Weltweit sterben jedes Jahr sechs Millionen Menschen an den Folgen des Tabakkonsums. Zahlen, die viele Länder zu einer Tabakkontrollpolitik veranlasst haben, in dessen Folge die Zahl der Rauchenden langsam sinkt. Dennoch steigen die Gewinne der Tabakindustrie. Ein Widerspruch!? Der Dokumentarfilm "Nikotin. Droge mit Zukunft" entlarvt eindrucksvoll die Marketingstrategien der Tabakkonzerne. Gemeinsam mit dem Aktionsbündnis Nichtrauchen e.V. (ABNR) verlieh die Deutsche Krebshilfe dem Film daher das Rauchfrei-Siegel 2021. Die Regisseurin Bärbel Merseburger-Sill und Miriam Carbe von der Redaktion Aktuelles/ARTE erhielten die Auszeichnung stellvertretend. Erstmals wurde ein Dokumentarfilm mit dem Rauchfrei-Siegel prämiert.
In Deutschland fallen jedes Jahr rund 127.000 Menschen dem Rauchen zum Opfer. "Tabakkonsum verursacht allein mindestens 12 Krebsarten und verkürzt die Lebenserwartung um etwa zehn Jahre", betont Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. "Die hohen Todeszahlen der Gegenwart sind bedingt durch extrem hohe Raucherzahlen vorheriger Jahrzehnte." Seit die gesundheitlichen Gefahren des Rauchens bei Konsumenten und Regierungen zu einem Umdenken geführt haben, etabliert die Tabakindustrie eine neue Generation von Produkten auf dem Markt: E-Zigaretten und Tabakerhitzer. Diese werden intensiv beworben und versprechen einen schadstoffärmeren Nikotingenuss ohne Reue. Weltweit warnen Ärzte jedoch vor den gesundheitlichen Risiken, die von E-Zigaretten und Tabakerhitzern - insbesondere für die Lungen - ausgehen können.
Sieben Sekunden benötigt das Nikotin nach dem Inhalieren, um das Gehirn zu erreichen. Der Botenstoff Dopamin wird ausgeschüttet, künstliche Glücksgefühle fluten an und Entzugserscheinungen lassen nach. "Während der Dreharbeiten haben Vertreter der Industrie immer wieder versucht mich davon zu überzeugen, Nikotin sei harmlos", so Merseburger-Sill. "Meine Recherchen aber haben ergeben, dass Nikotin eine harte Droge ist, die extrem süchtig macht." Diese Erkenntnis wurde bereits in den 1960er Jahren als Leitsatz in internen Dokumenten der großen Zigarettenfirmen niedergeschrieben. "Uns war wichtig, dass alle Akteure rund ums Nikotin zu Wort kommen. In dem Dschungel der Glaubenskriege um das Thema sollte der Film eine Schneise gut recherchierter journalistischer Orientierung schlagen", sagt Miriam Carbe von ZDF/Arte, Redaktion Aktuelles. Lobbyismus und Marketingstrategien der Tabakindustrie der letzten Jahrzehnte werden im Film ebenso beleuchtet, wie gegenwärtige. So betonen beispielsweise Hersteller von E-Zigaretten und Tabakerhitzern aktuell, dass sich die Werbung für diese Produkte ausschließlich auf die Zielgruppe erwachsener Raucherinnen und Raucher konzentriere. Ihnen solle mit dem Umstieg von klassischen Zigaretten zu stylischen E-Varianten ein gesundheitlicher Benefit geboten werden. Der Dokumentarfilm zeigt allerdings Beispiele dafür, dass Marketingstrategien zumindest teilweise auch auf Teenager abzielen. Gesundheitsexperten werten dies als besonders kritisch. "Wer als Jugendlicher E-Zigaretten probiert, neigt später dreimal häufiger dazu, ''echte'' Zigaretten zu konsumieren", betont Professor Dr. Reiner Hanewinkel, Leiter des Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord). Die meisten E-Zigaretten enthalten Nikotin und machen daher ähnlich abhängig wie Tabakzigaretten. "Dies könnte die Erfolge sämtlicher Präventionsmaßnahmen der vergangenen Jahrzehnte torpedieren", so Hanewinkel.
"Entschiedenes Handeln seitens der Politik ist gefragt, denn mit diesen Produkten wird derzeit ein neuer Suchtmittelmarkt aufgebaut", sagt Dr. Martina Pötschke-Langer, Vorsitzende des ABNR. "Das Bündnis bundesweiter Gesundheitsorganisationen fordert daher unter anderem ein umfassendes Werbeverbot für Tabakerzeugnisse und E-Zigaretten, einschließlich der Werbung am Verkaufsort, eine Anpassung der Besteuerung von E-Zigaretten an die von Tabakzigaretten sowie ein Verbot von Aromastoffen, durch die insbesondere Jugendliche an den Nikotinkonsum herangeführt werden."
Interessierte können den prämierten Dokumentarfilm "Nikotin. Droge mit Zukunft" noch bis zum 11. Juni 2021 über die ZDF Mediathek ansehen. Jugendlichen wird der Film demnächst im Rahmen des Wettbewerbs für rauchfreie Schulklassen "Be Smart - Don''t Start" mit einem flankierenden Unterrichtskonzept angeboten - ein erfolgreiches Projekt, das bereits seit dem Jahr 2003 von der Deutschen Krebshilfe gefördert wird.
Rauchfrei-Siegel
In deutschen Film- und Fernsehproduktionen sind Rauchszenen allgegenwärtig, ebenso in Kinder- und Familienfilmen. Obwohl bundesweit dreiviertel der Erwachsenen und über 90 Prozent der Minderjährigen bewusste Nichtrauchende sind, spiegelt sich dieser gesellschaftliche Trend zum Nichtrauchen in vielen Filmen nicht adäquat wider. Durch Rauchszenen in Filmen wird zudem indirekt Werbung für ein Produkt gemacht, für das unter anderem im Internet, Fernsehen und zu bestimmten Tageszeiten auch im Kino nicht geworben werden darf. Die Deutsche Krebshilfe verleiht daher - in der Regel jährlich - gemeinsam mit dem Aktionsbündnis Nichtrauchen e.V. (ABNR) das "Rauchfrei-Siegel" an Filme, die bewusst auf rauchende Charaktere verzichten und somit Vorbildfunktion haben. Seit 2003 wurde das Siegel bereits 15 Mal verliehen. Ausführliche Informationen bietet die Deutsche Krebshilfe unter Rauchen und Krebs (krebshilfe.de).
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