SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat die hohen Zuschauerzahlen bei den Spielen zur Fußball-Europameisterschaft kritisiert und gleichzeitig für klare Regeln bei Reiserückkehrern plädiert. "Wir haben einen Super-Sommer, der steht auch nicht zur Disposition. Die Frage ist, wie wird der Herbst?", so Lauterbach im Fernsehsender phoenix. Große Menschenansammlungen müssten vermieden werden, insbesondere dort, wo die Delta-Virusvariante grassiere. "40.000 Zuschauer bei einem Fußballspiel halte ich für nicht vertretbar", meinte der Gesundheitspolitiker. Jetzt gelte es aufzupassen, dass man vom Virus nicht kalt erwischt werde. "Wir müssen mit einer schwierigen Lage im Herbst rechnen. Covid ist nicht weg und Delta wird nicht die letzte Variante gewesen sein." Aber durch die Impfungen könne man optimistischer in die Zukunft schauen: "Wir werden eine vierte Welle bekommen, aber keine dramatische vierte Welle. Wir müssen im Herbst nicht nochmal in den Lockdown."
Dennoch müssten gerade im Reisebereich strenge Regeln gelten. "Wenn wir nicht wollen, dass wir das Problem Lissabon in ganz Europa bekommen, müsste eine Einreisesperre für Menschen aus England kommen", verdeutlichte Lauterbach, der auch für deutsche Reiserückkehrer klare Vorgaben verlangte. Optimal sei es, die Rückkehrer bei der Einreise und fünf Tage später zu testen. Darauf könne nur bei Genesenen und vollständig Geimpften verzichtet werden. "Aber wir sind im Wahlkampf. Da will natürlich niemand eine negative Nachricht für die Urlauber artikulieren."
Wenn während der Urlaubsreise eine Region zu einem Risikogebiet erklärt werde, müsse man fünf Tage Quarantäne einhalten. "Das ist extrem bitter.
Wir müssen aber überlegen, was wir wollen. Wenn wir aus einem Super-Sommer in einen sehr guten Herbst übergehen wollen, müssen wir aufpassen, dass wir nicht zu viele Delta-Fälle haben. Sonst gefährden wir die Ungeimpften, diejenigen, die sehr früh geimpft wurden und wo der Impfstoff wohlmöglich nicht mehr die volle Wirkung hat, und wir gefährden unsere Kinder, denn das würde riesige Auswirkungen in den Schulen haben", so Lauterbach.
Der SPD-Politiker sprach sich erneut für eine Impfung von Kindern aus und beklagte einen gewissen Egoismus der Erwachsenen, Impfstoff für sich selbst zu reklamieren. "Wir haben sehr wenig getan, um dafür zu sorgen, dass Impfstoff für die armen Länder dieser Welt produziert wird. Jetzt sind unsere Kinder dran und da soll plötzlich gespart werden. Das kann nicht richtig sein", erklärte Lauterbach.
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