Trotz umfangreicher Bemühungen und einer immer restriktiveren Tabakkontrollpolitik raucht immer noch knapp ein Viertel der deutschen Bevölkerung. Die traurige Bilanz der "quit or die"-getriebenen Suchtpolitik: 110.000 Menschen sterben pro Jahr an den Folgen des Tabakkonsums.
Dass dieser Zustand unerträglich ist und dringend Alternativen geboten werden müssen, betont Prof. Dr. Heino Stöver am Weltnichtrauchertag noch einmal nachdrücklich:
"E-Zigaretten bieten mit ihrem 95 % geringerem Schadenspotenzial eine vielversprechende Möglichkeit, das gesundheitliche Risiko sofort zu reduzieren. Ohne den "Harm Reduction"-Ansatz zur zentralen Handlungsmaxime in der Drogen- und Suchtpolitik - auch im Bereich Tabak - zu etablieren, werden wir die Konsument*innenzahlen nicht weiter senken können. Raucher*innen gelingt es häufig nicht, von jetzt auf gleich mit dem Zigarettenkonsum aufzuhören. Ganz konkret bedeutet dies daher, dass wir die deutlich weniger schädlichen Produkte als Alternative zur Tabakzigarette einsetzen müssen."
"Public Health England empfiehlt allen Raucher*innen schon seit Längerem den sofortigen Umstieg auf die E-Zigarette. Studien, auf welche sich die Exekutivagentur des britischen Ministeriums für Gesundheit und Soziales bezieht, haben gezeigt, dass der Rauchausstieg mit Hilfe der E-Zigarette um bis zu 70 % wahrscheinlicher gelingt als durch den Einsatz von z.B. Kaugummis oder Pflastern.", so der Suchtforscher.
Prof. Dr. Heino Stöver ergänzt: "Trotzdem sollen E-Zigaretten hierzulande steuerlich mit Tabakzigaretten gleichgestellt werden. Andere europäische Länder gehen ganz anders mit Alternativprodukten um und nutzen diese nachhaltig für den Rauchstopp der Bevölkerung. Das wird auch belohnt: England hat mit ca. 15 % die zweitniedrigste Raucher*innenquote in Europa. Schweden steht noch deutlich besser da; aktuell rauchen dort nur ca. 4 % der Bevölkerung."
Weiter führt er aus: "Nur durch ein grundsätzliches Umdenken nach schwedischem oder britischem Vorbild können wir unsere selbstgesteckten Ziele in der Zukunft erreichen. Andernfalls bleibt "commit to quit" für viele Konsument*innen leider nur ein Wunsch, der mangels Unterstützung nicht in Erfüllung geht."
"Deutschland rauchfrei 2030 - wir schaffen das! Nur wie?" mit dieser Frage beschäftigen sich hochkarätige Wissenschaftler*innen am 02.06.2021 auf dem gleichnamigen, von Prof. Dr. Heino Stöver veranstaltetem, Symposium. Dabei sind u.a. Prof. Dr. Karl Fagerström aus Schweden, Erfinder des Fagerström-Tests für Nikotinabhängigkeit sowie Dr. Linda Nilson von der University of Oxford und Mit-Autorin des aktualisierten Cochrane Reviews zu E-Zigaretten. Zur kostenfreien Anmeldung gelangen Sie hier. (https://www.frankfurt-university.de/de/hochschule/fachbereich-4-soziale-arbeit-gesundheit/forschung-am-fb-4/forschungsinstitute/institut-fuer-suchtforschung-isff/veranstaltungen-des-isff/deutschland-rauchfrei-2030/anmeldung-symposium-deutschland-rauchfrei-2030/)
Das Programm der Veranstaltung finden Sie hier. (https://www.frankfurt-university.de/fileadmin/standard/Hochschule/Fachbereich_4/Forschung/ISFF/Veranstaltungen/Programm_Webinar_Deutschland_rauchfrei_2030_.pdf)
Zur Person
Heino Stöver ist Professor an der Frankfurt University of Applied Sciences und Geschäftsführender Direktor des Instituts für Suchtforschung (http://www.frankfurt-university.de/isff) der Frankfurt University of Applied Sciences (ISFF). Er ist als Berater der WHO, von UNODC, der Europäischen Kommission, des Internationalen Roten Kreuzes, der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, des Open Society Institute und von Gesundheits-/Sozialministerien (in Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Litauen, Estland und Lettland) tätig. Er ist Mitgründer der internationalen peer-review-Zeitschrift International Journal of Prisoner Health, sowie Mit-Herausgeber der Schriftenreihe Gesundheitsförderung im Justizvollzug. Seit 2008 ist er Vorsitzender des akzept e.V. (Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik). Er ist ebenfalls Mitglied des beratenden Arbeitskreises "Männergesundheit" der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
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Fachbereich 4: Soziale Arbeit und Gesundheit
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