleswig-Holstein: Während im Kreis Pinneberg 5,39 Prozent der Einwohner ab 40 Jahren eine vom Arzt diagnostizierte COPD hatten, lag der Anteil in der Stadt Neumünster bei 7,82 Prozent. Im Vergleich mit den anderen Bundesländern schneidet Schleswig-Holstein mit einem COPD-Anteil von 6,5 Prozent gut ab und liegt damit unter dem bundesweiten Durchschnitt von 7,1 Prozent.
Die Krankheitshäufigkeit steigt ab dem 40. Lebensjahr mit zunehmendem Alter deutlich an. Bereits im Alter von 60 Jahren liegt in Schleswig-Holstein eine hohe COPD-Betroffenheit mit 7,7 Prozent der Männer und 6,0 Prozent der Frauen vor. Ihren Höhepunkt erreicht die Krankheit bei den Männern in der Altersgruppe der 85- bis 89-jährigen mit 15,1 Prozent und bei den Frauen im Alter von 80 bis 84 Jahren mit 10,1 Prozent. "Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern können vor allem damit erklärt werden, dass in den vergangenen Jahren der Raucheranteil in Deutschland unter den Männern stets deutlich höher als unter den Frauen war", sagt Ackermann.
Der Gesundheitsatlas zeigt auch einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem regionalen Anteil der rauchenden Bevölkerung und der COPD-Prävalenz in Schleswig-Holstein. In vielen Regionen, in denen der Anteil der Rauchenden hoch ist, ist auch die COPD-Häufigkeit besonders ausgeprägt. Insgesamt hat Schleswig-Holstein einen hohen Raucheranteil. Das Rauchverhalten der Bevölkerung ab 15 Jahren wurde dafür in fünf gleich große Kategorien (Quintile) eingeteilt. Das Ergebnis: In der Kategorie mit dem niedrigsten Raucheranteil (Stufe 1) befindet sich keine Region in Schleswig-Holstein. In der Stufe zwei mit einem geringen Raucheranteil liegen die Kreise Segeberg und Plön. Einen durchschnittlichen Raucheranteil in der Stufe drei haben der Kreis Ostholstein und die Stadt Neumünster. Einen überdurchschnittlichen Raucheranteil (Stufe 4) haben die Kreise Pinneberg, Stormarn und die Landeshauptstadt Kiel zu verzeichnen. Und in der Stufe fünf mit dem höchsten Raucheranteil liegen die Städte Flensburg und Lübeck sowie die Kreise Rendsburg-Eckernförde, Herzogtum-Lauenburg, Nordfriesland, Steinburg, Schleswig-Flensburg und Dithmarschen.
Luftschadstoffe können zur Entstehung einer COPD beitragen
Neben dem Anteil der Rauchenden scheint auch die Feinstaubbelastung eine Rolle für die Häufigkeit der COPD zu spielen. "Luftschadstoffe können zur Entstehung einer COPD beitragen oder die Symptomatik bei COPD-Erkrankten verschlimmern. Die kurzfristigen Auswirkungen von Feinstaub auf Verschlechterungen des Gesundheitszustandes und auf die Sterblichkeit bei COPD-Erkrankten sind recht gut durch Studien belegt", sagt Ackermann. Für den Gesundheitsatlas wurden Informationen vom Umweltbundesamt zur regionalen Feinstaubbelastung der Bevölkerung berücksichtigt und in fünf annähernd gleich große Gruppen (Quintile) sortiert. Danach sind die Kreise und kreisfreien Städte in Schleswig-Holstein ausschließlich in der Kategorie mit mittlerer (Stufe 3) und hoher Feinstaubbelastung (Stufe 4) zu finden. Die höchste Feinstaubbelastung (Stufe 5) haben danach die beiden Städte Kiel und Lübeck.
Zusammenhang zwischen COPD-Häufigkeit und sozialem Status
Der Gesundheitsatlas geht ebenfalls darauf ein, dass materiell und sozial benachteiligte Menschen (Deprivation) häufiger an COPD erkranken als Menschen mit einem hohen sozialen Status. Dieser Zusammenhang zeigt sich auch im Vergleich der Regionen in Schleswig-Holstein auf Basis des ''German Index of Socioeconomic Deprivation'' (GISD) des Robert Koch-Instituts. Aufgeteilt in fünf gleich große Kategorien (Quintile) wird festgestellt, dass sich in der Stufe 1 mit der niedrigsten Deprivation keine Region in Schleswig-Holstein befindet. In der Kategorie mit einer geringen Deprivation (Stufe 2) befinden sich nur die beiden Kreise Pinneberg und Stormarn, in der höchsten Kategorie der Stufe 5 sind es gleich sechs Regionen: Dithmarschen, Flensburg, Lübeck, Neumünster, Ostholstein und Schleswig-Flensburg.
COPD-Patienten haben leicht erhöhtes Risiko für schweren COVID-19-Verlauf
Der AOK-Gesundheitsatlas geht auch der Frage nach, welche Auswirkungen das Coronavirus auf COPD-Patienten hat. "Derzeit wird davon ausgegangen, dass für COPD-Patienten kein erhöhtes Infektionsrisiko im Vergleich zu Patienten ohne COPD besteht", so Ackermann. Jedoch wird nach ersten Erkenntnissen davon ausgegangen, dass COPD-Patienten im Falle einer Infektion ein moderat erhöhtes Risiko für schwere Verläufe einer COVID-19-Erkrankung haben. Auch das Risiko für eine Krankenhausaufnahme ist ebenfalls leicht erhöht. Die Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Behandlung, der Gabe von Sauerstoff oder einer invasiven Beatmung war bei Vorliegen einer COPD etwa doppelt so hoch. "Deshalb gehören COPD-Patienten auch zu den Risikopersonen, die bevorzugt geimpft werden sollen", so Ackermann.
Strukturierte Behandlung für ein besseres Krankheitsmanagement
Zur Behandlung der COPD gibt es keine Therapiemöglichkeiten, die kausal in das Krankheitsgeschehen eingreifen und die Patienten heilen könnten. Medikamentöse Maßnahmen können lediglich die Symptome abmildern, aber nicht die Auswirkungen einer teils Jahre andauernden Lungenschädigung beseitigen. Deshalb ist es wichtig, dass die Patienten im Sinne eines wirksamen Krankheitsmanagements aktiv eingebunden werden, um ihre Krankheit zu erkennen, auf Symptome zu achten und bei Verschlechterung selbst geeignete Maßnahmen zu ergreifen. "Ziel muss es ein, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und die Leistungsfähigkeit der Betroffenen so lang wie möglich zu erhalten", sagt Ackermann.
Darüber hinaus ist auch eine regelmäßige ärztliche Betreuung erforderlich. Die AOK NordWest engagiert sich seit Jahren für eine bessere strukturierte medizinische Versorgung ihrer Versicherten mit einer COPD. Im Disease-Management-Programm (DMP) "AOK-Curaplan" werden die Patienten auf der Grundlage wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse behandelt. Dabei koordiniert der behandelnde Arzt die gesamte Behandlung und legt gemeinsam mit dem Patienten Therapieziele fest. Neben dem Rauchverzicht wird auch ein angemessenes körperliches Training angestrebt. "Unsere Versicherten werden aktiv an der Therapie beteiligt. In Schulungen lernen sie, besser mit ihrer Erkrankung umzugehen und deren Verlauf positiv zu beeinflussen", so Ackermann. Aktuell sind über 8.000 AOK-Versicherte in Schleswig-Holstein in dieses Programm eingeschrieben. Untersuchungen belegen die Effektivität von Disease-Management-Programmen bei COPD. Dabei verzichteten Patienten aufs Rauchen, die Lebensqualität wurde verbessert und Krankenhausfälle reduziert.
Teilnahmequote erhöhen
Allerdings könnte die Teilnahme am DMP-Programm COPD noch deutlich steigen. Innerhalb von Schleswig-Holstein gibt es große Unterschiede. Im Kreis Rendsburg-Eckernförde haben sich 35 Prozent und in der Stadt Lübeck 33,3 Prozent der AOK-versicherten COPD-Patienten in das DMP eingeschrieben, hingegen im Kreis Stormarn nur 11, 8 Prozent und im Kreis Nordfriesland 14,3 Prozent.
Spezielle Präventionsprogramme gegen das Rauchen helfen
Der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung und Entwicklung einer COPD stellt das Tabakrauchen dar. Die Prävention ist daher insgesamt die wichtigste Strategie zur Vermeidung zukünftiger COPD-Erkrankungen. Auf dem Weg zum Nichtrauchen unterstützt die AOK NORDWEST ihre Versicherten mit zahlreichen kostenfreien Angeboten. Dazu gehören persönliche oder digitale Angebote zum Rauchstopp im AOK-Kursprogramm, das AOK-Expertenforum ''Nichtrauchen online'' oder die Aktion ''Be Smart - Don''t Start'' für rauchfreie Schulklassen.
Steigende Mortalität und mehr Krankenhausfälle
In den letzten Jahren ist ein Rückgang der Anzahl der Raucher zu verzeichnen, in der Gruppe der jungen Erwachsenen ist dies besonders ausgeprägt. Jedoch ist aufgrund des relativ hohen Raucheranteils bei älteren Personen in Verbindung mit einer Alterung der Gesellschaft damit zu rechnen, dass die COPD-Prävalenz in den nächsten Jahren auf einem hohen Niveau bleiben oder sogar leicht steigen wird. Das belegen auch Statistiken, wonach die Sterbefälle in Schleswig-Holstein aufgrund einer COPD von 598 im Jahr 2000 auf 1.182 Fälle in 2019 angestiegen sind. Auch die Anzahl der Krankenhausbehandlungen stieg von 3.608 Fälle im Jahre 2000 auf 8.665 im Jahr 2019 an.
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