Karl Lauterbach und Hendrik Streeck sind zwei Gesichter dieser Pandemie. Der eine, weil er der personifizierte Corona-Alarm ist - ein Talkshow-Dauerfeuerwerk der schlechten Laune. Der andere - Streeck -, weil er seit Monaten dafür wirbt, einen Weg zu finden, "mit dem Virus zu leben". Beide mussten für ihre Position heftige verbale Prügel einstecken, Beleidigungen, Schmähungen, Hass. Lauterbach ist Zielscheibe für diejenigen, die von zu viel Vorsicht und Beschränkungen schon lange nichts mehr wissen wollen. Streeck für die, denen der Lockdown noch zu lasch ist. Dass ausgerechnet Lauterbach nun einräumt, dass ausgerechnet Streeck richtig damit lag, dass das Coronavirus bei wärmeren Temperaturen an Fahrt verliert, ist bemerkenswert. Auch wenn Streeck bei Weitem nicht der Einzige war, der auf die Saisonalität hingewiesen hat. Es bleibt ein ermutigendes Zeichen für die Diskussionskultur - so sollte es nun weitergehen. Wichtig ist eine möglichst offene, unvoreingenommene Debatte über die richtige Pandemie-Strategie. Dafür war in den zermürbenden Monaten des Coronawinters immer weniger Raum, dafür waren am Ende die Fronten zu sehr verhärtet. Das Kanzleramt hat sich wie in einer Wagenburg mit immer denselben Experten umgeben; Lauterbach gab öffentlich den Verkünder der schlechten Botschaften; Streeck wurde ins Lager der Schwurbler und Verharmloser einsortiert. Dabei ist der Austausch von Experten verschiedener Fachrichtungen und Meinungen wichtig, da nur so eine Abwägung stattfinden kann - zwischen den Vorteilen eines Lockdowns und seinen Gefahren. Dies muss künftig besser gelingen, ganz unabhängig von irgendwelchen Varianten.
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